Besetztes ukrainisches AKW IAEA-Team auf dem Weg nach Saporischschja
Seit Wochen wächst international die Sorge um das unter russischer Kontrolle stehende AKW Saporischschja in der Ukraine. Nun reist eine Delegation der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA zum Kraftwerk, um dessen Sicherheit zu prüfen.
Gegen halb sieben am Morgen ukrainischer Zeit verlässt der Autokonvoi mit den 14 Atomexperten Kiew in Richtung Saporischija. Die 13 Männer und eine Frau der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA sitzen in weißen UN-Jeeps und wollen vor Ort die Sicherheitssysteme und den Zustand des größten Atomkraftwerks in Europa überprüfen.
IAEA-Chef Rafael Grossi gab vor der Abfahrt aus Kiew eine kurzes Pressestatement ab. Es sei ein sehr wichtiger Tag und nach sechs Monaten der Bemühungen gehe es nun endlich los. Auf die Frage, ob die IAEA eine ständige Mission einrichten wolle, sagte Grossi, er denke, das könne erreicht werden.
Auftrag in besetztem Gebiet
Die Aufgabe der IAEA vor Ort sei sehr wichtig, um die Situation in der Atomanlage so gut es ginge zu stabilisieren, fuhr Grossi fort. Man werde einige Tage vor Ort bleiben. Wie lange, wisse er nicht genau.
Auf die Sicherheit der Atomexperten-Delegation angesprochen, sagte der 61-jährige Argentinier: "Die Aufgabe ist sehr komplex und wir gehen in eine Kriegszone und in besetztes Gebiet. Das erfordert ausdrückliche Sicherheitsgarantien - nicht nur von der russischen Seite, sondern auch vonseiten der Ukraine. Und wir haben es geschafft, dies sicherzustellen."
Sorge vor atomarem Unfall
Die Atomanlage liegt in der Stadt Enerhodar bei Saporischschja im Südosten der Ukraine und ist seit Anfang März von russischen Truppen besetzt. Die Anlage ist durch Beschuss beschädigt. Russland und die Ukraine geben sich gegenseitig die Schuld daran.
In der vergangenen Woche wurde das AKW sogar kurzzeitig vom Netz genommen, was international große Sorge auslöste. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Atomanlage leben im nahegelegenen Ort Enerhodar, der ebenfalls unter russischer Kontrolle ist. Sie stehen unter enormem Druck und werden nach eigenen Angaben von russischer Seite bedroht - auch mit Waffen.
IAEA-Chef Grossi sagte, er habe die Zusicherung, mit den Mitarbeitern sprechen zu können. Das gehöre zu "einem der wichtigsten Dinge, die ich machen möchte - und das werde ich auch tun."