Ein Kind fährt auf einem Fahrrad durch ein verregnetes Flüchtlingslager in Gaza-Stadt

Überschwemmungen in Gaza Zelt-Unterkünfte unter Wasser

Stand: 31.12.2024 17:16 Uhr

Der Krieg hat zu weitläufiger Zerstörung des Gazastreifens geführt. Nahrung ist knapp, der Gesundheitsversorgung droht der Kollaps. Nun verschlechtern zudem Regen und Kälte die Lage der Menschen.

Starke Regenfälle und Kälte haben an den letzten Tagen des Jahres die Lage der Menschen im Gazastreifen verschärft. Die Zivilverteidigung, die der von der islamistischen Hamas geführten Regierung angegliedert ist, teilte mit, sie habe Hunderte Notrufe erhalten, weil Unterkünfte überschwemmt worden seien. In dem Gebiet leben Hunderttausende Menschen in Zelten.

In sozialen Medien kursierten zahlreiche Bilder von überfluteten Zeltlagern für palästinensische Binnenflüchtlinge. Auch Aufnahmen der Nachrichtenagentur AP zeigten Kinder im Schlamm zwischen Reihen dicht gedrängter Zelte.

Eine provisorische Klinik in Chan Yunis im Gazastreifen steht unter Wasser

Eine provisorische Klinik in Chan Yunis im Gazastreifen steht unter Wasser. Im Winter kommt es in der Region häufig zu Stürmen und starken Regenfällen. Die Temperaturen fallen nachts unter zehn Grad Celsius.

Tausende ohne Schutz vor Wind und Wetter

Nach UN-Angaben müssen fast eine Million Menschen im Gazastreifen die Wintermonate ohne angemessene Unterkunft verbringen. Zuletzt lagen die Temperaturen in der Stadt Gaza nachts teilweise unter zehn Grad, es herrschten starke Winde und Regen.

Hilfsorganisationen hatten vor den prekären Lebensumständen von Binnenflüchtlingen im Gazastreifen bei niedrigeren Temperaturen und einem Anstieg von Krankheiten bei Kindern gewarnt. In den vergangenen Wochen starben im Gazastreifen laut den örtlichen Behörden mindestens vier Säuglinge an Unterkühlung.

UN: Gesundheitssystem in Gaza vor Zusammenbruch

Die UN warnte unterdessen, dass wegen israelischer Angriffe das Gesundheitssystem im Gazastreifen am Rande des völligen Zusammenbruchs" stehe. Zu einem neuen Bericht des UN-Menschenrechtskommissariats erklärte dessen Büro in Genf, "die Serie tödlicher Angriffe durch Israel auf die Krankenhäuser in Gaza und in der Nähe, sowie die Kämpfe, die damit zusammenhängen, haben das Gesundheitssystem an den Rand des völligen Zusammenbruchs gebracht".

Für den Zugang der Palästinenser zu einer Gesundheitsversorgung und zu Medikamenten seien die Auswirkungen "katastrophal", hieß es in der Erklärung weiter. Dem Bericht zufolge wurden in der Zeit zwischen Oktober 2023 und Ende Juni 2024 mindestens 136 Angriffe auf 27 Krankenhäuser und zwölf andere medizinische Einrichtungen im Gazastreifen gezählt - mit hohen Opferzahlen unter Ärzten, Krankenpflegern und Zivilisten.

Die israelischen Anschuldigungen, dass die Gebäude von islamistischen Gruppen wie der Hamas genutzt würden, seien zudem "vage und allgemein". Es gebe bis heute keine ausreichenden Informationen dazu. 

Krankenhaus nach Angriff nicht mehr funktionsfähig

Israel hatte zuletzt einen Angriff auf das Kamal-Adwan-Krankenhaus im Norden des Gazastreifens gestartet. Das letzte noch funktionsfähige Krankenhaus in dem Gebiet ist nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation seither nicht mehr funktionsfähig. Die israelische Armee hatte die Angriffe damit gerechtfertigt, dass sich dort "Terroristen" versteckt hätten.

Seit Oktober konzentrieren sich die israelischen Armeeeinsätze im Gazastreifen auf den Norden des Palästinensergebiets. Nach offiziellen Angaben zielt die Offensive zu Lande und aus der Luft darauf ab, eine Neuorganisation und ein Wiedererstarken der Hamas zu verhindern.

Clemens Verenkotte, BR, zzt. Tel Aviv, tagesschau, 01.01.2025 06:07 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 15. Dezember 2024 um 20:00 Uhr.