Sheikh Hasina

Nach Studentenprotesten in Bangladesch Mordvorwurf gegen Ex-Regierungschefin

Stand: 13.08.2024 14:51 Uhr

Die geflohene Ex-Regierungschefin von Bangladesch, Hasina, ist des Mordes während der Studentenproteste im Juli beschuldigt worden. Auch weitere ehemalige Mitglieder ihrer früheren Regierung sollen sich verantworten.

Ein Gericht in Bangladesch hat Mordermittlungen gegen die geflohene Ex-Regierungschefin Scheikh Hasina eingeleitet. Das Verfahren richtet sich gegen Hasina und sechs weitere führende Vertreter ihrer damaligen Regierung, heißt es vom Anwalt des Klägers.

Unter den Beschuldigten sind auch Ex-Innenminister Asaduzzaman Khan, der Generalsekretär der ehemaligen Regierungspartei Awami-Liga, Obaidul Quader, und ranghohe Polizeibeamte. Ihnen wird vorgeworfen, im Zuge der blutigen Niederschlagung der Studentenproteste Mitte Juli für den Tod eines Lebensmittelhändlers verantwortlich zu sein. Er war am 19. Juli von der Polizei erschossen worden.

Das Gericht bat die Polizei, sich des Falls anzunehmen. Sie soll dann dem Gericht einen Bericht vorlegen. Das Verfahren ist das erste, das vor Gericht gegen Hasina in die Wege geleitet wurde. Es wird damit gerechnet, dass es noch weitere Fälle geben wird.

Proteste in Bangladesch gegen die Regierung

Im Juli gab es gewaltätige Proteste in Bangladesch gegen die Regierung von Scheikh Hasina.

Flucht nach 15 Jahren an der Macht

Die 76-jährige Hasina war am 5. August nach 15 Jahren an der Macht aus dem Land geflohen. Ihrer Regierung wurden schon vor der Flucht Menschenrechtsverletzungen bis hin zu unrechtmäßigen Inhaftierung und Tötung Oppositioneller vorgeworfen.

Der Flucht vorausgegangen waren teils gewalttätige Studentenproteste und Unruhen. Dabei waren Geschäfte und Wohnhäuser der hinduistischen Minderheit in Bangladesch angegriffen worden. Diese sehen viele als Unterstützer Hasinas. Bei den Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften wurden mehr als 450 Menschen getötet.

Übergangsregierung mit Yunus an der Spitze

Die Armee rief daraufhin eine Übergangsregierung aus. An ihrer Spitze steht der Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus, der durch die Vergabe von Mikrokrediten an Kleinunternehmer weltweite Bekanntheit erlangte. Er lebte bis dahin im Exil.

Yunus forderte die Bevölkerung zu einem friedvollen Neuanfang auf. Der 84-Jährige hatte kurz nach seiner Rückkehr nach Bangladesch angekündigt, es werde binnen weniger Wochen Wahlen geben. Die künftige Rolle der Armee in Bangladesch ist bisher unklar.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 13. August 2024 um 07:46 Uhr.