Kaschmir-Konflikt Pakistan kappt Zugverbindung nach Indien
Er war als "Friedenszug" gefeiert worden - doch nun kappt Pakistan die einzige Zugverbindung in sein Nachbarland Indien. Damit ist eine weitere Eskalationsstufe im Konflikt um die Kaschmir-Region erreicht.
Nur wenige Tage nach der umstrittenen Aufhebung des Sonderstatus für den indisch-kontrollierten Teil der Kaschmir-Region hat Pakistan seine einzige Zugverbindung nach Indien vorübergehend eingestellt. Das teilte der Eisenbahnminister, Sheikh Rashid Ahmed, mit. Der Samjhauta-Express, auch "Friedenszug" genannt, fährt üblicherweise zwei Mal in der Woche von der östlichen Stadt Lahore über den Wagah-Grenzübergang nach Neu Delhi.
Die Einstellung sei ein Protest gegen die Änderung des Status der Region Kaschmir durch die indische Regierung, sagte Rashid. Am Mittwoch hatte das Nationale Sicherheitskomitee bereits erklärt, Pakistan werde seine diplomatischen Beziehungen zu dem Nachbarland erheblich einschränken. Zugleich wolle man den bilateralen Handel mit Indien aussetzen und bilaterale Abkommen überprüfen.
Furcht vor "Hinduisierung"
Der pakistanische Außenminister Shah Mehmood Qureshi sagte, der geplante Kartarpur-Grenzkorridor sei von den Maßnahmen nicht betroffen. Dieser soll indischen Anhängern des Sikh-Glaubens den Besuch eines ihrer heiligsten Schreine im pakistanischen Kartarpur Sahib erleichtern. Eine Eröffnung ist für Herbst geplant.
Die indische Regierung hatte der Region Jammu und Kaschmir vor wenigen Tagen den Sonderstatus entzogen, der der Region unter anderem eine eigene Verfassung und eine eigene Flagge garantierte. Pakistan beansprucht das Gebiet auch und bezeichnete die Aufhebung des Status als "illegal". Die Menschen in Kaschmir befürchten nun eine "Hinduisierung".
Der Konflikt um die Kaschmir-Region schwelt seit Jahrzehnten.
Indien bezeichnete sein Vorgehen hingegen als "innere Angelegenheit". Pakistans Reaktion auf die Aufhebung des Autonomiestatus sei "Panikmache", erklärte das indische Außenministerium. Es warnte das Nachbarland vor Einmischung.
Seitdem Britisch-Indien im Jahr 1947 unabhängig und in Indien und Pakistan geteilt wurde, streiten die beiden Länder um die gesamte Herrschaft über Kaschmir, zwei Kriege wurden deswegen bereits geführt. Beide Atommächte beherrschen jeweils einen Teil von Kaschmir, ein weiterer Teil gehört zu China. Indien ist mehrheitlich von Hindus bewohnt, während in Pakistan mehrheitlich Muslime leben. Während Kaschmir fast rein muslimisch ist, stellen in Jammu Hindus die Bevölkerungsmehrheit.
Mehr als 500 Menschen inhaftiert
Die Vereinten Nationen erklärten, sie seien "tief beunruhigt" über die Entwicklung. Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte warnte, die verfügten Einschränkungen verschlechterten die Menschenrechtslage in der Himalaya-Region. Auch heute blieb die Lage im mehrheitlich von Muslimen bewohnten indischen Teil Kaschmirs angespannt. Mehr als 500 Menschen, darunter auch Universitätsprofessoren und Geschäftsleute, sind inzwischen inhaftiert.
UN-Sprecher Rupert Colville kritisierte die Unterbrechung von Internet- und Telefonverbindungen, Ausgangssperren, willkürlichen Festnahmen von Politikern und das Verbot friedlicher Versammlungen. Dies hindere die Bevölkerung, an der demokratischen Debatte über die Zukunft des indischen Bundesstaats Jammu und Kaschmir teilzunehmen. Dass kaum Informationen aus der Region nach draußen gelangten, sei allein schon Anlass zu großer Sorge, sagte der Sprecher von UN-Hochkommissarin Michelle Bachelet.