Papst feiert Christmette "Auch für dich gibt es Hoffnung!"
Hoffnung in die Welt zu tragen - das hat Papst Franziskus in diesem Jahr den Gläubigen bei der traditionellen Christmette gepredigt. Ein Wunsch, der auch das Heilige Jahr 2025 prägt, das der Pontifex zuvor eröffnet hatte.
Er sitzt im Rollstuhl, wenige Meter vor der Heiligen Pforte, die er gleich öffnen soll. Über die Stufen, die dorthin führen, ist eine Rampe gebaut worden. Dort hinauf wird Papst Franziskus jetzt geschoben, direkt vor die schwere Bronzetür. Auch jetzt erhebt sich der Papst nicht - er wirkt etwas angegriffen, ist seit Tagen erkältet. Sitzend klopft er mehrmals gegen die Pforte - ein uralter Ritus.
Dann öffnet sich die Heilige Pforte des Petersdoms. Schweigend verharrt Franziskus einige Sekunden ganz allein an der Tür, die Glocken des Vatikans läuten, das Heilige Jahr hat begonnen. Die anderen Heiligen Pforten, in den päpstlichen Basiliken, im römischen Gefängnis Rebibbia - sie werden in den nächsten Tagen folgen.
Papst: "Nicht im gewohnten Trott weiterziehen"
Dann fängt die Christmette an, der Papst steht der Messe persönlich vor, trotz seiner Erkältung. Auch seine Predigt steht diesmal ganz im Zeichen des Heiligen Jahres: "Brüder und Schwestern, mit der Öffnung der Heiligen Pforte haben wir ein neues Heiliges Jahr begonnen: Jeder von uns kann in das Geheimnis dieses Gnadenerweises eintreten. Dies ist die Nacht, in der sich die Tür der Hoffnung für die Welt weit geöffnet hat; dies ist die Nacht, in der Gott zu jedem Einzelnen sagt: Auch für dich gibt es Hoffnung!"
Hoffnung auf Vergebung, auf Versöhnung, eine neue Beziehung mit Gott - darum geht es ganz grundsätzlich im Heiligen Jahr. Doch für Papst Franziskus bedeutet Hoffnung noch weit mehr, das macht er in dieser Predigt deutlich: "Die christliche Hoffnung ist kein Happy End eines Films, das wir passiv erwarten: Sie ist die Verheißung des Herrn, die wir hier und jetzt, in dieser Welt, die leidet und seufzt, aufnehmen sollen. Sie fordert uns daher auf, zu eilen, nicht im gewohnten Trott weiterzuziehen, nicht in Mittelmäßigkeit und Trägheit zu verharren. Der heilige Augustinus würde sagen, sie fordert uns auf, uns über die Dinge, die falsch sind, zu empören und den Mut zu haben, sie zu ändern."
"Das Heilige Jahr ist Zeit der Hoffnung"
Es gebe viel Trostlosigkeit in dieser Zeit, sagt Franziskus, denken wir an Kriege, an erschossene Kinder. Wir müssen zu Pilgern auf der Suche nach der Wahrheit werden, so der Papst, zu Träumern, die nicht müde werden, zu Männern und Frauen, die sich von Gottes Traum aufrütteln lassen - dem Traum von einer neuen Welt, in der Frieden und Gerechtigkeit herrschen. Das Heilige Jahr sei die Zeit der Hoffnung, sagt Franziskus. Und stellt auch klar, was er konkret unter Hoffnung und Gerechtigkeit versteht, in diesem Heiligen Jahr.
"Es lädt uns ein, die Freude an der Begegnung mit dem Herrn wiederzuentdecken, es ruft uns zur geistlichen Erneuerung auf und verpflichtet uns zur Umgestaltung der Welt, damit dies wirklich eine Zeit des Jubels wird: Sie soll es für unsere Mutter Erde werden, die durch die Logik des Profits entstellt wird; sie soll es für die ärmsten Länder werden, die durch ungerechte Schulden belastet sind; sie soll es für alle werden, die Gefangene von alter und neuer Knechtschaft sind."
Verschärfte Sicherheitsvorkehrungen
Rund sechstausend Gläubige feiern mit dem Papst die Messe im Petersdom. Draußen auf dem Petersplatz sind es um die 25.000 Menschen. Es ist nicht das letzte Mal, dass sie bei diesem Weihnachtsfest Franziskus sehen können. Der Papst wird auch die Weihnachtsbotschaft verkünden und den Segen Urbi et Orbi spenden, der Stadt und dem Erdkreis, wie jedes Jahr. Mit einem Unterschied: In diesem Jahr sind die Sicherheitsvorkehrungen rund um den Petersplatz deutlich verschärft worden.