Afghanistan Taliban lassen Schönheitssalons schließen
Die Taliban in Afghanistan lassen Kosmetik- und Friseursalons für Frauen schließen, zunächst für vier Wochen. Für Frauen waren diese eine der letzten Möglichkeiten, Geld zu verdienen - und ein Rückzugsort.
Ein Schönheitssalon in Afghanistans Hauptstadt Kabul. Die goldgerahmten Spiegel sind hell beleuchtet. Von der Decke hängt ein pompöser Kronleuchter. Noch ist der Salon geöffnet. Friseurin Zarafshan ordnet Kosmetikprodukte. Die junge Frau arbeitet hier seit einem Jahr, erzählt sie der Nachrichtenagentur AP. Sie trägt ein Kopftuch, ihr Gesicht hat sie mit einem medizinischen Mundschutz verdeckt. Beim Sprechen schaut sie die meiste Zeit zu Boden.
"In den vergangenen ein bis zwei Tagen haben die Taliban einen Befehl herausgegeben, die Schönheitssalons zu schließen. Ich bitte Sie, das nicht zu tun, denn wir arbeiten hier, um etwas legales Geld zu verdienen. Die Schulen sind für Frauen verboten, die Schönheitssalons sind für Frauen verboten - hat eine Frau nicht das Recht, in der Gesellschaft zu leben?"
Viele Kosmetiksalons in Kabul
In Kabuls Zentrum reiht sich bislang ein Schönheitssalon an den nächsten. In den vergangenen 20 Jahren waren sie eine gute Möglichkeit für Frauen, Geld zu verdienen, oft als einzige Einnahmequelle für die Familie. Außerdem waren die Läden ein geschützter Raum, wo sie sich treffen und austauschen konnten.
Doch seit der Machtübernahme der Taliban mussten die Läden ihre Schaufenster abkleben. Zu dem jetzt erlassenen Verbot gab ein Sprecher des Ministeriums für Tugend keine genaueren Gründe an. Er bestätigte lediglich ein Schreiben, dass sowieso schon in den sozialen Medien kursierte: Demnach müssen in den kommenden vier Wochen alle Schönheits- und Friseursalons in der Hauptstadt Kabul und in allen Provinzen des Landes schließen.
Friseurin Yelda: "Frauen haben keinen Wert"
Auch in der Stadt Herat etwa 800 Kilometer westlich von Kabul haben die meisten Schönheitssalons noch geöffnet. Friseurin Yelda Azizi zeigt einer Kundin verschiedene Farbtöne zum Haare färben. Sie sagt: "Wir haben diese Nachricht schon vor einigen Tagen gehört. Das ist meiner Meinung nach keine gute Aktion. Alles wurde geschlossen, die Frauen haben keinen Wert in dieser Gesellschaft. Ich bin enttäuscht."
Die junge Frau hat Angst vor der Zukunft. Bis jetzt hatte sie als Kosmetikerin, als eine der wenigen Frauen in Afghanistan, noch eine Möglichkeit, Geld zu verdienen. Und jetzt mit dem neuesten Verbot der Taliban?
"Ich denke, wenn der Laden schließt, muss ich arbeitslos zu Hause sitzen, ohne etwas. Meine einzige Hoffnung war, dass ich hier noch arbeiten kann. Ich weiß, wenn ich zu Hause sitze, werde ich krank", sagt sie.
Einem Bericht des UN-Menschenrechtsrats zufolge zählt die Lage von Frauen und Mädchen in Afghanistan zu den schlechtesten weltweit. Ihre systematische Diskriminierung sei das Kernstück der Ideologie der Taliban.