Krieg gegen die Ukraine Russische Angriffe im Süden und Osten
Laut Präsident Selenskyj ist die Region Kiew wieder vollständig unter Kontrolle der Ukraine. Russland konzentriere sich nun vor allem auf den Osten und den Süden. Dort wurden bei russischen Angriffen mehrere Menschen getötet.
Bei russischen Angriffen auf die südukrainische Stadt Mykolajiw sind nach ukrainischen Angaben mehrere Menschen getötet und verletzt worden. Der Gouverneur des Gebietes, Witalij Kim, schrieb auf Telegram von elf getöteten und 62 verletzten Menschen. Der Bürgermeister der Stadt, Oleksandr Sjenkewitsch, schrieb zuvor auf Telegram von zehn Getöteten und 46 Verletzten.
Nach den Angaben Sjenkewitschs wurden Wohnhäuser, Krankenhäuser, Kindergärten, Schulen sowie ein Waisenhaus beschossen. 120 Menschen hätten die Stadt gestern mit Evakuierungsbussen verlassen. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig prüfen.
Im Osten der Ukraine in Awdijiwka starben gestern nach Angaben des Gouverneurs des Gebiets Donezk, Pawlo Kirilenko, zwei Menschen, wie die "Ukrajinska Prawda" schreibt. Dort und in Georgiewka, Nowoselowka und Wosdvyschenka wurden demnach neun Menschen verletzt.
Region Kiew vollständig unter ukrainischer Kontrolle
Die ukrainischen Behörden konnten nach eigenen Angaben die Kontrolle über die gesamte Region Kiew und andere Bezirke wiederherstellen. In seiner abendlichen Videoansprache sagte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, in den Regionen Kiew, Tschernihiw und Sumy weiter nördlich und östlich hätten die Besatzer Dinge getan, die die Einheimischen nicht einmal während der Nazi-Besetzung vor 80 Jahren erlebt hätten.
Die Ukraine geht davon aus, dass sich die russischen Streitkräfte aus Gebieten im Norden der Ukraine, insbesondere um Kiew, zurückgezogen haben, um sich auf den Osten und Süden des Landes zu konzentrieren. Auch die USA teilen diese Ansicht.
Ein Vertreter des US-Verteidigungsministeriums gab an, dass zwei Drittel der russischen Streitkräfte, die seit Beginn der Invasion das Gebiet um Kiew besetzt hielten, sich nach Belarus zurückgezogen haben. Demzufolge handelte es sich dabei wahrscheinlich um eine Neuorganisation vor einem neuen Angriff an anderer Stelle in der Ukraine. Die US-Regierung rechne zudem mit weiteren Luft- und Raketenangriffen auf Kiew und Lwiw im Westen.
"Massiver Angriff" in Luhansk erwartet
Nach ukrainischen Angaben bereiten die russischen Streitkräfte einen "massiven Angriff" auf die Truppen in der östlichen Region Luhansk vor. Es werden Ausrüstung und Treibstoff gebracht sowie die Truppen verstärkt, teilte der Gouverneur der Region, Serhij Gaidaj, mit. "Wir glauben, dass sie sich auf einen massiven Angriff vorbereiten."
Weiß schraffiert: Vormarsch der russischen Armee. Grün schraffiert: von Russland unterstützte Separatistengebiete. Krim: von Russland annektiert.
"Die Bombardements werden immer dichter", sagte Gaidaj in einer Videobotschaft. Er forderte die Bewohner auf, die Region so schnell wie möglich zu verlassen. "Wartet nicht darauf, dass eure Häuser zerbombt werden", rief er die Menschen auf. Bei der Explosion einer Mine seien am Sonntag "zwei Freiwillige" getötet worden, sagte er weiter. Beim Angriff auf eine Kirche wurden demnach zwei Priester verletzt.
Zahlreiche Menschen machten sich gestern auf die Flucht Richtung Westen. Hunderte von ihnen warteten am Bahnhof von Kramatorsk, einer Großstadt in der Region Donezk, auf Züge.
Ukraine rechnet mit weiteren Angriffen auf Charkiw
Das ukrainische Verteidigungsministerium rechnet zudem mit weiteren russischen Angriffen auf die die belagerte Millionenstadt Charkiw im Osten der Ukraine. Russische Truppen bereiten sich darauf vor, die Stadt zu erobern, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums in Kiew, Olexander Motusjanyk, nach Angaben der "Ukrajinska Prawda". Auch in anderen Gebieten im Osten der Ukraine erhielten russische Truppen demnach Verstärkung.
Russland forderte indes die ukrainischen Streitkräfte in der umkämpften Hafenstadt Mariupol erneut auf, ihre Waffen niederzulegen. Die Bataillone der ukrainischen Streitkräfte und die ausländischen Söldner sollten an diesem Morgen über einen Korridor sicher die Stadt in Richtung der von Kiew kontrollierten Gebiete verlassen können, sagte der Generalmajor Michail Misinzew vom russischen Verteidigungsministerium.
"Allen, die ihre Waffen niederlegen, wird das Leben garantiert", sagte er. Heute solle erneut versucht werden, auch Zivilisten und ausländische Bürger aus der Stadt am Asowschen Meer in Sicherheit zu bringen, sagte Misinzew. In den vergangenen Tagen habe die ukrainische Seite immer wieder verhindert, Menschen aus Mariupol herauszubringen. Überprüfbar waren die Angaben von unabhängiger Seite nicht.