Russische Vorwürfe Lagert die Ukraine Waffen in AKW?
Russlands Auslandsgeheimdienst beschuldigt die Ukraine, Waffen in oder bei Atomkraftwerken zu lagern. Ähnliche Vorwürfe kommen auch aus Kiew: Russland stationiere im AKW Saporischschja ebenfalls Militärtechnik.
Der russische Auslandsgeheimdienst (SWR) wirft der Ukraine vor, vom Westen gelieferte Waffen zum Schutz vor Zerstörungen auf dem Gelände von Atomkraftwerken zu stationieren. Die Taktik Kiews sei, dass die russischen Truppen wegen der Gefahr einer nuklearen Katastrophe keine Schläge gegen die AKW verübten, teilte der Chef des Auslandsgeheimdiensts, Sergej Naryschkin, in Moskau mit. Überprüfbar sind die Angaben des Geheimdienstes nicht.
Naryschkin behauptete, dass es glaubwürdige Angaben gebe, dass etwa Mehrfachraketenwerfer vom Typ "Himars" und großkalibrige Artillerie dort untergebracht würden. In der letzten Dezember-Woche seien etwa über die Bahnstation Rafaliwka im Westen der Ukraine Eisenbahnwaggons mit der "tödlichen Fracht" in das Atomkraftwerk Riwne gebracht worden, hieß es. Beweise präsentierte der Geheimdienst SWR nicht.
"Wenn es eine große Detonation gibt und ein Kernkraftwerk etwa durch eine neue Fehlleitung einer Rakete der ukrainischen Flugabwehr zerstört wird, wird die Schuld an der Tragödie immer auf Moskau geschoben", hieß es in der SWR-Mitteilung. Im November vergangenen Jahres war der NATO zufolge eine ukrainische Flugabwehrrakete versehentlich in einem polnischen Dorf eingeschlagen. Zwei Zivilisten starben. Die Ukraine hatte zunächst Russland für den Raketeneinschlag verantwortlich gemacht.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Gleicher Vorwurf gegen Russland
Die Ukraine warf hingegen Russland vor, auf dem Gelände des besetzten Atomkraftwerks Saporischschja ebenfalls Militärtechnik stationiert zu haben. Auch diese Angaben lassen sich nicht unabhängig prüfen.
Moskau hat im Laufe seines Angriffskriegs immer wieder damit gedroht, westliche Waffenlieferungen an die Ukraine zu vernichten. In der Debatte um die Lieferung etwa von "Leopard"-Kampfpanzern an Kiew warnte Russland, dass dies den Krieg auf eine neue Ebene heben würde. Der russische Vizeaußenminister Sergej Rjabkow sagte der Moskauer Nachrichtenagentur Interfax zufolge, dass die westlichen Waffen von den Truppen Moskaus zerstört würden.
Zudem stehen die Atomkraftwerke in der Ukraine seit Beginn des Krieges im Fokus. So haben russische Truppen schon früh das AKW Saporischschja - das größte in Europa - unter ihre Kontrolle gebracht. Immer wieder kommt es zum Beschuss des Geländes, wofür sich die Kriegsparteien gegenseitig verantwortlich machen. Die Internationale Atomenergie-Behörde IAEA hat mehrfach vor dem Risiko einer atomaren Katastrophe gewarnt.