Nach Hamas-Überfall Deutsch-Israelin Shani Louk ist tot
Mehr als drei Wochen nach dem Terrorüberfall der Hamas auf Israel hat die Familie der vermissten Deutsch-Israelin Shani Louk die Nachricht von ihrem Tod erhalten. Die 22-Jährige wurde wohl schon beim Angriff auf das Musikfestival getötet.
Die von Hamas-Terroristen überfallene Deutsch-Israelin Shani Louk ist nach Angaben der israelischen Regierung tot. Das teilte das israelische Außenministerium im Onlinedienst X (vormals Twitter) mit.
Das Auswärtige Amt bestätigte den Tod einer weiteren Person mit deutscher Staatsangehörigkeit, äußerte sich jedoch nicht konkret zum Fall Shani Louk. Ein Sprecher wiederholte frühere Angaben, nach denen man davon ausgehen müsse, dass "eine einstellige Zahl deutscher Staatsangehöriger dem Terror der Hamas zum Opfer gefallen ist".
Familie äußert sich
Zuvor hatte sich bereits Louks Familie geäußert, die seit mehr als drei Wochen um sie bangte: "Leider haben wir gestern die Nachricht bekommen, dass meine Tochter nicht mehr am Leben ist", sagte die Mutter Ricarda Louk der Nachrichtenagentur dpa und RTL/ntv. Das habe ihr das israelische Militär mitgeteilt.
Die Leiche ihrer Tochter sei bislang zwar nicht gefunden worden, sagte Ricarda Louk. Man habe aber einen Splitter eines Schädelknochens gefunden und damit eine DNA-Probe gemacht. Wenn man an diesem inneren Schädelknochen verletzt sei, könne man nicht mehr leben, sagte die Mutter. Das erforderliche DNA-Vergleichsmaterial hätten die Eltern den Behörden schon vor längerer Zeit zur Verfügung gestellt.
"Ein kleiner Trost"
Die Mutter geht mittlerweile davon aus, dass ihre Tochter bereits seit dem 7. Oktober tot ist - möglicherweise sei sie bei dem Terrorüberfall durch einen Schuss in den Schädel getötet worden. Die Familie hatte in den Tagen danach erklärt, Shani könnte schwer verletzt in ein Krankenhaus in den Gazastreifen gebracht worden sein. Die Nachricht sei zwar schrecklich, sagte Ricarda Louk. Es sei aber gut, nun Gewissheit zu haben.
Shani Louks Tante Rinat Louk sagte dem ARD-Studio Tel Aviv, die Funde und die Erkenntnisse der Ermittler zeigten, dass Shani in der Nähe des Festivalgeländes erschossen worden sei: "Für die Familie besteht darin ein kleiner Trost, denn all die Dinge, die wir gesehen haben - ein Video aus dem Gazastreifen, das sie zeigte, in dem sie ausgezogen und geschlagen wurde - diese Dinge musste sie nicht wirklich erleben."
Zu Aussagen des israelischen Präsidenten Izchak Herzog in der "Bild", Shani Louk sei enthauptet worden, erklärte sein Sprecher auf Nachfrage: "Die Tatsache, dass ein erheblicher Teil ihres Schädels gefunden wurde, löste die Angst aus, dass sie geköpft wurde."
Scholz verurteilt "Barbarei"
Bundeskanzler Olaf Scholz bezeichnete die Ermordung als "furchtbare" Tat und "Barbarei". Hier sei ein Mensch auf brutale Weise ermordet worden, sagte er während seiner Afrika-Reise im nigerianischen Lagos. "Das zeigt welch Geistes Kind diese Täter sind. Das ist etwas, das wir als Menschen nur verachten können."
Der Mord zeige "die ganze Barbarei, die hinter diesem Angriff der Hamas steckt", betonte Scholz. Deshalb müssten die von der EU als Terrororganisation eingestuften Islamisten zur Rechenschaft gezogen werden. Israel habe das Recht, sich zu verteidigen.
Ricarda Louk, die Wurzeln in Baden-Württemberg hat, hatte nach dem Terrorangriff die Bundesregierung um Hilfe gebeten - auch bei einem Treffen mit Außenministerin Annalena Baerbock in Israel. Die Familie beklagte, dass sie von den deutschen und israelischen Behörden kaum Informationen erhalten hatte.
Verschleppt auf einem Musikfestival
Shani Louk war mit ihrem Freund bei einem Musikfestival in der Nähe des Gazastreifens, als die Hamas-Terroristen das Gelände stürmten, mindestens 260 Menschen töteten und viele weitere verschleppten.
Bei dem Massaker der Hamas wurden am 7. Oktober und den folgenden Tagen mehr als 1.400 Menschen getötet. Insgesamt 239 Geiseln sollen nach Angaben der israelischen Armee in den Gazastreifen verschleppt worden sein, unter ihnen mehrere Deutsche. Das Auswärtige Amt spricht weiterhin von insgesamt acht Vermisstenfällen deutscher Staatsbürger, wobei ein Fall auch mehrere Familienmitglieder einschließen könne. Die genaue Zahl nennt die Regierung nicht.
Nach Angaben der Terrororganisation Hamas, die sich nicht überprüfen lassen, sollen inzwischen 50 Geiseln bei israelischen Bombenangriffen ums Leben gekommen sein. Vier Frauen wurden freigelassen.
Angehörige hoffen, dass es gelingt, weitere Geiseln auf dem Verhandlungsweg freizubekommen. Dabei geht es offenbar auch um einen Austausch gegen palästinensische Gefangene in israelischen Gefängnissen. Gleichzeitig ist die Befreiung von Geiseln ein Ziel der Bodenoffensive, die im Gazastreifen läuft. Das gilt jedoch als äußerst schwierig.
Mit Informationen von Jan-Christoph Kitzler, ARD Tel Aviv