Blauhelm-Soldaten der UN-Mission UNIFIL bei einer Patrouille im Südlibanon

Israelische Bodenoffensive UN melden Beschuss ihres Hauptquartiers im Libanon

Stand: 10.10.2024 15:37 Uhr

Mit der israelischen Offensive im Südlibanon steigt auch die Gefahr für Soldaten der UN-Blauhelmmission UNIFIL. Ein israelischer Panzer hat nach UN-Angaben deren Hauptquartier getroffen und zwei Soldaten verletzt.

Bei einem Beschuss des Hauptquartiers der UN-Mission UNIFIL durch israelische Truppen hat es offenbar die ersten Opfer in den Reihen der Blauhelme seit Beginn von Israels Bodenoffensive im Libanon gegen die Hisbollah-Terrormiliz Anfang Oktober gegeben.

Nach Darstellung der Vereinten Nationen schoss ein Panzer der israelischen Armee auf einen UN-Beobachtungsposten. Mindestens zwei Blauhelm-Soldaten seien dabei verletzt worden, teilte ein Sprecher mit.

Laut Bundeswehr keine Deutschen verletzt

Die UN-Mission überwacht das israelisch-libanesische Grenzgebiet seit Jahrzehnten. Daran sind mehr als 10.000 UN-Soldaten aus mehr als 50 Ländern beteiligt, darunter auch Deutsche. Viele der UN-Truppen stammen unter anderem aus Indonesien, Italien und Indien.

Ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr sagte auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa, nach aktuellen Erkenntnissen seien keine deutschen UN-Soldaten getroffen worden. Von der israelischen Armee gibt es bislang keine Bestätigung oder Details zu dem Vorfall.

Hauptquartier "wiederholt getroffen"

Der Beschuss ereignete sich in Nakura im Südlibanon. An der Mittelmeerküste ist Nakura der erste größere Ort nahe der Demarkationslinie mit Israel. Die UNIFIL-Mission hat hier ihr Hauptquartier. Dieses und die Umgebung seien "wiederholt getroffen" worden, erklärte der UNIFIL-Sprecher. Die beiden UN-Soldaten seien nicht schwer verletzt, nach dem Angriff aber im Krankenhaus.

Ein israelischer Angriff auf einen weiteren UNIFIL-Posten habe den Eingang zu einem Bunker getroffen, in dem UN-Soldaten Schutz gesucht hatten. Dabei seien UN-Fahrzeuge und ein Kommunikationssystem beschädigt worden.

Israels Armee hatte Anfang Oktober eine Bodenoffensive im Libanon begonnen und kämpft dort nach eigenen Angaben gegen die vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz. Zugleich steigt die Gefahr möglicher Zusammenstöße mit der libanesischen Armee sowie mit den UN-Soldaten. Die libanesische Armee ist nicht direkt am Konflikt beteiligt, doch hat auch sie bereits Todesopfer nach Zusammenstößen mit israelischen Truppen gemeldet.

Kritik an israelischer Offensive

Schon vor einigen Tagen hatte sich die UN-Mission "zutiefst besorgt" gezeigt über Aktivitäten des israelischen Militärs "in unmittelbarer Nähe" zu einem ihrer Posten. Sie bezog sich dabei auf einen Angriff nahe Marun ar-Ras weiter östlich im Grenzgebiet.

Irlands Präsident Michael D. Higgins, dessen Land mehr als 300 der UN-Soldaten stellt, hatte das israelische Vorgehen zuletzt scharf kritisiert. Israels Armee habe die Friedenstruppen bedroht und wolle sie evakuieren lassen, teilte Higgins vor einigen Tagen mit. Israel fordere sogar, dass die gesamte UNIFIL-Mission sich aus dem Grenzgebiet entferne.