Sabotageverdacht an Unterwasserkabel Ermittler finden Schleifspur am Meeresboden
Im Fall des beschädigten Unterwasserkabels Estlink2 in der Ostsee gibt es eine neue Spur zu dem beschlagnahmten Tanker. Ein NATO-Experte warnt indes vor unkonventionellen Angriffen auf das Bündnis mit vielen Opfern.
Nach dem Ausfall der Unterwasserstromleitung Estlink2 in der Ostsee haben finnische Ermittler eine verdächtige Schleifspur am Meeresboden festgestellt. "Die Spur ist Dutzende Kilometer lang", teilte Ermittler Sami Paila mit.
Es steht der Verdacht im Raum, dass der von den finnischen Behörden festgesetzte Öltanker "Eagle S" seinen Anker am Boden hinter sich her gezogen hat, um das Kabel zu beschädigen.
Tanker gehört wohl zu "Schattenflotte"
Das Schiff fährt unter der Flagge der Cookinseln und gehört nach Einschätzung der EU zur sogenannten russischen Schattenflotte. Damit sind Tanker und andere Frachtschiffe gemeint, die Russland benutzt, um Sanktionen etwa beim Öltransport zu umgehen.
Laut Polizei führen Ermittler an Bord technische Untersuchungen durch und befragen die Besatzung. Schlechtes Wetter auf See habe die Ermittlungen behindert. Es wurde noch nicht lokalisiert, wo sich der Anker gelöst hat.
Bereits mehrere wichtige Kabel beschädigt
An Weihnachten war die Stromverbindung Estlink2 zwischen Finnland und Estland ausgefallen. Die finnischen Behörden ermitteln wegen des Verdachts der "schweren Sabotage".
Erst vor einem Monat waren im Abstand von wenigen Stunden zwei wichtige Telekommunikationskabel in der Ostsee beschädigt worden, in diesem Fall geriet ein chinesischer Frachter unter Verdacht.
Experte warnt vor weiteren hybriden Angriffen
Ein NATO-Funktionär warnte unterdessen vor einem unkonventionellen Angriff auf das Bündnis mit vielen Opfern oder bedeutendem wirtschaftlichem Schaden. Angriffe in Form von Sabotage, Mordkomplotten oder Beschädigung von Infrastruktur hätten zugenommen, sagte James Appathurai, der bei der NATO unter anderem für Strategien zur Abwehr hybrider Angriffe zuständig ist und auch den Generalsekretär berät, dem Sender Sky News in einem Interview.
Der Sender veröffentlichte Ausschnitte des Interviews in einem Beitrag, in dem es um Russlands hybride Kriegsführung geht. In den gezeigten Ausschnitten nennt Appathurai Russland selbst nicht.
NATO-Berater: Bereits zahlreiche Attacken vereitelt
Es habe bereits bis zu Hundert solcher Angriffe gegeben, viele scheiterten aber auch, sagte Apparthurai. "Wir erleben jetzt, was vor fünf Jahren völlig inakzeptabel gewesen wäre, aber wir haben uns immer stärker daran gewöhnt." Das sei sehr gefährlich. Hybriden Angriffen ist eigen, dass die Verantwortlichen nur schwer ausgemacht und zur Rechenschaft gezogen werden können.