Skandal um Lockdown-Partys Johnsons Fraktion sollte ihn endlich stürzen
Trotz interner Untersuchungen und sogar polizeilicher Ermittlungen zu Lockdown-Partys in der Downing Street ist der britische Premier immer noch im Amt. Es ist Zeit, dass Johnsons Fraktion ihn endlich abserviert.
Je enger es für ihn wird, desto mehr läuft der britische Premierminister Boris Johnson zu Hochform auf. Man muss anerkennen, dass das eine besondere Gabe ist, alle Skandale, die sich seit Monaten um ihn herum auftürmen, so konsequent und rücksichtslos zu ignorieren oder kleinzureden.
Es gab einen winzigen Augenblick der inszenierten Zerknirschtheit, als herauskam, dass am Abend vor der Beisetzung von Prinz Philip im Keller von 10 Downing Street Partys mit DJ und kofferweise Alkohol stiegen und Johnson sich bei der Queen entschuldigen musste. Aber seitdem ist der Premierminister wieder im vollen Attacke-Modus.
Die Polizei untersucht jetzt, ob in seinem eigenen Haus Corona-Vorschriften gebrochen wurden. Prima, bekräftigt Johnson, Transparenz sei enorm wichtig. Dabei gibt er selbst immer nur so viel zu wie gerade wieder aufgedeckt wurde: neue Partys, neue Fotos, neue E-Mails.
Ein Premier, dem nur seine Macht heilig ist
Es geht am Ende nicht um ein Stück Geburtstagstorte hier oder ein Glas Wein dort. Auch über Partygate hinaus bietet Johnson das Gesamtbild eines Premierministers, dem nichts heilig ist außer seiner eigenen Macht. Der keine moralische Richtschnur hat und der sich herauslügt, wie es ihm passt. Der die Bevölkerung zum Narren hält, die sich durch den Corona-Lockdown quälte, während in der Downing Street gefeiert wurde.
Seit Wochen bekommen brisante politische Themen wie die Nordirlandfrage mit der EU, die Krise um hohe Lebenshaltungskosten im Land, das neue umstrittene Einwanderungsgesetz oder die Ukraine-Krise nicht die notwendige Aufmerksamkeit - weil die konservative Regierungspartei damit beschäftigt ist, ihren strauchelnden Premier zu stützen.
Das Vereinigte Königreich braucht einen Befreiungsschlag und einen Neuanfang. Da Johnson freiwillig nicht gehen wird, muss die konservative Fraktion ihn endlich stürzen. Und zwar besser heute als morgen.
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