ARD-Mitarbeiter betroffen Journalisten in Belarus massiv unter Druck
Festgenommen, Akkreditierung entzogen, aus dem Land gewiesen: Behörden in Belarus gehen massiv gegen Journalisten vor. Betroffen sind auch Mitarbeiter des britischen Senders BBC und ein Team des ARD-Studios Moskau.
Die autoritäre Staatsführung in Belarus geht massiv gegen Journalisten vor. Vertreter verschiedener Medien berichten vom Entzug von Akkreditierungen. Einige ausländische Pressevertreter wurden demnach bereits des Landes verwiesen.
Betroffen sind unter anderem Mitarbeiter des britischen Senders BBC. Großbritanniens Außenminister Dominic Raab sprach auf Twitter von einem "offensichtlichen Versuch, die unabhängige und ehrliche Berichterstattung zu stören."
ARD-Mitarbeiter ausgewiesen
Auch Team-Mitglieder des ARD-Studios Moskau sind betroffen. Es handelt sich laut WDR um einen russischen Kameramann und einen russischen Kamera-Assistenten, sowie einen belarussischen Producer.
ARD-Korrespondent Jo Angerer berichtet via Skype aus seinem Hotelzimmer, dass die Kollegen nach Dreharbeiten vor ihrem Hotel festgenommen wurden und mehrere Stunden auf einer Polizeistation verbracht hätten. "Dann wurde ihnen mitgeteilt, dass ihre Akkreditierung entzogen werde und sie eineinhalb Stunden Zeit hätten, um Belarus zu verlassen." Ihnen wurde laut Angerer vorgeworfen, illegal gedreht zu haben - trotz vorhandener Akkreditierung. Die russischen Kollegen dürfen das Land nun fünf Jahre lang nicht betreten.
Angerer selbst war von der Polizeimaßnahme nicht betroffen, er hielt sich zu dem Zeitpunkt nicht bei dem Team auf, wurde aber am späteren Abend ebenfalls vor dem Hotel von der Polizei kontrolliert. Auch er vermutet den Grund für das harsche Vorgehen der Behörden darin, die Berichterstattung über die anhaltenden Proteste gegen die umstrittene Wiederwahl von Präsident Alexander Lukaschenko vor rund drei Wochen verhindern.
WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn zeigte sich entsetzt über die aktuellen Geschehnisse in Belarus. "Die Festnahme und das Entziehen der Akkreditierung macht unser Team vor Ort quasi handlungsunfähig", sagte er. Das zeige erneut, dass eine unabhängige Berichterstattung in Belarus immer weiter erschwert und beinahe unmöglich gemacht werde. Als öffentlich-rechtlicher Rundfunk lasse man sich jedoch nicht einschüchtern und werde alles daran setzen, dass "unsere Journalisten auch weiterhin über die Vorgänge, Proteste und Demonstrationen in Belarus kritisch und unabhängig berichten können".
Akkreditierungsentzug auch bei belarussischen Journalisten
Der belarussische Journalistenverband sprach von einem massiven Entzug von Akkreditierungen auch für Medienvertreter aus Belarus, die für ausländische Fernseh- oder Rundfunksender, Zeitungen oder Nachrichtenagenturen arbeiteten.
Über den Entzug der Arbeitserlaubnis entscheidet eine Kommission für die Informationssicherheit unter anderem mit Vertretern des Verteidigungs- und des Innenministeriums und des Geheimdienstes KGB.
In Belarus benötigen Medienschaffende eine Akkreditierung, um dort überhaupt arbeiten zu können. Die Behörden in der früheren Sowjetrepublik hatten zuletzt Journalisten ohne diese Arbeitserlaubnis bereits am Flughafen in Minsk zurückgewiesen.