Russische Invasion Ukraine meldet ersten Angriff nahe Lwiw
Zum ersten Mal seit Kriegsbeginn meldet das ukrainische Militär einen Luftangriff nahe der Stadt Lwiw - unweit der polnischen Grenze. Auch in Mariupol dauert die russische Offensive an. Heute soll es einen weiteren Evakuierungsversuch geben.
Die russischen Truppen weiten ihre Offensive in der Ukraine offenbar aus. Erstmals meldete das ukrainische Militär auch einen Angriff nahe der Stadt Lwiw. Diese liegt nahe der polnischen Grenze - viele Flüchtlinge versuchen über diese Route nach Polen zu gelangen.
Zunächst hatte die Nachrichtenagentur dpa von Explosionen in Lwiw berichtet. Ein Reporter vor Ort habe mehrere Detonationen gehört. In der Stadt sei Luftalarm ausgelöst worden. Kurz darauf meldete die Militärverwaltung der westukrainischen Stadt einen Luftangriff auf den Militärstützpunkt Jaworiw. Der Stützpunkt liegt weniger als 25 Kilometer von der Grenze zu Polen entfernt.
Ukrainische Behörden: Tote und Verletzte auf Militärstützpunkt
Acht Raketen seien auf den 30 Kilometer nordwestlich von Lwiw gelegenen Truppenübungsplatz Jaworiw abgefeuert worden, teilte die Regionalverwaltung mit. Nach Angaben des ukrainische Verteidigungsministers Oleksij Resnikow starben bei dem Angriff mindestens neun Menschen, 57 weitere wurden verletzt. Seit 2015 entsenden die USA regelmäßig Ausbilder auf den Platz, um das ukrainische Militär zu schulen, die Anlage war auch Schauplatz internationaler NATO-Übungen. Er ist auch als Internationales Zentrum für Friedenssicherung und Sicherheit in Jaworiw bekannt.
Auch in anderen Landesteilen befürchtet die Ukraine bevorstehende Angriffe von Russland. Eine russische Offensive stehe etwa der Stadt Sjewjerodonezk mit 100.000 Einwohnern im Gebiet Luhansk bevor. Im Süden der Ukraine ziehe das russische Militär Truppen um die Industriegroßstadt Krywyj Rih mit über 600.000 Einwohnern auf.
Separatisten stoßen in Randbezirke Mariupols vor
Auch in Mariupol dauern die schweren Kämpfe weiter an. Prorussischen Separatisten sei es inzwischen mit der Unterstützung des russischen Militärs gelungen, in östliche Randbezirke der Hafenstadt vorzustoßen.
Die Kämpfe haben in Mariupol bereits massive Zerstörung angerichtet, wie Aufnahmen zeigen sollen, die von dem US-Satellitenhersteller Maxar Technologies veröffentlicht wurden. Die Bilder zeigten gravierende Schäden an ziviler Infrastruktur und Wohngebäuden.
Evakuierung erneut gescheitert
In den vergangenen Tagen hatten Hilfsorganisationen immer wieder vor der zunehmend katastrophalen Versorgung der Bevölkerung in Mariupol gewarnt. Doch ein weiterer Evakuierungsversuch war am Samstag erneut gescheitert, weil die Feuerpause nicht eingehalten worden war.
Russland und die Ukraine beschuldigen sich gegenseitig, für die erfolglose Evakuierung verantwortlich zu sein. 50 Busse hätten wegen Beschusses nicht abfahren können, sagte Generaloberst Michail Misinzew aus dem Verteidigungsministerium in Moskau der Nachrichtenagentur Interfax zufolge. Die ukrainische Vize-Regierungschefin Iryna Wereschtschuk sagte, dass die Kolonne fünf Stunden an einem Kontrollpunkt festgehalten worden sei.
Heute soll erneut versucht werden, die Einwohnerinnen und Einwohner aus Mariupol herauszubringen.
Tausende Menschen aus anderen Städten herausgebracht
Auf anderen Korridoren kamen Evakuierungen nach Angaben beider Seiten aber zustande. Aus dem Gebiet Sumy mit den Städten Sumy, Lebedyn, Konotop, Trostjanez und mehreren Dörfern wurden laut Angaben der Regionalverwaltung Tausende über den "Grünen Korridor" mit Bussen und Privatautos in Sicherheit gebracht.
Laut ukrainischem Innenministerium wurden rund 200 Menschen aus der Kleinstadt Wuhledar im Donezker Gebiet herausgebracht. Aus den nordwestlichen Vororten von Kiew hätten zudem mindestens 60 Kleinbusse Menschen in Sicherheit gebracht. Der Kiewer Gebietsverwaltung zufolge waren es rund 4000 Menschen.
Nach ukrainischen Angaben wurden insgesamt rund 13.000 Menschen aus mehreren Städten des Landes evakuiert. Das seien fast doppelt so viele wie am Freitag, erklärte Wereschtschuk.