Rauch steigt im Atomkraftwerk Saporischschja im südukrainischen Enerhodar auf

Von Russland besetztes Kraftwerk Kühlturm von AKW Saporischschja schwer beschädigt

Stand: 12.08.2024 15:07 Uhr

Der Brand auf dem Gelände des ukrainischen Atomkraftwerks Saporischschja gestern Abend hat schwere Schäden an den Kühltürmen verursacht. Russland und die Ukraine machen sich gegenseitig für das Feuer verantwortlich.

Das von Russland besetzte Atomkraftwerk Saporischschja in der Südukraine ist bei einem dreistündigen Brand schwer beschädigt worden. Das habe der Chef des russischen Atomkonzerns Rosatom, Alexej Lichatschew, erklärt, wie die russische Nachrichtenagentur Interfax berichtete.

Nach Angaben von Lichatschew sei es unklar, ob der Schaden repariert werden könne oder ob einer der Türme ersetzt werden muss. Nach übereinstimmenden russischen und ukrainischen Angaben wurde bislang aber keine erhöhte radioaktive Strahlung registriert.

"Das ist eine konstante Erpressung, die Russland aufführt", Vassili Golod, ARD Kiew, zu besetztem AKW Saporischja

Morgenmagazin, 12.08.2024 05:30 Uhr

Feuer gelöscht

Auf dem Gelände des Atomkraftwerks war gestern Abend nach russischer Darstellung ein Brand an der Kühlanlage ausgebrochen. Noch in der Nacht sei das Feuer vollständig gelöscht worden, erklärte der von Moskau eingesetzte Behördenvertreter Wladimir Rogow bei Telegram.

Der ebenfalls von Moskau eingesetzte Statthalter der Region, Jewgeni Balizki, erklärte laut der russischen Staatsagentur Tass, zuvor habe es einen ukrainischen Angriff auf die Umgebung des Kraftwerks gegeben. Es habe allerdings keine Gefahr gedroht, da alle Blöcke des AKW abgeschaltet seien. Die Angaben konnten zunächst nicht unabhängig geprüft werden. 

Balizki teilte weiter mit, die Sicherheitsvorkehrungen an allen Anlagen von strategischer Bedeutung in der Region seien auf Anordnung von Kremlchef Wladimir Putin erhöht worden.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Selenskyj: Russland für Feuer verantwortlich

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wiederum warf Russland vor, Feuer in dem AKW gelegt zu haben. Die Strahlungswerte seien zwar normal, schrieb Selenskyj auf der Plattform X. "Aber solange die russischen Terroristen das Nuklearkraftwerk kontrollieren, ist und kann die Lage nicht normal sein." Seiner Erklärung fügte Selenskyj ein Video an, auf dem aus einem Kühlturm aufsteigender schwarzer Rauch und Flammen zu sehen sind.

Während Russland und die Ukraine sich gegenseitig für den Vorfall verantwortlich machten, verlangte die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) "unverzüglichen Zugang zum Kühlturm erhalten, um den Schaden zu beurteilen" und "die mögliche Ursache dieses Vorfalls zu ermitteln". 

IAEA fordert Ende der Angriffe

IAEA-Chef Rafael Grossi rief zudem dazu auf, solche "unverantwortlichen Angriffe, welche (...) die Gefahr eines nuklearen Unfalls erhöhen", zu beenden. "Jedes Feuer auf dem Gelände oder in seiner Umgebung birgt das Risiko, dass es auf sicherheitskritische Einrichtungen übergreift", mahnte er.

Die Behörde erklärte auf dem Nachrichtendienst X, sie sehe "keine Auswirkungen auf die atomare Sicherheit". Weiter hieß es, ihre im Atomkraftwerk stationierten Experten hätten "nach mehreren Explosionen am Abend starken dunklen Rauch aus dem nördlichen Bereich der Anlage" beobachtet. Das AKW habe der IAEA einen "mutmaßlichen Drohnenangriff auf einen der Kühltürme" gemeldet. 

Russland hält AKW besetzt

Das AKW Saporischschja ist seit Beginn der russischen Invasion in der Ukraine von der russischen Armee besetzt. Europas größtes Atomkraftwerk lief zunächst unter russischer Kontrolle weiter. Wegen der Sicherheitsbedenken wurden die Reaktoren bereits 2022 heruntergefahren, müssen aber weiter gekühlt werden.

Wiederkehrende Zwischenfälle rund um die Anlage haben die Sorgen vor einem schweren Atomunfall verstärkt. Russland und die Ukraine werfen sich immer wieder gegenseitig vor, die Sicherheit des Kraftwerks zu gefährden. 

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 12. August 2024 um 15:47 Uhr.