Neue Rolle nach dem Aufstand Wagner-Kämpfer als Ausbilder in Belarus
Söldner der russischen Privatarmee Wagner sollen nach Angaben aus Minsk inzwischen als Ausbilder für das belarusische Militär arbeiten. Kremlchef Putin erklärte derweil, die Söldnertruppe sei "juristisch nicht existent".
Rund drei Wochen nach ihrem gescheiterten Aufstand in Russland haben Kämpfer der Söldnergruppe Wagner nach Angaben aus Minsk damit begonnen, als militärische "Ausbilder" für die belarusischen Streitkräfte zu arbeiten.
"In der Nähe von Assipowitchi werden Einheiten der territorialen Verteidigungstruppen ausgebildet", teilte das belarusische Verteidigungsministerium mit. "Kämpfer des privaten Militärunternehmens Wagner fungieren als Ausbilder bei einer Reihe militärischer Disziplinen." Dabei gehe es unter anderem um "Techniken zur Bewegung auf dem Schlachtfeld" und um "taktisches Schießen". Das Verteidigungsministerium veröffentlichte auch ein Video von Übungen auf der Online-Plattform YouTube.
Exil nach abgebrochenem Aufstand
Die Gruppe Wagner hatte eine wichtige Rolle beim russischen Angriffskrieg auf die Ukraine eingenommen. Ihre Kämpfer waren unter anderem an vorderster Front in der blutigen Schlacht um die ukrainische Stadt Bachmut in Einsatz, deren Einnahme Moskau im Mai meldete.
Während ihres Aufstands am 24. Juni besetzten die Wagner-Söldner das Hauptquartier der russischen Armee in der Stadt Rostow am Don im Südwesten des Landes und rückten in Richtung Moskau vor. Die Rebellion endete jedoch bereits am Abend desselben Tages mit einer Vereinbarung unter Vermittlung des belarusischen Machthabers Alexander Lukaschenko. Sie sah vor, dass Wagner-Chef Jewgeni Prigoschin ins Exil nach Belarus gehen sollte und ebenso wie die anderen aufständischen Söldner straffrei ausgehen soll.
Putin bestreitet juristische Existenz der Truppe
Der aktuelle Status der Gruppe Wagner und das Schicksal von Prigoschin sind unklar. In einem Interview der Zeitung "Kommersant" sagte der russische Präsident Wladimir Putin auf die Frage, ob die Gruppe als eigene Kampfeinheit weitergeführt werde, dass es sie ohnehin nicht gebe. Denn für private Militär-Organisationen gebe es in Russland keine rechtliche Grundlage. "Sie existiert einfach nicht." Auf Nachfrage teilte das russische Präsidialamt mit, es gebe keine juristische Person mit dem Namen Wagner. Der rechtliche Status derartiger Unternehmen sei eine komplizierte Angelegenheit, die geprüft werden müsse.
Putin hat in der Vergangenheit bestritten, dass es Verbindungen zwischen seiner Regierung und der Wagner-Gruppe gebe. Doch nach dem beendeten Aufstand der Söldner im Juni räumte er ein, Jewgeni Prigoschins Unternehmen habe Milliardenbeträge aus staatlichen Mitteln erhalten. Nach dem Aufstand sagte er, es werde untersucht, ob ein Teil der Mittel gestohlen worden sei.
Verhandlungen mit "nicht existenter“ Armee
Putin schilderte der Zeitung seine Version der Revolte der Söldnertruppe Ende Juni und seiner fünf Tage später erfolgten Gespräche mit Prigoschin und Wagner-Kommandeuren. Er habe der Truppe unter anderem angeboten, weiter unter dem bisherigen Kommando in der Ukraine zu kämpfen. "Sie hätten sich alle an einem Ort versammeln und ihren Dienst fortsetzen können", sagte Putin. Viele Teilnehmer hätten bei seinem Vorschlag genickt, doch Prigoschin habe ihn abgelehnt.