Mutiertes Virus in Großbritannien EU-Kommission gegen Reiseverbote
Aus Angst vor dem mutierten Coronavirus haben viele Staaten den Verkehr nach Großbritannien stark eingeschränkt. Die EU-Kommission will pauschale Reiseverbote dagegen verhindern, um Großbritannien nicht komplett abzuschotten.
Trotz der mutierten Variante des Coronavirus in Großbritannien hat sich die EU-Kommission gegen strikte Reiseverbote von und nach Großbritannien ausgesprochen. Es sei zwar wichtig, möglichst schnell vorläufige Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Zugleich müssten aber unerlässliche Reisen aus und nach Großbritannien sowie der Warenverkehr weiterhin möglich sein, heißt es in einer Empfehlung der EU-Kommission an die EU-Staaten.
"Verbote von Flug- und Zugreisen sollten angesichts der Notwendigkeit, essenzielle Reisen zu gewährleisten und Unterbrechungen der Versorgungskette zu vermeiden, ausgesetzt werden", erklärte die EU-Kommission. Von nicht unbedingt notwendigen Reisen solle aber "abgeraten" werden.
Briten sollen nach Hause kommen können
EU-Justizkommissar Didier Reynders rief die Mitgliedsländer außerdem auf, den EU-Bürgerinnen und EU-Bürgern von nicht notwendigen Reisen abzuraten. Zugleich solle es aber keine pauschalen Reiseverbote geben, die britische und EU-Bürger daran hindern könnten, nach Hause zu kommen. Wer nach Hause oder zu seinem Hauptwohnsitz zurückkehren wolle, solle dies auch können, wenn die Person einen negativen Corona-Test aufweisen oder sich in Quarantäne begeben könne.
Die Empfehlungen der Kommission sind aber nicht bindend. Grenzschließungen liegen in der Kompetenz der einzelnen Staaten. Nachdem in Großbritannien kürzlich eine offenbar besonders ansteckende Mutation des Coronavirus aufgetaucht war, hatten zahlreiche Staaten den Reiseverkehr mit Großbritannien beschränkt.
Frankreich unterbindet Frachtverkehr
Auch die Bundesregierung hat Transportunternehmen weitgehend die Passagierbeförderung aus Großbritannien per Flugzeug, Schiff, Bahn oder Bus nach Deutschland bis zum 6. Januar verboten. Ausgenommen davon sind unter anderem reine Frachttransporte, Rückführungen von Flugzeugen, Schiffen und Crews sowie Transporte mit medizinischem Personal oder aus humanitären Gründen.
Noch strikter reagierte Frankreich, indem es darüber hinaus die Grenzen auch für den Frachtverkehr schloss. Inzwischen arbeiten beide Länder aber an einer Lösung. Die britische Regierung verhandelt mit Frankreich unter anderem darüber, Corona-Massentests für Lkw-Fahrer einzuführen, um den Warenverkehr über den Ärmelkanal wieder aufnehmen zu können.
Großbritannien ist auf Produkte angewiesen, die aus Europa per Lastwagen transportiert werden. Andrew Opie vom britischen Einzelhandelsverband sagte, es sei wichtig, dass der Grenzverkehr ab Mittwoch wieder "einigermaßen reibungslos" laufe, sonst könne es zu Problemen bei der Belieferung der Geschäfte kommen. Vor allem an Waren wie Salat, Gemüse und Obst könne es "direkt nach Weihnachten" fehlen, sagte er der BBC.
Ab 1. Januar droht eine Einreisesperre
Die EU-Kommission betonte, dass noch bis zum Ende der Brexit-Übergangsphase am 31. Dezember die Regeln der Freizügigkeit für Großbritannien gelten. Vom 1. Januar an gelte das Vereinigte Königreich jedoch als einer der sogenannten Drittstaaten, für die die meisten EU-Staaten weitgehende Einreisesperren während der Corona-Krise verhängt haben.