Ein laut russischen Angaben durch einen ukrainischen Drohnenangriff massiv beschädigtes Wohnhaus in Ramenskoje.

Krieg gegen die Ukraine Russland meldet massive Drohnenangriffe durch Ukraine

Stand: 10.09.2024 08:19 Uhr

Die Ukraine soll Russland mit mehr als 140 Drohnen angegriffen haben. Auf drei Moskauer Flughäfen wurde der Betrieb kurzzeitig gestoppt. Kanzler Scholz knüpft eine Teilnahme Russlands an einer Friedenskonferenz an Bedingungen.

Die Ukraine und Russland haben in der Nacht die gegenseitigen Angriffe mit Drohnen fortgesetzt. Vor allen die russische Luftabwehr meldete massive Attacken, durch die im Ort Ramenskoje nahe Moskau eine Frau ums Leben gekommen sein soll.

Insgesamt seien in der Nacht 144 von der Ukraine eingesetzte Drohnen über neun russischen Regionen abgeschossen worden, zitierte die Nachrichtenagentur Reuters die russische Luftabwehr. Rund 20 dieser Drohnen seien im Gebiet rund um Moskau abgewehrt worden. Der Gouverneur des Moskauer Gebiets, Andrej Worobjow, teilte mit, zahlreiche Menschen in der Region seien in Sicherheit gebracht worden.

In Ramenskoje seien mindestens zwei Hochhäuser getroffen worden, in mehreren Wohnungen seien Brände ausgebrochen, hieß es von Worobjow weiter. Bei diesen Angriffen sei eine 46 Jahre alte Frau getötet worden, mindestens drei Menschen seien verletzt worden. Aus anderen Regionen Russlands wurden zunächst keine Opferzahlen gemeldet.

Karte: Ukraine und Russland, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete in der Ukraine, Orte Ramenskoje und Moskau in Russland

Karte der Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Betrieb auf Moskauer Flughäfen ausgesetzt

Wie die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf die russische Luftfahrtbehörde weiter berichtete, musste wegen der Angriffe auf den drei Moskauer Flughäfen Domodedowo, Schukowo und Wnukowo der Betrieb kurzzeitig eingestellt werden. Mehr als 30 Inlands- und Auslandsflüge seien gestrichen worden.

Auch das ukrainische Militär hat in der Nacht eigenen Angaben zufolge weitere russische Drohnenangriffe abgewehrt. Insgesamt sei die Ukraine mit 46 Drohnen und zwei Raketen attackiert worden. 38 der Drohnen hätten abgewehrt werden können. Die erneuten Angriffe hätten auch auf die Hauptstadt Kiew abgezielt. Zu möglichen Opfern oder Schäden machte das Militär zunächst keine Angaben.

Scholz knüpft Friedenskonferenz mit Russland an Bedingungen

Am Wochenende hatte sich Bundeskanzler Olaf Scholz für eine weitere Friedenskonferenz ausgesprochen, um die Möglichkeit auszuloten, den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine durch eine diplomatische Lösung zu beenden. An dieser Konferenz müsse auch Russland teilnehmen.

Die Aussage des Kanzlers war auf gemischte Reaktionen gestoßen. Während die Union vor einem "Scheinfrieden" für die Ukraine warnte, schloss sich Grünen-Chef Omid Nouripour der Forderung an, dass es Verhandlungen mit Russland brauche. Allerdings, so warnte Nouripour, sei die Bereitschaft des Kreml "für Gespräche auf Augenhöhe" nicht besonders groß.

Auch Scholz betonte am Montagabend, dass eine Teilnahme Russlands an einer weiteren Friedenskonferenz an Bedingungen geknüpft sei. "Das geht natürlich nicht, wenn derjenige, der da sitzen soll, gleichzeitig sagt 'Ich greife aber immer weiter an'", so der SPD-Politiker und fügte hinzu: "Ich finde, wir brauchen in dieser Situation das, was in der Politik immer wichtig ist: Klarheit, Festigkeit und Charakter. Darum geht es, wenn man Frieden und Sicherheit in Europa sichern will."

Ähnlich äußerte sich Jan van Aken von der Linkspartei gegenüber der Nachrichtenagentur dpa. Seine Partei drängt bereits seit Längerem auf diplomatische Bemühungen, um eine Ende des Krieges zu erreichen. Doch Ziel müsse dabei ein "gerechter Frieden" sein, mahnte van Aken, und den "können nur die Menschen in der Ukraine selbst definieren".

Russland sieht keine "ehrliche" Verhandlungsbereitschaft des Westens

Russlands Außenminister Sergej Lawrow warf dem Westen hingegen vor, "nicht ehrlich verhandeln zu wollen". Westliche Staatschefs klammerten sich an die für Moskau unannehmbare Initiative des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, sagte Lawrow bei einem Staatsbesuch in Riad. Die Ukraine fordert als Voraussetzung für Verhandlungen den vollständigen Abzug russischer Truppen aus der Ukraine.

Der frühere russische Verteidigungsminister und derzeitige Sekretär des Nationalen Sicherheitsrates, Sergej Schoigu, betonte, Russland werde sich auf keine Verhandlungen einlassen, ehe die Ukraine nicht sämtliche Streitkräfte aus russischem Territorium abgezogen habe.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 10. September 2024 um 09:44 Uhr.