Israel Katz Ein diplomatischer Bulldozer als Verteidigungsminister
Israel Katz ist der neue Verteidigungsminister Israels. Lässt sich sein schroffes Auftreten mit dem zweitwichtigsten Posten des Landes verbinden? Viele Israelis zweifeln daran.
Ein Diplomat war Israel Katz noch nie - obwohl er schon zwei Mal israelischer Außenminister war. Zuletzt seit Anfang dieses Jahres. Dabei fiel er international durch sein eher schlechtes Englisch auf und durch bizzarre Beiträge im Sozialen Netzwerk X auf. Eine seiner Fotomontagen zeigte UN-Generalsekretär Guterres vor dem iranischen Revolutionsführer Chamenei kniend. Eine andere den türkischen Präsidenten Erdogan auf einem Bett liegend, vom Sultanstitel träumend.
Ganz untypisch für einen Außenminister hat er sich mit einer ganzen Reihe von Ländern verscherzt, zum Beispiel mit Polen - wegen Aussagen wie dieser:
Die Polen haben mit den Nazis kollaboriert. Wie drückte es Yitzhak Shamir, dessen Vater von Polen ermordet wurde, aus? Er sagte: "Sie haben den Antisemitismus mit der Muttermilch aufgesogen." Diese Geschichte kann man nicht schönreden.
Nun hat er das wichtigste Amt in Israel, nach dem des Regierungschefs, inne - und er trägt große Verantwortung als Verteidigungsminister eines Landes, das sich an insgesamt sieben Fronten im Krieg sieht. Bei seiner Ernennung im Parlament gab es regelrechten Tumult: Schließlich verließ die Opposition das Plenum.
Gegen einen palästinensischen Staat
Große militärische Erfahrung bringt Katz nicht mit: Während Yoav Galant, sein geachteter Vorgänger, früher ein hochrangiger General der israelischen Streitkräfte war, brachte es Katz in seinem Wehrdienst nur bis zum Hauptmann.
Dafür hat er starke Meinungen: Einen palästinensischen Staat lehnt er entschieden ab. Und für den Gazastreifen sieht er Israel nur für Sicherheitsfragen zuständig - um die Versorgung der leidenden Bevölkerung sollten sich andere kümmern, sagte er vor ein paar Monaten im Radio Darom 100fm:
"Es wird eine Sicherheitsgrenze geben und die Verantwortung über alle zivilen Belange wird bei der Welt liegen. Wir werden ihnen nichts liefern. All die Jahre habe ich in allen Regierungen gegen jeden Vorschlag gestimmt, der vorsah, dass Israel etwas liefert." Er sei der Einzige gewesen, der immer gewarnt habe. Israel solle für die Sicherheit sorgen und die Welt die Verantwortung für den Gazastreifen übernehmen.
Viele Ministerposten und viel Fantasie
Katz, Vater zweier Kinder, ist Sohn rumänischer Einwanderer. Schon seit 26 Jahren sitzt er in der Knesset, dem israelischen Parlament. Und immer wieder kam er unter Benjamin Netanyahu in Ministerämter, zum Beispiel für Finanzen, Energie oder Verkehr - die Amtszeiten dauerten aber selten länger als ein Jahr.
Und während sein Vorgänger im Amt des Verteidigungsministers ein scharfer Analytiker war, machte Israel Katz bisher vor allem durch etwas wirre sprachliche Bilder von sich reden. So sagte er mit Blick auf den Iran im Channel 14:
Der Iran ist wie ein hartgekochtes Ei: außen hart, aber innen sehr weich. Nach außen ist der Iran aggressiv und droht, uns und alle anzugreifen. Aber im Inneren ist es so, dass die Mehrheit der Bevölkerung gegen das Regime ist, dass die Wirtschaft in schlechtem Zustand ist und dass auch die Modernisierung der Armee nicht so gut ist. Und ich wende mich an die Welt und sage: Wenn ihr klug seid und dem Iran starke Sanktionen auferlegt, dann wird das Regime wie ein Ei von innen zusammenbrechen.
Weniger Widerstand durch Katz
Große Akzente werden von Katz eher nicht erwartet. Bei der Ernennung sei es Regierungschef Netanyahu vor allem darum gegangen, weniger Widerstand gegen seinen Kurs im Kabinett zu haben, sagt der Aktivist Uri Misgav: "Wenn man seine Karriere mit anderen vergleicht, ist zu bemerken, dass er heute auf Platz 2 der Partei-Liste des Likud steht. Der Mann war Verteidigungsminister, Außenminister, Finanzminister. Ich denke er wird keine selbstständige Figur sein. Auch als Außenminister war er das nicht. Er wird das machen, was Netanyahu nicht interessiert."
Israel Katz hat den Ruf eines politischen Bulldozers - er war zuletzt loyal gegenüber Benjamin Netanyahu und dürfte ihm nicht in die Quere kommen. Ob das genug Qualifikation ist für das wichtige Amt des Verteidigungsministers, wird von vielen in Israel bezweifelt.