Nach Unwettern in Spanien Suche nach Opfern geht weiter - auch in Tiefgaragen
In Spanien dauert nach den schweren Unwettern in der vergangenen Woche die Suche nach möglichen Opfern an. Auch in Tiefgaragen soll gesucht werden, doch die stehen teilweise noch komplett unter Wasser.
Auch knapp eine Woche nach den verheerenden Unwettern und damit einhergehenden Überschwemmungen in Teilen Spaniens dauert die Suche nach Opfern und Überlebenden der Katastrophe an. Damit einher geht die beständige Sorge, dass die Zahl der Toten weiter steigen könnte. Bisher sind 217 Todesopfer bestätigt, die meisten von ihnen wurden in der Provinz Valencia geborgen.
Bislang hätten sich Rettungskräfte bei ihrer Suche laut Spaniens Verkehrsminister Óscar Puente vor allem auf "die besser zugänglichen" Orte "an der Oberfläche" konzentriert. Nun wird die Suche auch auf Tiefgaragen, Keller und Erdgeschosse ausgeweitet, die noch immer überflutet sind. Im Fokus steht dabei derzeit das Einkaufszentrum Bonaire in Aldaia, einem Vorort der Hauptstadt der gleichnamigen Provinz Valencia. Zum Einkaufszentrum gehört ein teils unterirdisch gelegener Parkplatz, rund 2.700 Stellplätze sind noch überschwemmt.
"Wissen nicht, was wir finden werden"
In den vergangenen Tagen haben Rettungskräfte und Soldaten zahlreiche Pumpen installiert, um das Wasser aus der Tiefgarage zu pumpen. Auch Taucher waren bereits im Einsatz. Erste Autos konnten bereits untersucht werden. Tote wurden bislang keine gefunden. Doch noch dauert die schwierige Suche an.
"Wir wissen nicht, was wir finden werden", sagte Aldaias Bürgermeister Guillermo Luján dem Fernsehsender TVE. Zugleich warnte er davor, Panik zu verbreiten. Der Parkplatz sei zum Zeitpunkt der Überschwemmungen fast leer gewesen, wahrscheinlich hätten dort weniger als 100 Fahrzeuge geparkt.
Zahl der Vermissten noch immer unklar
Noch immer gibt es keine offizielle Zahl, wie viele Menschen nach der Katastrophe noch als vermisst gelten. In spanischen Medien kursieren Zahlen von bis zu 2.500 Vermissten. Die Quellenlage ist allerdings widersprüchlich. Vermutlich basiert die Zahl auf den Notrufen, die zum Teil schon zu Beginn des Unwetters bei den Behörden eingegangen waren. Auch Spaniens Minister für Territoriale Politik, Ángel Víctor Torres Pérez, warnte vor Spekulationen. Immer wieder würden als vermisst geltende Personen auftauchen.
An den Such- und Rettungsarbeiten sind neben unzähligen freiwilligen Helferinnen und Helfern etwa 10.000 Kräfte der Polizei und des Zivilschutzes beteiligt. Die spanische Verteidigungsministerin Margarita Robles kündigte zudem an, dass die Zahl der in den betroffenen Regionen entsandten Soldatinnen und Soldaten nochmals aufgestockt werde - auf insgesamt etwa 7.500. Ein Kriegsschiff mit 104 Marineinfanteristen werde zudem Lastwagen mit Nahrungsmitteln und Wasser nach Valencia bringen.
Medien: Ermittlungen nach Protest in Valencia
Doch trotz der anhaltenden Bemühungen wächst in den betroffenen Regionen auch die Wut in der Bevölkerung. Zum einen wegen der mutmaßlich zu spät an Bürgerinnen und Bürger verschickten Warnungen. Zum anderen wegen des Vorwurfs, die Rettungsarbeiten seien teilweise zu spät und zögerlich angelaufen und kämen nur ungenügend voran.
Dieser Protest war auch beim Besuch des spanischen Königspaares in der Provinz Valencia deutlich geworden. Gemeinsam mit Regierungschef Pedro Sánchez und dem valencianischen Regionalpräsidenten Carlos Mazón Guixot waren Felipe VI. und seine Frau Letizia in die Gemeinde Paiporta gereist, um sich vor Ort ein Bild der Lage zu machen. Einige der Menschen vor Ort warfen Schlamm und Gegenstände in Richtung des Königspaares und skandierten Rufe wie: "Mörder" und "haut ab, haut ab".
Spanischen Medien zufolge ermittelt die spanische Polizei nun gegen rechtsextreme Gruppen, die die Tumulte während des Besuchs in der valencianischen Ortschaft vorbereitet haben sollen. Von offizieller Seite ist das bislang noch nicht bestätigt.
Mit Informationen von Franka Welz, ARD-Studio Madrid.