Extremwetter im Mittelmeerraum Brände, Hitze und noch keine Entwarnung
Feuerwehren im Mittelmeerraum kämpfen weiterhin gegen heftige Waldbrände. Besonders schwierig ist die Lage auf Rhodos und Korfu. Hinzu kommen Temperaturen von 46 Grad. Italien könnte wegen des Extremwetters in mehreren Regionen den Notstand ausrufen.
Extreme Hitze, Waldbrände und Feuerwehrleute im Dauereinsatz - die Lage in mehreren Ländern rund um das Mittelmeer bleibt angespannt. In Griechenland etwa werden heute bis zu 46 Grad erwartet. "Es ist ein explosiver Cocktail. Hitze, Winde und Brände", sagte eine griechische Meteorologin.
Der EU-Kommissar für humanitäre Hilfe und Krisenschutz Janez Lenarcic warnte auf Twitter: "In den nächsten zwei Tagen wird die Feuer-Gefahr im Mittelmeerraum voraussichtlich extrem hoch bleiben."
Erst am Donnerstag soll es sich in Griechenland zumindest leicht "abkühlen": auf etwa 35 Grad. Auch in Italien wird damit gerechnet, dass die Temperaturen landesweit zurückgehen. In Rom werden knapp 30 und auf Sizilien bis zu 35 Grad erwartet. Im Norden des Landes zeichnen sich nach dem schweren Unwetter vom Montag Millionenschäden ab.
Griechenland: Mehr als 500 große Brände
Feuerwehrleute in Griechenland kämpfen seit 13 Tagen gegen mehrere Waldbrände. Besonders betroffen sind weiterhin die Inseln Rhodos und Korfu. Für heute hat die Regierung in sechs der 13 griechischen Regionen eine extreme Feuerwarnung ausgelöst.
Auf Rhodos ist weiterhin der Südosten der Insel betroffen. Der griechischen Feuerwehr und etwa 3.000 Helfern ist es laut örtlichen Medien in der Nacht gelungen, das Dorf Gennadi zu retten. Mit dem ersten Tageslicht wurden demnach erneut Löschflugzeuge und -helikopter eingesetzt, um die Flammen zu bekämpfen. Der gefährlichste Brand auf Rhodos tobt noch im Raum der Ortschaft Mesanagros, berichtete das örtliche Nachrichtenportal Rodiaki.
Touristen seien nicht in Gefahr, hieß es von Seiten der Behörden. Viele der Menschen, die am Samstag in Sicherheit gebracht worden waren, seien bereits abgereist. Allein auf Rhodos wurden in den vergangenen Tagen mehr als 20.000 Menschen aus Häusern und Ferienanlagen evakuiert.
Der Reiseveranstalter FTI teilte mit, bis Sonntag (30. Juli) alle Buchungen mit Reisezielen in die von Waldbränden betroffenen Regionen im Südosten von Rhodos abzusagen. TUI hat bis einschließlich Freitag alle Flüge auf die beliebte Ferieninsel storniert, für Reisen in den Süden von Rhodos gilt dies bis einschließlich Sonntag. DER Touristik sagte bis einschließlich Samstag alle Reisen in den Süden der Insel ab.
Auf Korfu kommen die Feuerwehrleute voran. Im Norden gibt es keine große Feuerfront mehr, berichtete der staatliche Regionalsender ERA-Korfu. Auch dort waren Löschflugzeuge im Einsatz, um die kleineren Brände zu löschen, hieß es. Wegen starker Rauchbildung und der heranrückenden Flammen hatten Behörden am Montag drei Dörfer evakuiert.
Drei Tote auf der Insel Euböa
Auf der Insel Euböa stürzte am Dienstag ein Löschflugzeug ab. Zwei griechische Piloten kamen ums Leben, wie die Regierung mitteilte. Der staatliche Sender ERT zeigte Aufnahmen, auf denen zu sehen war, wie ihr Löschflugzeug im Einsatz abstürzte und explodierte. Für die griechischen Streitkräfte wurde eine dreitätige Trauer angeordnet. Regierungschef Kyriakos Mitsotakis sagte einen für heute geplanten Besuch in Zypern ab. Zuletzt hatte er eingeräumt, dass die griechischen Löschflugzeuge "alt, schwer zu fliegen und anfällig" seien. Er stellte neue Modelle für 2026 in Aussicht.
