Demonstranten fordern in Tel Aviv due Zustimmung zu einem Geisel-Abkommen mit der Hamas

Krieg in Nahost Rückt ein Geiselabkommen näher?

Stand: 06.12.2024 13:43 Uhr

Israel und die Hamas verhandeln wieder - und von beiden Seiten kommen positive Signale für ein Abkommen und eine dauerhafte Waffenruhe. Doch die Geisel-Angehörigen glauben nicht, dass es dieses Mal eine Lösung geben wird. .

Die Waffenruhe an der Nordfront, im Krieg gegen die Hisbollah, scheint stabil. Die Frage lautet: Wie geht es nun in Gaza weiter? Kann auch dort eine Vereinbarung erzielt werden, die die Kampfhandlungen beendet und über die die Geiseln, die inzwischen seit 14 Monaten in der Hand der Hamas sind, in Freiheit gelangen?

Hamas-Sprecher Bassem Naim zeigt sich in der Türkei in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AP vorsichtig optimistisch. "Ja es gibt eine Wiederbelebung der Verhandlungsgespräche. Auch wenn es noch keine endgültige Vereinbarung gibt", so Naim. "Ich denke, es ist keine riesengroße Herausforderung, eine Vereinbarung zu erzielen."

Maximalforderungen verhinderten Waffenruhe

Zuletzt war eine Vereinbarung in Gaza an den Maximalforderungen beider Seiten, von Israel und der Hamas, gescheitert. Es scheint also Bewegung in die Gespräche gekommen zu sein. Das sieht auch der Israeli Gershon Baskin im Interview mit dem Radiosender KAN so. Baskin war in der Vergangenheit immer wieder in Geiselverhandlungen involviert.

"Die Hamas verlangte bisher von allen immer die Zusage, dass der Krieg endet. Es sieht nicht danach aus, dass die israelische Regierung bereit ist, dies zuzusagen.", sagt Baskin. Am Anfang des Krieges habe die Hamas aber noch eine weitere Sache gefordert. "Nämlich, dass palästinensische Gefangene aus den Gefängnissen freigelassen werden. Heute sagt sie das nicht mehr. Da scheint es einen Schlüssel zu geben, auf den man sich geeinigt hat."

US-Botschafter: "Israel hätte besser kommunizieren sollen"

Dass der Punkt "Freilassung der palästinensischen Geiseln" lange Zeit ein mögliches Abkommen verhindert hat, erklärte in einem Interview im israelischen TV der US-Botschafter in Israel, Jacob Lew. Israel hätte dies besser kommunizieren sollen, lautet seine leise Kritik an die Regierung.

"Ich denke, dass der Widerstand mehrheitlich von der Hamas kam, aber einiges von dem, was die israelische Regierung getan hat, hat den Fokus in einer Weise weg von der Hamas verschoben, was nicht hilfreich war", sagt Lew.

Auch auf israelischer Seite gibt es einen vorsichtigen Optimismus über eine mögliche Einigung mit der Hamas. Vielleicht biete sich jetzt die Gelegenheit für ein Geiselabkommen, erklärte der neue Außenminister Gideon Saar am Rande eines OSZE-Treffens in Malta. Israel meine es ernst mit einem Geiselabkommen. Saar hoffe, dass es erreicht werden könne, und zwar so schnell wie möglich.

"Ich glaube nicht mehr an die Politik"

Worte, denen Adam Hajaj nur wenig Glauben schenkt. Sein Cousin ist seit über einem Jahr im Gazastreifen in der Hand der Hamas. Wie viele andere Angehörige der Geiselopfer ist er verzweifelt.

"Ich weiß nicht, ob es ein Abkommen geben wird oder nicht, ob überhaupt etwas vorankommt. Aber ich sage mit ganzem Herzen: Ich glaube nicht mehr an die Politik, nicht an rechts oder links", so Hajaj. Er vertraue nur auf seine Gebete, in denen er Gott bitte, ihm seinen Cousin zurückzubringen. "Das ist das Einzige, was mir geblieben ist. Ich habe kein Vertrauen mehr in niemanden, ich glaube kein Wort mehr - ich will nur, dass er zurückkommt."

Immerhin hat Katar die Verhandlungen wieder aufgenommen. Zuletzt hatte das Emirat seine Vermittlungsbemühungen auf Eis gelegt aus Frust über Israel und die Hamas. Erst wenn beide "Bereitschaft und Ernsthaftigkeit" zeigten, wollte Katar sich wieder als Vermittler einschalten. Dies scheint jetzt wieder der Fall zu sein.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 06. Dezember 2024 um 13:47 Uhr.