Erdogan im Irak Mehr Wasser gegen mehr Sicherheit
Seit langem streiten die Türkei und der Irak um das Wasser von Euphrat und Tigris. Nun kommt Ankara Bagdad dabei entgegen. Dem türkischen Präsidenten Erdogan ging es aber vor allem um die PKK.
Mit Salutschüssen und militärischen Ehren wurde Recep Tayyip Erdogan in Bagdad empfangen - erstmals seit 13 Jahren reiste das türkische Staatsoberhaupt wieder in das Nachbarland. Und das nicht ohne Eigeninteressen: Wasser und Wirtschaftswachstum für den Irak gegen Öl und Sicherheitsvereinbarungen für die Türkei - so kann man den Besuch des türkischen Staatsoberhaupts wohl zusammenfassen.
Gleich eine ganze Reihe von Kooperationsabkommen wurden unterzeichnet. So ging es beispielweise um den akuten Wassermangel im Irak - dem historischen Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris geht das nämlich buchstäblich aus. Schuld daran sind unter anderem riesige Staudammprojekte in der Türkei.
Die Abkommen sollen unter anderem zu einer "besseren Verwaltung des Wassers von Euphrat und Tigris" beitragen, so der irakische Regierungschef Ministerpräsident Mohammed al-Sudani.
Was Erdogan erwartet
Doch Erdogan greift seinem südlichen Nachbarn offenbar nicht ohne Gegenleistung unter die Arme: Bei seinem Besuch ging es vor allem um gemeinsame Sicherheitsabkommen und damit um die Frage der Kurdischen PKK. Die irakische Regierung hatte zuletzt zur großen Freude Ankaras die kurdische Arbeiterpartei verboten. Erdogan forderte die irakische Regierung auf, entschlossen gegen die PKK vorzugehen.
Der Kampf gegen den Terror sei eines der wichtigsten Themen, erklärte Erdogan, er habe mit al-Sudani "gemeinsame Schritte gegen die PKK besprochen". Die PKK-Präsenz im Irak sollte "so schnell wie möglich enden", sagte der türkische Präsident - sein Land sei bereit, den Irak bei seinen Schritten "voll zu unterstützen".
Steht eine neue Offensive gegen die PKK bevor?
Der irakische Verteidigungsminister hatte bereits vor einigen Wochen ein Koordinierungszentrum für Geheimdienstinformationen in Aussicht gestellt. Möglich sei, so sagen Beobachter, dass Erdogan eine weitere Offensive gegen kurdische Kämpfer plant, die sich im autonom-regierten Irakisch-Kurdistan im Norden des Irak versteckt halten.
Das türkische Militär hat die PKK in den benachbarten Irak zurückgedrängt und führt im Norden regelmäßig Militäreinsätze gegen die PKK und ihre Stellungen aus. Nach seinem Besuch in Bagdad reiste Erdogan weiter in den Nordirak.
Die Vision vom Handelszentrum
Um dem wirtschaftlich angeschlagenen Irak unter die Arme zu greifen - möglicherweise auch um dem iranischen Einfluss im Irak etwas entgegenzusetzen - waren neben dem türkischen Präsidenten auch die Transportminister der Vereinigten Arabischen Emirate und Katars nach Bagdad gekommen. Sie unterzeichneten mit ihren Amtskollegen eine Vereinbarung der vier Länder, den Irak zu einem Handelszentrum zwischen Asien und Europa zu entwickeln.
So sollen Straßen- und Zugverbindungen Richtung Golfstaaten und bis in die Türkei gebaut werden. Auf diese Weise könnten zum Beispiel die Golfstaaten auf dem Landweg an Lebensmittel aus der Türkei kommen. Die Projektkosten liegen laut irakischer Regierung bei rund 17 Milliarden US-Dollar.
Im Gegenzug sicherte die irakische Regierung die Wiederaufnahme von Ölexporten Richtung Türkei zu - die Pipeline war vor rund einem Jahr geschlossen worden.