Regierungskrise in Großbritannien Johnson stimmt offenbar Rücktritt zu
Nach der Revolte in den eigenen Reihen hat sich der britische Premierminister Johnson Medienberichten zufolge zum Rücktritt entschlossen. Unklar ist noch, ob er lediglich als Parteichef geht oder auch als Premier. Mit Spannung wird seine Erklärung erwartet.
Der britische Premierminister Boris Johnson hat laut Berichten der Sender Sky und BBC einem Rücktritt zugestimmt. Wie die BBC berichtet, wolle Johnson zwar schon heute als Parteichef zurücktreten, aber als Premier noch bis zum Herbst im Amt bleiben. Dann würde ein neuer neuer Parteivorsitzender der Tories gewählt, und damit wäre Johnson in Kürze auch sein Amt als Regierungschef los, wie die BBC unter Berufung auf Regierungskreise weiter berichtete.
Das Büro von Boris Johnson in Downing Street kündigte eine Ansprache des Premierministers an. Er werde sich im Laufe des Tages an die Nation wenden.
Opposition begrüßt Entscheidung
Der Chef der oppositionellen Labour-Partei, Keir Starmer, begrüßte den Schritt. Die seien "gute Neuigkeiten für das Land". Ein Wechsel an der Spitze der Tories allein reiche aber nicht aus. "Wir brauchen einen echten Wechsel in der Regierung und einen Neustart für Großbritannien." Die schottische Erste Ministerin, Nicola Sturgeon, zeigte sich erleichtert, dass "das Chaos der vergangenen Tage und Monate zu Ende geht". Allerdings seien die Berichte, wonach Johnson noch bis Herbst Regierungschef bleiben wolle, nicht begrüßenswert.
Kritik an: bis Herbst noch im Amt
Das sehen offenbar auch viele Konservative so. Laut britischen Medienberichten ist es zunehmend unwahrscheinlich, dass Johnson nach seinem erwarteten Rücktritt als Tory-Parteichef bis zur Wahl eines Nachfolgers als Premier im Amt bleibt. Viele konservative Abgeordnete würden sich für eine unmittelbare Ablösung Johnsons an der Spitze der Regierung aussprechen.
Als Übergangspremier käme Johnsons Stellvertreter Dominic Raab infrage. Der Justizminister hielt jedoch bis zuletzt treu zu Johnson. Mehrere Kabinettsmitglieder gelten als potenzielle Nachfolger. Außenministerin Liz Truss brach Berichten zufolge eine Reise nach Indonesien ab und begab sich auf die Rückreise nach London. Sie gilt als eine der aussichtsreichsten Kandidatinnen.
Dutzende Beamte kündigen - aus Protest gegen Johnson
Zuvor hatte eine massive Rücktrittswelle Johnson unter Druck gesetzt. Mehr als 50 hohe Regierungsmitglieder hatten seit Dienstag ihre Rücktritte erklärt, darunter mehrere Kabinettsmitglieder und enge Weggefährten Johnsons. Hintergrund sind eine ganze Reihe von Skandalen und Affären, die der Premierminister stets versuchte zu vertuschen.
Zuletzt hatte selbst der neue Finanzminister, Nadhim Zahawi, der erst am Dienstag seinen Posten angetreten hatte, Johnson eindrücklich zum sofortigen Rücktritt aufgefordert.
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