Tourismus in Spanien Ein Rekord, der nicht glücklich macht
Spanien erwartet in diesem Jahr einen Tourismus-Rekord. In den Hochburgen sind viele Bewohner genervt, Experten sprechen von "Raubtourismus".
Mehr als 85 Millionen Urlauber aus dem Ausland kamen laut dem Spanischen Statistikamt (INE) im vergangenen Jahr nach Spanien - so viele wie nie zuvor. In diesem Jahr erwarten Experten noch mehr internationale Gäste.
Wichtiger Indikator dafür: Das Flugangebot aus vielen Ländern wächst. Die Zahl der angebotenen Sitzplätze auf internationalen Flügen nach Spanien lag bereits im Mai bei rund 11,3 Millionen. Das sei im Vergleich zum Vorjahreszeitraum ein Anstieg von rund 13 Prozent, so das spanische Fremdenverkehrsinstitut Turespaña.
Auffällig ist, dass Spanien nicht nur bei den erwartbaren Stammgästen aus England (+ 8 Prozent) und Deutschland (+ 13,7 Prozent) angesagt ist, sondern zunehmend auch bei Amerikanern. Das Flugangebot sei binnen eines Jahres um 16 Prozent gestiegen. Auch in diesem Sommer gibt es wieder Direktflüge von New York nach Palma.
Und diese Flüge sind gut gebucht. Wer beispielsweise am kommenden Dienstag um 18:50 Uhr in New York/Newark ins Flugzeug steigen möchte, um gut acht Stunden später auf Mallorca zu landen, zahlt dafür mehr als 1.500 Euro - nur für den Hinflug, in der Businessclass sind es rund 7.500 Euro.
Luxustourismus boomt
Mallorca ist derzeit Sehnsuchtsort weit über Europa hinaus. Neben den klassischen Pauschalreisen boomt auf den Balearen der Luxustourismus. Zahlreiche Fünf-Sterne-Hotels haben in den vergangenen Jahren eröffnet. Und das wird für die Insel zunehmend zu einem Problem, sagt der Geograph Celso Garcia von der Balearen Universität.
Er forscht zur Wassernutzung auf Mallorca und hat festgestellt: In manchen Gemeinden verbraucht der Tourismus bis zu 65 Prozent des verfügbaren Wassers. Dabei sei der Verbrauch abhängig von der Hotelkategorie. In einem Drei- bis Vier-Sterne-Hotel brauche ein Gast statistisch etwa 275 bis 300 Liter Wasser am Tag. In einem Fünf-Sterne-Hotel mit großem Garten und Spa dagegen 600 bis 800 Liter. In mancher Ferienhaussiedlung käme eine Person am Tag sogar auf mehr als 2.000 Liter.
Geograph spricht von "Raubtourismus"
Garcia spricht von einem "Raubtourismus" und sagt: "Unser Problem, was den Wasserverbrauch angeht, ist derzeit der Luxus-Tourismus mit riesigen Swimmingspools und Rasenflächen mit künstlicher Bewässerung."
Viele Fünf-Sterne-Touristen von heute seien Immobilienbesitzer von morgen, beobachten Experten. Das Center for Real Estates Studies (CRES) beobachtet den mallorquinischen Markt seit vielen Jahren. Für dieses Jahr kommt eine Studie zu dem Fazit, dass besonders in gefragten Gebieten - wie dem Südwesten der Insel - das Immobilienangebot im Vergleich zum Vorjahr um 41 Prozent abgenommen hat, was auf eine "sehr hohe Nachfrage" hinweise. Wie beliebt Immobilien auf Mallorca sind, zeigt eine weitere Zahl der Studie: Deren Wertzuwachs betrage seit 2015 rund 55 Prozent.
Einheimische leben in Wohnwagen
Einheimische beklagen, auch die Preise für normale Wohnungen seien zuletzt stark gestiegen. Auf Mallorca und Ibiza leben manche Menschen mittlerweile in Wohnwagen. Sie erzählen, von 600 Euro Rente im Monat könne man keine Wohnung mehr bezahlen. Unter 800 Euro sei auf den Inseln nichts mehr zu bekommen.
Der Geograph Celso Garcia sagt: "Wir haben weiterhin Massentourismus und nun auch noch Luxustourismus, der Einheimische aus Häusern und von Grundstücken verdrängt. Es gibt ein Gefühl der Sättigung." Die Menschen auf den Balearen seien geduldig, aber nun würden sie beginnen, sich zu organisieren. Für den 21. Juli ist die nächste große Demonstration in Palma geplant. Das Motto: "Mallorca ist nicht zu verkaufen".