Bundeswehrstaffel in Polen Bei den Militärs klappt es ohne Misstöne
Seit Anfang Februar ist die Bundeswehr mit dem Patriot-Luftabwehrsystem im Südosten Polens im Einsatz. Die Lieferung war von politischen Misstönen begleitet. Wirkt sich das auf die Zusammenarbeit der Militärs aus?
Ein schneebedecktes Feld, am Horizont drei Anhänger mit Abschussrampen. Lenkflugkörper zeigen in den grauen Himmel Richtung Osten. Etwa 100 Meter davor steht "das Auge", so wird das Radargerät genannt, mit dem der Himmel gescannt wird. Es sind die Kernstücke eines deutschen Patriot-Luftabwehrsystems, stationiert auf polnischem Boden.
Seit dem 1. Februar ist die Patriot-Staffel nahe der Stadt Zamosc im Südosten Polens im Einsatz. Etwa 300 deutsche Soldaten gehören dazu, vom Flugabwehrraketendienst über Ärzte, Logistiker bis zu Küchenhilfen. Ein Querschnitt der Bundeswehr.
Kontingentführer Oberst Jörg Sievers ist höchst zufrieden. "Das ist ein deutliches Signal nach Russland. Wir ziehen an der NATO-Ostflanke eine rote Linie. Bis hierher und nicht weiter."
Reibungslose Zusammenarbeit - unter den Militärs
Zusammen mit Amerikanern, die auch mit ihrem Patriot-System entlang der östlichen polnischen Grenze stationiert sind, den Briten mit ihrem Luftabwehrsystem Sky Sabre und mit den Polen sollen sie den NATO-Luftraum bei Bedrohungen verteidigen. Die Zusammenarbeit funktioniere reibungslos, so Sievers. Von den polnischen Truppen seien die Deutschen mit offenen Armen empfangen worden.
Sievers spricht von einer "mega Unterstützung". Das polnische Militär habe das Gelände in einem enormen Kraftakt so vorbereitet, dass die schweren deutschen Geräte nicht im weichen Ackerboden versinken.
Von den Spannungen auf der politischen Ebene erlebt Oberst Sievers im Alltag wenig - in Polen fühlen er und seine Staffel sich gut aufgenommen.
Eine Vorgeschichte mit Spannungen
Auf der operativen Ebene läuft es im deutsch-polnischen Verhältnis also um einiger besser als auf politischer. Das Fingerhakeln zwischen der deutschen und polnischen Regierung hatte sich zuletzt bei der Lieferung von "Leopard 2"-Panzern in die Ukraine gezeigt.
Polen hatte lange Druck auf den deutschen Kanzler ausgeübt, die Exportgenehmigungen zu erteilen und selbst auch "Leopard 2"-Panzer zu liefern. Und auch die insgesamt drei deutschen Patriot-Stellungen, die mittlerweile auf polnischem Boden im Einsatz sind, hatten ihren Weg dorthin erst nach einigem Hin und Her auf politischer Bühne gefunden.
Nach einem Raketeneinschlag vergangenen November, bei dem zwei polnische Staatsbürger getötet wurden, hatte die damalige Verteidigungsministerin Christine Lambrecht deutsche Unterstützung zum Schutz des polnischen Luftraums mit deutschen Patriots angeboten. Ihr polnischer Amtskollegen Mariusz Błaszczak schlug zunächst aber vor, die Patriots besser in der Ukraine zu stationieren, womit er für erhebliche Verstimmung in Berlin sorgte.
Krieg hat das Verhältnis weiter verschlechtert
Mit dem Krieg in der Ukraine hat sich das ohnehin angespannte deutsch-polnische Verhältnis weiter verschlechtert. Polen kritisiert Deutschland seit Beginn des Krieges für seine zögerliche Haltung bei Waffenlieferungen und die in polnischen Augen nur schleppend vorankommende Zeitenwende.
Während Polen bereits in diesem Jahr vier Prozent seines Bruttoinlandproduktes für Rüstung ausgibt, schafft es Deutschland trotz des 100-Milliarden-Sondervermögens noch immer nicht, auf das NATO-Ziel von zwei Prozent zu kommen.
Hinzu kommt: In Polen ist der Wahlkampf für die Parlamentswahl im Herbst bereits in vollem Gang. Und hier setzt die Regierungspartei PiS klar auf eine anti-deutsche Kampagne. Deutschland wird für so gut wie alles verantwortlich gemacht, was in Polen schief läuft.
Der Spagat, den Polens Regierung vollzieht, zeigte sich erst diese Woche beim Besuch des deutschen Verteidigungsministers Boris Pistorius in Warschau. Nach dem bilateralen Treffen mit seinem polnischen Amtskollegen, trat Pistorius allein vor die Presse. Auch Bilder von den beiden zusammen gab es keine.
Ein unerwünschter Eindruck
Auch wenn es jetzt daran ist, dass Polen und Deutschland in Sachen "Leopard 2"-Koalition eng zusammenarbeiten, will die polnische Regierung tunlichst den Eindruck vermeiden, genau das zu tun. Es wäre aus ihrer Sicht kontraproduktiv für den ihren Wahlkampf.
Und auch in Zamosc, wo die deutsche Patriot-Staffel im Auftrag der polnischen Regierung polnische Bürger und kritische Infrastruktur schützt, sind Bilder, die diese polnisch-deutsche Zusammenarbeit zeigen, nicht erwünscht.