Krieg gegen die Ukraine Staudamm durch Raketen massiv beschädigt
In der Stadt Krywyj Rih ist nach Angaben der Ukraine ein Staudamm Ziel von Raketenbeschuss geworden. Dass der russische Angriffskrieg ein baldiges Ende findet, scheint aus Sicht von UN-Generalsekretär Guterres ziemlich unwahrscheinlich.
In der zentralukrainischen Industriestadt Krywyj Rih hat der Beschuss mit Raketen ukrainischen Angaben zufolge massive Schäden an einem Staudamm verursacht. Dadurch sei nun die Trinkwasserversorgung der Stadt mit Hunderttausenden Einwohnerinnen und Einwohnern größtenteils ausgefallen.
Wie es von ukrainischer Seite heißt, wurden sieben oder acht Raketen auf den Staudamm abgefeuert. Der Verwaltungschef des Gebiets Dnipropetrowsk, Valentin Resnitschenko, sprach von Marschflugkörpern des Typs Ch-22, die aus der Entfernung von russischen Kampfflugzeugen abgeschossen worden seien. Russland bestätigte den Angriff bislang nicht. Von unabhängiger Seite können die Angaben nicht überprüft werden.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Teile der Stadt von Überschwemmungen bedroht
Durch den Beschuss sei auch das Pumpwerk des Staudamms zerstört worden. Nun droht der Fluss Inhulez über die Ufer zu treten. Laut Kyrylo Tymoschenko, Vizestabschef des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, sind mehrere Stadtteile in Krywyj Rih von Überschwemmungen bedroht. Bislang sei die Lage jedoch unter Kontrolle und werde genau beobachtet.
In Krywyj Rih leben etwa 625.000 Menschen. Für ein Großteil der Bevölkerung sei derzeit die Trinkwasserversorgung unterbrochen, hieß es vonseiten der Ukraine weiter. Verwaltungschef Resnitschenko zufolge habe der Raketenbeschuss auch der Infrastruktur und den Transportwegen der Stadt gegolten. Von Opfern durch den Beschuss sprach er aber nicht.
Kuleba verurteilt "Terrorakt"
Präsident Selenskyj verurteilte den Angriff. Er stammt selbst aus Krywyj Rih und sprach von einem Versuch, seine Heimatstadt unter Wasser zu setzen. "Alles was die Besatzer können ist Panik zu säen, eine Notlage zu schaffen, Menschen ohne Licht, Wärme, Wasser oder Lebensmittel zu lassen. Kann uns das brechen? Keineswegs", schrieb Selenskyj auf seinem Telegram-Kanal.
Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba nannte den Angriff ein "Kriegsverbrechen und einen Terrorakt". "Weil sie von der ukrainischen Armee auf dem Schlachtfeld geschlagen wurden", schrieb Kuleba auf Twitter, führten die russischen Truppen nun Krieg "gegen unsere Infrastruktur und Zivilisten".
Guterres sieht nur minimale Chance auf Friedensabkommen
Die ukrainische Armee hatte zuletzt aus der Region Charkiw militärische Erfolge gemeldet. Nach Einschätzung des britischen Verteidigungsministeriums können die landeseigenen Truppen ihre Position in diesem Gebiet weiter festigen. Die russischen Truppen hätten sich westlich des Flusses Oskil größtenteils zurückgezogen.
Ein baldiges Ende des Krieges ist aus Sicht von UN-Generalsekretär António Guterres jedoch nicht in Sicht. Er hatte am Mittwochabend mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin telefoniert. "Ich habe das Gefühl, dass wir noch weit vom Frieden entfernt sind," so Guterres Fazit nach dem Gespräch:
Ich mache mir keine Illusionen. Im Moment sind die Chancen auf ein Friedensabkommen minimal.
Von der Leyen zu Gesprächen in Kiew
Auch ein möglicher Waffenstillstand ist laut Guterres "nicht in Sicht". Auf einen solchen hatte bereits am Dienstag Bundeskanzler Olaf Scholz im ersten Telefonat mit Putin nach mehreren Monaten Funkstille gedrängt. Russland müsse seine Truppen vollständig aus der Ukraine abziehen und die territoriale Integrität und Souveränität der Ukraine anerkennen, hatte Scholz gefordert.
Um über die weitere Unterstützung für die Ukraine zu beraten, war die EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen am Mittwoch in die Ukraine aufgebrochen. Am Donnerstagvormittag traf sie schließlich in der ukrainischen Hauptstadt Kiew ein, wo sie mit Selenskyj und dem Ministerpräsidenten der Ukraine, Denys Schmyhal, zusammenkommen will. Dabei soll laut von der Leyen vor allem eine engere Anbindung der Ukraine an den europäischen Binnenmarkt im Fokus stehen.