Ebenfalls auf Euböa wurde die verkohlte Leiche eines Mannes in einer abgebrannten Hütte entdeckt. Nun werde geprüft, ob es sich bei dem Toten um einen seit Sonntag vermissten Hirten handele, sagte eine Polizeisprecherin.
Bislang sind nach Angaben der Umweltorganisation WWF 35.000 Hektar abgebrannt. Der griechische Zivilschutz sprach von mehr als 500 großen Bränden, die in den vergangenen Tagen im Land wüteten.
Italien: Unwetter im Norden, Brände im Süden
Auch auf der italienischen Insel Sizilien kämpft die Feuerwehr gegen mehrere Waldbrände. Einer der Brände kam dem Flughafen von Palermo so nahe, dass dieser am Montag für mehrere Stunden geschlossen wurde. Medienberichten zufolge wurden auf der Insel die verbrannten Leichen zweier Menschen im Alter von etwa 70 Jahren in einem zerstörten Haus gefunden. Die Leiche einer 88-Jährigen wurde nahe Palermo entdeckt.
Es sei eine komplexe Situation, sagte Ministerpräsidentin Giorgia Meloni dem Sender RTL 102.5. Hohe Temperaturen und starker Wind erschwerten die Arbeiten der Einsatzkräfte. Der italienische Katastrophenschutzminister, Nello Musumeci, sprach von den "schwierigsten Tagen in den vergangenen Jahrzehnten".
Während es im Süden zunächst heiß bleibt, beginnen im Norden vielerorts die Aufräumarbeiten nach einem heftigen Unwetter. Starke Orkanböen zogen in der Nacht auf Montag unter anderem über die Metropole Mailand und weite Teile der Lombardei hinweg. Regenfälle sorgten für überschwemmte Straßen, riesige Hagelkörner - mindestens eines erreichte offenbar einen Durchmesser von fast 20 Zentimetern - lösten massive Zerstörung aus. Zwei Menschen starben, darunter ein 16-jähriges Mädchen, auf dessen Zelt ein Baum fiel.
Nach einer ersten Schätzung seien Schäden in Höhe von 100 Millionen Euro entstanden, sagte der Regionalrat für Sicherheit in der Region, Romano La Russa, laut der Nachrichtenagentur Ansa. Das Kabinett will heute demnach wegen des Unwetters und der Waldbrände über die Verhängung des Notstands für die Lombardei, Sizilien und andere Regionen beraten.
Algerien: Temperaturen sinken allmählich
Im nordafrikanischen Algerien sollen die Temperaturen laut dem nationalen Wetteramt allmählich sinken. In den vergangenen Tagen lagen sie in einigen von Waldbränden betroffenen Regionen bei rund 50 Grad. Bislang starben bei den Feuern 34 Menschen. Etwa 1.500 wurden in Dörfern in Sicherheit gebracht.
Besonders betroffen ist die algerische Region Beni Ksila östlich der Hauptstadt Algier. Dort seien seit Sonntag 23 Menschen gestorben, berichtete der örtliche Sender Soummam Radio. 197 weitere seien verletzt worden. Unter den Toten seien zehn Soldaten, die bei einer Evakuierung dem Feuer zum Opfer gefallen seien, berichtete das algerische Verteidigungsministerium.
Brände in Zypern, Frankreich und Kroatien
Auf der Mittelmeerinsel Zypern, die schon seit Mitte Juli unter Temperaturen von 40 Grad und mehr ächzt, brachten mehr als 100 Feuerwehrleute am Morgen einen Waldbrand unter Kontrolle, der innerhalb nur einer Nacht etwa 20 Hektar Wald zerstörte.
Auch Frankreich war betroffen. Nahe des Flughafens von Nizza kämpften Feuerwehrleute und Löschflugzeuge gegen einen Flächenbrand.
In Kroatien ist ein Feuer in der Nähe der historischen Innenstadt Dubrovniks ausgebrochen. Es sei bis auf zwölf Kilometer an die Altstadt, die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt, herangekommen, teilte die Feuerwehr mit. Etwa 130 Feuerwehrleute und Löschflugzeuge seien im Einsatz. Nach Medienberichten hat das Feuer Explosionen von Landminen ausgelöst, die sich seit dem Konflikt nach dem Zerfall Jugoslawiens im Boden befanden.
Mit Informationen von Jörg Seisselberg, ARD Rom