Menschenrechte in Afghanistan Taliban verbannen Frauen aus Universitäten
Die Taliban haben Afghaninnen den Zugang zur Hochschulbildung untersagt. Der Bann gelte für unbestimmte Zeit, heißt es in einer Regierungserklärung. Erst vor drei Monaten hatten Mädchen und Frauen im ganzen Land Aufnahmetests für Unis absolviert.
Die islamistischen Taliban haben in Afghanistan Frauen die Universitätsbildung verboten. In einer Regierungserklärung wurden alle privaten und öffentlichen Universitäten angewiesen, das Bildungsverbot für Frauen bis auf weiteres durchzusetzen. Die Mitteilung wurde vom Ministerium für Höhere Bildung geteilt und lag der Deutschen Presse-Agentur vor. Unterzeichnet wurde die Erklärung vom amtierenden Minister Scheich Neda Mohammed Nadim. Eine Begründung gab es nicht.
USA und Großbritannien verurteilen den Bann
Damit schränken die Islamisten weiter die Rechte von Frauen in Afghanistan ein. Die USA und Großbritannien verurteilten den Schritt während einer Sitzung des UN-Sicherheitsrats zu Afghanistan. "Die Taliban können nicht erwarten, ein legitimes Mitglied der internationalen Gemeinschaft zu werden, solange sie nicht die Rechte aller Afghanen respektieren, insbesondere die Menschenrechte und die Grundfreiheit von Frauen und Mädchen", sagte der US-Vertreter Robert Wood.
Bislang getrennter Unterricht
Vor weniger als drei Monaten hatten Tausende Mädchen und Frauen im ganzen Land Aufnahmetests für Universitäten absolviert. Viele von ihnen wollten Lehramt oder Medizin studieren.
Nach der Machtübernahme der radikalislamischen Taliban im August vergangenen Jahres wurden Universitäten bereits gezwungen, neue Regeln einzuführen. So wurden Eingänge und Unterrichtsräume nach Geschlechtern getrennt. Frauen durften nur von anderen Frauen oder alten Männern unterrichtet werden. Die meisten weiblichen Teenager sind in Afghanistan bereits von der Teilnahme an weiterführender Bildung im Sekundarbereich ausgeschlossen.
Dramatische Lage der Frauen
Auch von anderen Bereichen des öffentlichen Lebens sind Mädchen und Frauen weitgehend ausgeschlossen. So dürfen Frauen nicht ohne Begleitung eines männlichen Familienangehörigen reisen oder an ihren Arbeitsplatz fahren. Zudem sind viele Arbeitsplätze für Frauen gesperrt. In Kabul ist Afghaninnen seit einigen Monaten sogar der Besuch in öffentlichen Parks und Fitnessstudios untersagt. Trotz internationaler Kritik halten die Taliban an ihrem Kurs fest. Menschenrechtsorganisationen sprechen von einer dramatischen Verschlechterung der Frauenrechte seit der Machtübernahme.
Bereits während des Taliban-Regimes zwischen 1996 und 2001 durften Frauen in Afghanistan nicht mehr arbeiten und nur noch verschleiert in Begleitung eines männlichen Familienmitglieds das Haus verlassen. In der Öffentlichkeit war für sie lautes Sprechen oder Lachen verboten.