Außenansicht des russischen Verteidigungsministeriums in Moskau.

Krieg gegen die Ukraine Russland meldet massive Drohnenangriffe

Stand: 21.08.2024 08:13 Uhr

Mehr als 40 Drohnen soll die Ukraine in der Nacht auf russisches Gebiet abgefeuert haben. Ihren Vormarsch im Grenzgebiet Kursk konnte sie offenbar fortsetzen. Dort tut sich Russland laut US-Pentagon mit einer Reaktion schwer.

Russland ist Angaben seines Verteidigungsministeriums zufolge in der Nacht Ziel von massiven Drohnenangriffen durch die Ukraine geworden. Demnach wurden insgesamt 45 Drohnen über russischem Territorium abgefangen, einige davon nahe der Hauptstadt Moskau.

Elf Drohnen seien bis in die Region Moskau vorgedrungen, hieß es vom Ministerium weiter. Mehr als 20 Drohnen sollen auf die Grenzregion Brjansk abgezielt haben, auch die Gebiete Belgorod, Kaluga und Kursk seien Ziel der Angriffe gewesen. Zu möglichen Schäden oder Opfern machte das Ministerium keine Angaben.

Auch Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin sprach von mehreren Drohnen, die nach ihrem Abschuss im Bezirk Podolsk niedergegangen seien - nur wenige Dutzend Kilometer südlich der Moskauer Stadtgrenze. Die russische Nachrichtenagentur Tass berichtete zudem, dass im südrussischen Gebiet Rostow eine Rakete abgewehrt worden sei. Unabhängig prüfen lassen sich keine dieser Angaben.

Karte der Grenzregion von Ukraine und Russland, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Karte der Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Ukrainische Truppen rücken offenbar weiter vor

In der westrussischen Region Kursk rücken Streitkräfte der ukrainischen Armee nach eigener Aussage weiter vor. Ihrem Oberbefehlshaber Olexander Syrskyj zufolge kontrollieren sie inzwischen mehr als 1.200 Quadratkilometer und etwa 90 Ortschaften in der Region. Auch die Angaben des ukrainischen Militärs sind nicht von unabhängiger Seite zu prüfen. Die Offensive der Ukraine im russischen Grenzgebiet dauert mittlerweile seit rund zwei Wochen an.

Vorrangiges Ziel des Vormarsches sei es, eine Pufferzone zu schaffen sowie die Gefangennahme russischer Soldaten, um sie gegen ukrainische Soldaten in russischer Gefangenschaft austauschen zu können, betonte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in seiner am Dienstagabend veröffentlichten täglichen Videobotschaft. Mit der Offensive sei es der Ukraine erstmals seit Beginn der russischen Invasion gelungen, den Krieg in das Land des Aggressors zurückzutragen, lobte Selenskyj den Einsatz der in Russland vorrückenden Truppen.

Russland tut sich aus US-Sicht mit Gegenschlag schwer

Experten werten die Lage der russischen Militäreinheiten in der von der ukrainischen Offensive betroffenen Grenzregion als schwierig. Truppen südlich des Flusses Sejm droht Berichten der Nachrichtenagentur dpa zufolge nach der Sprengung mehrerer Brücken die Einschließung. Im Netz kursierten mehrere Videos, wie ukrainische Drohnen Militärfahrzeuge zerstörten, die versuchten, Behelfsbrücken über den Fluss zu verlegen. 

Auch aus Sicht des Pentagon tut sich Russland "wirklich schwer damit", auf die Offensive zu reagieren, sagte Pat Ryder, Sprecher des Pentagon. Auch seinen Angaben nach könnten ukrainische Truppen weiter vorrücken. Die Ukraine habe ihren Gegner "eindeutig in Bedrängnis gebracht", so Ryder weiter.

Auf die Frage, ob die USA den Vorstoß der Ukraine öffentlich befürworte, verwies Ryder lediglich auf die von Selenskyj angeführten Ziele der Offensive, vor allem auf die Pufferzone, welche die Ukraine schaffen wolle. Die US-Regierung befinde sich in fortwährenden Gesprächen mit der Ukraine, um mehr über die genauen Ziele des Vormarsches zu erfahren.

Russischer Geheimdienst sieht westliche Beteiligung

Einem Bericht der russischen Zeitung Iswestija zufolge vermutet der russische Auslandsgeheimdienst SVR, dass die Grundlage für die Offensive vom Westen mitgeschaffen worden sei. "Die Operation der ukrainischen Streitkräfte im Gebiet Kursk wurde unter Beteiligung der Geheimdienste der USA, Großbritanniens und Polens vorbereitet", zitiert die Zeitung den SVR.

Der SVR gehe davon aus, dass an der Offensive beteiligte ukrainische Soldaten in Großbritannien und auch Deutschland für diesen Einsatz ausgebildet wurden. NATO-Staaten hätten geholfen, Einheiten der ukrainischen Streitkräfte bei ihrem Vormarsch zu führen und hätten diesen Truppen militärische Ausrüstung zur Verfügung gestellt. Weiter heißt es in dem Zeitungsbericht, die NATO habe dem ukrainischen Militär Satellitenaufklärungsdaten über die Stationierung russischer Truppen im Operationsgebiet zur Verfügung gestellt.

Der SVR gab gegenüber der Iswestija an, "zuverlässige Informationen" zu besitzen, die eine Beteiligung des Westens belegten. Konkrete Beweise wurden jedoch nicht angeführt.