Pakistan Unruhen nach Verhaftung von Ex-Premier Khan
Nach der Festnahme des früheren pakistanischen Regierungschefs Khan gehen dessen Anhänger auf die Straße. In mehreren Städten kommt es zu Ausschreitungen mit der Polizei. Mittlerweile soll es auch einen Toten und mehrere Verletzte geben.
Die Verhaftung des früheren pakistanischen Premierministers Imran Khan hat in mehreren Städten des Landes Proteste ausgelöst. Es kam zu Zusammenstößen zwischen Anhängern des Politikers und der Polizei. Die Partei des inhaftierten Ex-Premiers, die Tehreek-e-Insaf (PTI), rief ihre Anhänger auf, das Land lahmzulegen. "Eure Zeit ist gekommen, Menschen in Pakistan. Khan hat immer für euch gestanden, jetzt ist es Zeit, für ihn zu stehen", twitterte die Partei.
In Kahns Heimatstadt Lahore folgten Hunderte Anhänger dem Aufruf und blockierten Straßen, die Polizei wurde in höchste Alarmbereitschaft versetzt. In Quetta soll nach Regierungsangaben bei Zusammenstößen ein Anhänger Khans getötet worden sein. Laut städtischer Polizei wurden mindestens zehn Menschen verletzt, unter ihnen sechs Sicherheitskräfte.
Anhänger des inhaftierten Ex-Premiers Khan blockieren eine Straße in Karatschi.
Auch in der Hafenstadt Karatschi stoppten Demonstranten den Verkehr. Proteste werden auch aus der Millionenstadt Rawalpindi gemeldet. Dort sollen Anhänger Khans nach Medienberichten das Hauptgebäude des pakistanischen Militärs gestürmt haben. Laut weiterer Berichte sollen Internetdienste wie Twitter, Facebook und YouTube in manchen Landesteilen nur noch eingeschränkt funktionieren.
Festnahme bei Gerichtstermin
Der 70-jährige Khan war bei einem Gerichtstermin in der Hauptstadt Islamabad von Beamten der Antikorruptionsbehörde (NAB) festgesetzt worden, teilte ein führender Vertreter der PTI mit. Die Haftbefehle waren von der NAB ausgestellt worden.
Sicherheitskräfte eskortieren ein Auto mit dem ehemaligen pakistanischen Premierminister Imran Khan.
Der Fernsehsender Geo-TV zeigte, wie Khan in ein gepanzertes Fahrzeug gebracht wurde, das mit ihm davonfuhr. Ob er in Islamabad festgehalten wird oder an einen anderen Ort verlegt wurde, war zunächst nicht klar.
Wahlkommission spricht von Bestechung
Hintergrund der Verhaftung sei einer der vielen Korruptionsfälle, für die sich Khan verantworten müsse, sagte ein Sicherheitsbeamter der Nachrichtenagentur dpa. Der ehemalige Regierungschef ist wegen Bestechung angeklagt. Ihm wird vorgeworfen, Staatsgeschenke verkauft zu haben, die er als Premierminister erhalten hat. Die Einnahmen habe er vor dem Wahltribunal verborgen, wirft ihm die Wahlkommission vor.
Gerichtsterminen blieb Khan immer wieder fern. Im März stürmte die Polizei sein Wohnhaus in der Millionenstadt Lahore, um nach Waffen zu suchen. Auch damals kam es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Beamten und seinen Anhängern.
Khan wittert eine Verschwörung
Im April 2022 war Khan durch ein Misstrauensvotum als Premierminister nach fast vier Jahren im Amt abgesetzt worden. Er hatte in den vergangenen Monaten immer wieder zu Massenprotesten und Neuwahlen aufgerufen. Der ehemalige Kricketstar behauptet, seine Absetzung sei illegal gewesen und Folge einer Verschwörung der Regierung seines Nachfolgers Shehbaz Sharif und der US-Regierung. Er fordert vorgezogene Neuwahlen.
Seit seiner Absetzung bringt die pakistanische Justiz immer neue Vorwürfe gegen Khan vor. Er muss sich mittlerweile in mehr als 80 Fällen vor Gericht verantworten - unter anderem wegen Korruption, Geldwäsche und Beleidigung einer Richterin.