US-Bundesstaat Arizona Homosexuelle per Gesetz diskriminiert
Im Restaurant wegen seiner Homosexualität nicht bedient zu werden - in Deutschland wäre das ein Fall von Diskriminierung. In Arizona soll so etwas zukünftig erlaubt sein, zum "Schutz der Religionsfreiheit". Doch Bürgerrechtler protestieren.
Ein Hotelbesitzer, der ein schwules Pärchen nicht übernachten lässt; ein Bäcker, der sich weigert, eine Torte für eine Hochzeit zwischen Frauen zu backen? In Arizona könnte das vielleicht bald erlaubt sein. Der Staat mit dem Kaktus als Wahrzeichen gilt als erzkonservativ. Die Republikaner haben hier eine satte Mehrheit und vergangene Woche haben sie ein Gesetz durchgewinkt, wonach Geschäftsinhaber keine homosexuellen Paare bedienen müssen, wenn es eine schwere Last für ihren Glauben ist.
"Das ist Amerika, das ist Freiheit!"
Einige Hundert Demonstranten zogen daraufhin vor den Amtssitz von Gouverneurin Jane Brewer. Auf sie richtet sich nun die gesamte Aufmerksamkeit, denn sie kann das Gesetz ablehnen oder unterschreiben. Eine Entscheidung soll in den nächsten Tagen fallen. Als Grundlage für das Gesetz wird die Freiheit herangezogen: "Jeder der ein Geschäft hat kann entscheiden mit wem er Geschäfte machen will und mit wem nicht", erklärte sie. "Das ist Amerika, das ist Freiheit."
In dem Bundesstaat gibt es bereits ein ähnliches Gesetz: Es schützt Personen, die bestimmte Aufgaben nicht ausführen wollen, weil sie eine schwere Last für ihren Glauben sind. Zum Beispiel Priester, die keine homosexuellen Paare trauen wollen, oder Ärzte, die keine Abtreibung vornehmen wollen. Jetzt wurde der Kreis im neuen Gesetz "SB 1062" um Unternehmen erweitert. Der Republikaner John Kavanagh versteht die ganze Aufregung nicht: "Das Gesetz schützt keinen Hotelbesitzer oder eine Bedienung die keine homosexuellen Paare bedienen will, denn es handelt sich hier nicht um eine grundsätzliche Belastung."
Schwule und Lesben fürchten Diskriminierung
Aber genau daran entzündet sich die hitzige Debatte: Wo beginnt die grundsätzliche Belastung für eine tief religiöse Person? Ist es der Fotograf, der auf einer Hochzeit keine Fotos von schwulen Paaren machen will, oder eben doch der Hotelbesitzer, der keine gleichgeschlechtlichen Paare unter seinem Dach beherbergen will? Die Schwulen und Lesben in Arizona befürchten jedenfalls Diskriminierung, Ausgrenzung und Misstrauen, wenn dieses Gesetz durchkommt. Und auch, dass sich viele Geschäftsinhaber, die etwas gegen Homosexuelle haben, hinter diesem Gesetz verstecken können: "Wir wollen keine Angst haben, irgendwo hin zu gehen, nur weil wir anders leben", erklärte ein Demonstrant.
Der schwule Besitzer von "Roccos Little Chicago Pizzeria" hat den Spieß umgedreht und ein Schild in sein Restaurant gehängt auf dem steht: "Wir nehmen uns die Freiheit, keine Abgeordneten zu bedienen."
Viele Restaurant- und Hotelbesitzer bangen schlicht um das Geschäft und den schlechten Ruf, der mit diesem Gesetz einhergehen würde. Denn Arizona wird nächstes Jahr Gastgeber für ein großes Sportereignis sein. Nicht ganz so groß wie Olympia in Sotschi, aber für Amerika fast noch wichtiger: Im kommenden Jahr soll Arizona den Superbowl ausrichten, das Endspiel im American Football.