Front National und Norwegen Le Pen und die ungelegene Attentäter-Begeisterung
Das passte Front-National-Chefin Le Pen nun gar nicht ins Konzept: Ein Parteifreund lobte den Attentäter von Norwegen als "Ikone". Dabei müht sich Le Pen, ihrer Rechtsaußen-Partei ein harmloseres Image zu verpassen. Aber das nehmen ihr Kritiker sowieso nicht ab.
Von Anne Christine Heckmann, ARD-Hörfunkstudio Paris
Seit den Anschlägen von Oslo ist Marine Le Pen erstmal untergetaucht. Die sonst wenig medienscheue Chefin des rechtsextremen Front National übt sich in Zurückhaltung, nachdem ihr Parteikollege Jacques Coutela im Internet den Oslo-Attentäter als "Ikone" gelobt hatte.
Anti-muslimische Parolen - dafür ist der Front National bekannt. Doch die Anerkennung für ein Attentat, das ging der Präsidentschaftskandidatin dann doch zu weit. Sie suspendierte den Regionalpolitiker und erklärte, ihre Partei habe mit der Tat in Norwegen nicht das Geringste zu tun.
Für die französische Anti-Rassismus-Bewegung MRAP entlarven die fremdenfeindlichen Parolen von Coutela den Front National. "Mir fällt auf, dass Marine Le Pen schon so einige Mitglieder suspendieren musste", sagt der Anwalt Pierre Mairat. Sie würde gut tun, weitere führende Parteimitglieder auszuschließen - allen voran ihren Vater und Ehrenpräsidenten Jean-Marie Le Pen, der schon mehrfach wegen Holocaust-Leugnung oder Rassismus verurteilt wurde, meint er.
Marine Le Pen selbst wehrt sich gegen Vorwürfe, sie würde mit ihrer Stimmungsmache gegen Ausländer Nährboden für Terroraktivitäten schaffen. Doch die MRAP sieht das anders. Sie macht die Rechtspopulisten in ganz Europa für die Anschläge in Norwegen verantwortlich.
Sarkozys umstrittener Populismus
Gleichzeitig kritisiert die Bewegung auch die Politik der Konservativen um Präsident Nicolas Sarkozy, die, so sagt Mairat, am rechten Rand auf Wählerfang gingen. Die grundlegende Ideologie des Front National werde heute von bestimmten Konservativen übernommen: "Sie verfolgen die Politik des Sündenbockes, der Feindlichkeit gegenüber Einwanderern und Ausländern. Sie verteilen sozusagen Benzinkanister. Und das kann dazu führen, dass gestörte Persönlichkeiten zum Feuer greifen und diese entzünden."
Präsident Sarkozy setzt bewusst auf populistische Themen - sein Fokus auf die innere Sicherheit hatte ihm 2007 schon zum Sprung in den Elysée-Palast verholfen. 2012 will er wiedergewählt werden. Er stieß also die Diskussion über die nationale Identität an, setzte das Burka-Verbot durch und begann - unter dem Oberbegriff Laizität - eine Debatte über den Islam in Frankreich. Vor einem Jahr ordnete Sarkozy an, Roma-Lager aufzulösen und die Familien auszuweisen.
All das spalte die französische Gesellschaft, statt sie zu einen, kritisieren Oppositionspolitiker. Ausländerkritik werde fast schon alltäglich, kritisiert auch Sarkozys konservativer Dauerrivale Dominique de Villepin: "Einige Initiativen, einige Worte tragen dazu bei, dass eine Islamphobie entsteht. Wenn Politiker bestimmte Formulierungen gebrauchen, bestimmte Entscheidungen treffen, die den Anschein erwecken, dass sie auf eine bestimmte Gemeinschaft abzielen - dann ist das ein gefährliches Spiel."
Le Pen setzt auf Entdiabolisierung
Ein Spiel, dass sich im Wahlkampf fortsetzen könnte. Denn Marine Le Pen und ihr Front National sind keine Randerscheinungen in Frankreich. Die blonde, ehrgeizige Anwältin könnte sogar in die Stichwahl ums Präsidentenamt einziehen. In den Umfragen liegt sie derzeit nur knapp geschlagen auf Platz 3.
Le Pen will ihre Partei entdiabolisieren und den Front National für alle wählbar machen. Deshalb liegt ihr jetzt viel daran, dass Jacques Coutela, der Verteidiger der Oslo-Anschläge, möglichst schnell in Vergessenheit gerät.