Stadt im Norden der Ukraine Tote und Verletzte bei Luftangriff auf Tschernihiw
Bei einem russischen Raketenangriff auf das Stadtzentrum von Tschernihiw im Norden der Ukraine sind nach Angaben aus Kiew mindestens sieben Menschen getötet und mehr als 100 verletzt worden. Ein Marschflugkörper sei an einem zentralen Platz eingeschlagen.
Die russische Armee hat das Zentrum der Stadt Tschernihiw im Norden der Ukraine bombardiert. Offiziellen Angaben zufolge sind dabei mindestens sieben Menschen getötet worden, darunter ein Kind. Mindestens 110 weitere Menschen wurden durch den Beschuss im belebten Stadtzentrum verletzt.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach in seiner nächtlichen Videoansprache von 144 Verletzten. Auch unter den Verletzten seien 15 Kinder.
Ein Marschflugkörper sei an einem zentral gelegenen Platz eingeschlagen, während Menschen aufgrund eines religiösen Feiertags auf dem Weg zur Kirche gewesen seien.
"Eine russische Rakete schlug mitten im Stadtzentrum ein, in unserem Tschernihiw", hatte Selenskyj zuvor im Onlinedienst Telegram erklärt. Dabei sei ein Theater getroffen worden. "Es ist ein ganz gewöhnlicher Samstag, den Russland in einen Tag des Schmerzes und des Verlusts verwandelt hat."
Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete
Der Staatschef veröffentlichte ein Video, das Trümmer rund um ein großes Gebäude aus Sowjetzeiten zeigte. Rundherum waren darauf geparkte Autos zu sehen, deren Dächer und Fenster teilweise zerstört waren. Der Gouverneur des Gebiets Tschernihiw, Wjatscheslaw Tschaus, hatte zuvor mitgeteilt, dass die Stadt wahrscheinlich von einer ballistischen Rakete getroffen worden sei. Er rief die Bevölkerung auf Telegram auf, zunächst weiter in Schutzräumen zu bleiben.
Tschernihiw liegt rund 150 Kilometer nördlich von Kiew in Richtung der Grenze zum mit Russland verbündeten Belarus. Russische Streitkräfte waren durch Tschernihiw marschiert, als sie im Februar 2022 ihre Invasion in die Ukraine begonnen hatten. Seitdem Moskaus Truppen aus dem Gebiet zurückgedrängt wurden, war der Norden der Ukraine weitgehend von heftigen Kämpfen wie im Osten und im Süden des Landes verschont geblieben.
Moskau meldet Drohnenangriff
Auch aus Russland wird ein Angriff gemeldet. Angaben aus Moskau zufolge wurde ein Militärflugplatz im Nordwesten des Landes von einer ukrainischen Drohne angegriffen. Die Luftabwehr habe versucht, den unbemannten Flugkörper über dem Gelände im Gebiet Nowgorod abzuschießen, teilte das russische Verteidigungsministerium mit.
Anschließend sei auf dem Flugplatz ein Brand ausgebrochen, wodurch eine Maschine beschädigt worden sei. Verletzt wurde demnach niemand. Unabhängig waren die Angaben zum Ausmaß der Schäden zunächst nicht zu überprüfen. Aus Kiew gab es keine offizielle Reaktion.
Russland führt seit rund anderthalb Jahren einen Angriffskrieg gegen die benachbarte Ukraine. Immer wieder kommt es mittlerweile auch abseits des Grenzgebiets zu Drohnenattacken auf russischem Staatsgebiet. Oft sind militärische Objekte oder unbewohnte Gebäude betroffen. Opferzahlen und Schäden stehen dabei in keinem Verhältnis zu den verheerenden Kriegsfolgen in der angegriffenen Ukraine.