Gespräche zum Getreideabkommen Putin beharrt auf Forderungen an den Westen
Bei einem Treffen in Sotschi haben Russlands Präsident Putin und sein türkischer Amtskollege Erdogan über ein Wiederaufleben des Getreideabkommens verhandelt. Putin blieb bei seinen Forderungen. Erdogan zeigte sich aber optimistisch.
Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hat bei einem Treffen mit Kremlchef Wladimir Putin im russischen Sotschi keine Erneuerung des Getreideabkommens aushandeln können. Erst bei Erfüllung aller russischer Forderungen wolle der Kreml das Abkommen wieder einsetzen, bekräftigte Putin bei einer Pressekonferenz in Sotschi am Schwarzen Meer.
Zuerst müssten aber die Beschränkungen für den Export von russischen Agrarprodukten aufgehoben werden, hieß es. Putin beklagte einmal mehr, dass die westlichen Sanktionen den Export von russischem Getreide, von Dünger und Agrartechnik behindern würden. Zeitgleich kündigte der Kremlchef erneut kostenlose russische Getreidelieferungen an sechs afrikanische Länder an.
Erdogan scheint optimistisch
"Wir glauben, dass die Initiative fortgesetzt werden sollte, indem die Mängel behoben werden", sagte Erdogan nach dem Treffen. Ihm zufolge bereiten die Türkei und die Vereinten Nationen neue Vorschläge für das Getreideabkommen vor. Er glaube, dass es "in kurzer Zeit zu einer Lösung kommen werde, die die Erwartungen erfüllt."
Erdogan war erstmals seit knapp einem Jahr nach Russland gereist. Das Getreideabkommen war eines der Hauptthemen in Sotschi. Bereits zu Beginn des Treffens hatte sich der türkische Präsident optimistisch gezeigt. "Die Nachricht, die wir der Welt nach unserem Treffen übermitteln werden, wird insbesondere für weniger entwickelte afrikanische Länder ein bedeutender Schritt sein", so Erdogan. Putin erklärte zuvor, offen für Verhandlungen zu sein.
Kurz zuvor Angriffe auf Hafen gemeldet
Wenige Stunden vor dem Treffen hatte die Ukraine erneut russische Angriffe auf ihre Infrastruktur gemeldet - unter anderem auf den Hafen von Ismajil, einen der wichtigsten Getreideexporthäfen des Landes.
Die EU verurteilte die Angriffe. Dass Einrichtungen für den Export von ukrainischem Getreide angegriffen würden, zeige einmal mehr, wie Russland mit seinem Handeln die globalen Nahrungsmittelpreise anheize und weltweit Millionen schutzbedürftiger Menschen gefährde, sagte ein Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell. Das Handeln sei abscheulich.
Expertin: Angriffe zeigen geringe Bereitschaft Moskaus
Angesichts der Angriffe hatte die Sicherheitsexpertin Claudia Major schon vor dem Treffen die Chancen auf eine Erneuerung des Getreideabkommens gering eingeschätzt. Sie zeigten, dass auf Seiten Russland wenig Bereitschaft da zu sein scheine, sagte sie im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF. Moskau habe "offensichtlich sehr wenig Interesse" und spiele "immer noch auf Sieg".
Ähnlich skeptisch äußerte sich auch Osteuropa-Experte Stefan Meister von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik im Gespräch mit tagesschau24: "Mein Eindruck ist, dass er die Ukraine mit russischem Getreide vom Markt verdrängen will, auch systematisch ukrainische Infrastruktur und Getreide zerstört."
Gleichzeitig seien teils Forderungen von Putin dabei - darunter der Anschluss an das SWIFT-Abkommen oder der Zugang zum Düngemittelmarkt - denen man nicht zustimmen werde, so der Experte. "Mein Eindruck ist: Er legt die Latte sehr hoch, auch weil er vielleicht gar kein Abkommen möchte."
Das Getreideabkommen war im Sommer 2022 von der Türkei und den Vereinten Nationen zwischen der Ukraine und Russland verhandelt worden. Der Ukraine ermöglichte es, Agrargüter über das Schwarze Meer zu exportieren. Mitte Juli war es ausgelaufen, Russland hatte sich gegen eine Verlängerung gestellt.