Unwetterkatastrophe Milliardenhilfe für Flutopfer in Italien
Auch eine Woche nach der Unwetterkatastrophe in Italien lässt sich das Ausmaß der Schäden schwer beziffern. Nun hat die Regierung ein erstes Hilfspaket beschlossen. Es dürfte erst der Anfang sein.
Nach den schweren Überschwemmungen und Erdrutschen in der Region Emilia-Romagna hat die italienische Regierung ein erstes milliardenschweres Hilfspaket geschnürt. Der Ministerrat beschloss ein Maßnahmenpaket im Kampf gegen die Folgen der Naturkatastrophe mit einem Gesamtumfang von mehr als zwei Milliarden Euro.
Wie hoch der finanzielle Schaden insgesamt ist, darüber wollte Ministerpräsidentin Giorgia Meloni zunächst keine Schätzung abgeben. Regionalpräsident Stefano Bonaccini sagte, dass die Reparaturen an der Verkehrsinfrastruktur - also an Straßen und Bahngleisen - allein schon rund eine Milliarde Euro kosten dürften. Er nannte neben den Überschwemmungen rund 300 Erdrutsche, die verzeichnet wurden: "Ganze Berghänge und Wälder sind weggerutscht".
Steuerbefreiung betroffener Kommunen und Unternehmen
Diverse Ministerien bildeten Sonderfonds oder erarbeiteten Maßnahmen, um die Menschen und Unternehmen in der Region in Norditalien zu unterstützen. So müssen zum Beispiel aus den betroffenen Gegenden bis Ende August keine Steuern und Abgaben nach Rom überwiesen werden. Medienberichten zufolge betrifft das etwa 80 Gemeinden und insgesamt eine Million Menschen und Unternehmen.
Die Regierung richtete auch eine Lohnausgleichskasse für bis zu 90 Tage ein. Sie soll all jenen helfen, denen wegen des Hochwassers oder der Erdrutsche das Einkommen wegfällt. Selbstständige sollen Sonderzahlungen von bis zu 3000 Euro erhalten. Zudem wird erlaubt, Gerichtsprozesse zu verschieben, wenn involvierte Personen von der Katastrophe betroffen sind. Die zum Sommerbeginn anstehenden Abiturprüfungen können ausnahmsweise auch online abgelegt werden.
Etliche Kulturgüter beschädigt
Bei der Flutkatastrophe in Italien wurden auch zahlreiche Kulturgüter beschädigt. Betroffen sind unter anderem die Gärten der Villa Spada in Bologna und das Mittelaltermuseum in der Stadt, wie die Region Emilia-Romagna auf ihrer Internetseite mitteilte. In Cesena bei Forli sei Wasser in eine mehr als 550 Jahre alte Bibliothek eingedrungen, während es im nahe gelegenen Benediktinerkloster Santa Maria nel Monte Einstürze gegeben habe. Im nördlicher gelegenen Bagnacavallo wurden sechs Fresken in einem Museum der Kapuzinerinnen beschädigt.
Das italienische Kulturministerium nimmt derzeit eigenen Angaben zufolge Schadensmeldungen aus der Katastrophenregion auf. "Sobald wir einen ersten Überblick über die Schäden haben, werden wir einen Maßnahmenplan umsetzen", sagte Kulturminister Gennaro Sangiuliano.
Ein Euro extra von Museumsbesuchern für Flutopfer
Eine Maßnahme dürften auch ausländische Touristen in ganz Italien unmittelbar erfahren. Sangiuliano kündigte an, dass auf jede Museumseintrittskarte ein Euro Aufschlag verlangt werden solle, der dann wiederum zur Unterstützung in die Emilia-Romagna fließe.
Nach extremen Niederschlägen zu Beginn der vorigen Woche waren große Gegenden überflutet worden, teilweise stehen sie immer noch unter Wasser. 14 Menschen starben, mehr als 20.000 mussten ihre Häuser verlassen.