Demonstration für gleiche Rechte Hunderte trotzen Pride-Verbot in Istanbul
Seit Jahren verbieten die Behörden die Pride-Parade in Istanbul. Auch diesmal wurde das Zentrum von der Polizei abgeriegelt. Doch die Aktivisten ließen sich etwas einfallen und wichen aus. Mindestens 15 Menschen wurden festgenommen.
Trotz eines Verbots sind in Istanbul Hunderte Menschen bei einer Pride-Demonstration für die Rechte von Lesben, Schwulen und anderen queeren Menschen auf die Straße gegangen. Der diesjährige Marsch lief ohne Zusammenstöße oder Polizeigewalt ab, wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete. Allerdings gab es Festnahmen.
Das Büro des Gouverneurs von Istanbul hatte zuvor erklärt, dass der Pride-Marsch nicht gestattet werde. Die türkische Polizei sperrte das Zentrum der türkischen Metropole ab, schloss U-Bahn-Stationen und blockierte den Verkehr auf Hauptstraßen, berichtete die Agentur Reuters. Eine Begründung, warum die Veranstaltung nicht genehmigt wurde, nannte das Gouverneursamt nicht. "Illegale Gruppen" hätten zu einem nicht genehmigten Protestmarsch aufgerufen, hieß es lediglich.
Die Teilnehmenden schwenkten unter anderem Regenbogenflaggen und liefen pfeifend durch die Straßen.
Kurzer Protest auf der asiatischen Seite der Stadt
Bis zuletzt hatten die Veranstalter den Ort der Veranstaltung vor der Öffentlichkeit geheim gehalten. Die Protestierenden mieden den von der Polizei abgesperrten zentralen Taksim-Platz und marschierten mit Regenbogenflaggen rund zehn Minuten lang über eine Straße auf der asiatischen Seite der Stadt, bevor sich die Gruppe zerstreute.
"Eure Tausenden Polizisten, Hubschrauber und Verbote werden uns nicht aufhalten. Jede Straße in dieser Stadt gehört uns", erklärten die Organisatoren. "Wir werden nie müde, die Polizei zu täuschen und sie zu zwingen, sich mit uns auseinanderzusetzen", hieß es zudem in einer verlesenen Erklärung.
Berichten der Nachrichtenagentur Reuters zufolge suchte die Polizei nach der Auflösung der Demonstration die Straßen ab. Mindestens 15 Personen seien festgenommen worden.
Demonstrationen seit Jahren verboten
Nach einer aufsehenerregenden Pride-Parade in Istanbul im Jahr 2014 mit mehr als 100.000 Teilnehmenden hatten die türkischen Behörden die Veranstaltung in den vergangenen Jahren immer verboten, offiziell aus Sicherheitsgründen. Auch im vergangenen Jahr waren zahlreiche Menschen festgenommen worden.
Homosexuelle Beziehungen sind in der Türkei nicht verboten. Vertreter der Regierung und Präsident Recep Tayyip Erdogan äußern sich jedoch immer wieder offen gegen Schwule, Lesben und trans Menschen.