Zusammenstöße in Al-Aksa-Moschee Sorge vor neuer Eskalation nach Polizeieinsatz
Nach den Zusammenstößen in der Al-Aksa-Moschee gibt es Hunderte Festnahmen. Die Sorge vor einer weiteren Eskalation wächst. Aus dem Gazastreifen wurden Raketen gefeuert, Israels Militär startete Gegenangriffe.
Aufnahmen der israelischen Polizei, im Inneren der Al-Aksa-Moschee: Feuerwerkskörper explodieren, Schreie sind zu hören, schwarz uniformierte Polizisten mit Helmen und Schutzschildern dringen in die Moschee ein.
In der Nacht hatten israelische Polizeikräfte den Einsatz in der Al-Aksa-Moschee gestartet. Es hätten sich dort "Unruhestifter" mit Feuerwerkskörpern, Stöcken und Steinen verbarrikadiert, teilte die Polizei anschließend mit. Zuvor seien Versuche gescheitert, die überwiegend jungen Männer zum Verlassen der Moschee zu bewegen.
Blendgranaten und Schlagstöcke
Zum Zeitpunkt der Zusammenstöße, mitten im islamischen Fastenmonat Ramadan, befanden sich nach Angaben der palästinensischen Nachrichtenagentur Wafa zahlreiche Gläubige in der Moschee. Augenzeugen berichteten, dass die Polizeikräfte Blendgranaten und Schlagstöcke eingesetzt hätten. "Sie stürmten herein und fingen an, jeden zu schlagen", zitiert die Nachrichtenagentur Reuters eine Augenzeugin.
Eine ältere Frau sagte laut der Agentur nach Verlassen der Moschee: "Ich habe gebetet und saß auf einem Stuhl und habe den Koran rezitiert. Sie haben Blendgranaten geworfen, eine davon traf mich an der Brust. Meine Familie wird mich jetzt sehen und sie werden sich fürchterlich fühlen."
350 vorübergehende Festnahmen
Nach Polizeiangaben wurden mehr als 350 Männer vorübergehend festgenommen. Als Reaktion auf die Zusammenstöße feuerten palästinensische Militante 16 Raketen auf das israelische Grenzgebiet ab, meldete die israelische Armee. Die Geschosse seien entweder vom Raketenabwehrschirm "Iron Dome" zerstört worden oder auf unbewohntem Gebiet niedergegangen. Niemand sei verletzt worden.
Daraufhin griffen die israelischen Streitkräfte drei Ziele im Gaza-Streifen an. Im israelischen Rundfunk sagte Armeesprecher Daniel Hagari am Vormittag:
Wir können nicht sagen, wer hinter dem Beschuss steckt. Es ist nicht gesagt, dass es die Hamas ist, es können auch andere rebellische Organisationen dahinterstecken. Zurzeit geben wir keine besonderen Anweisungen für die Bewohner heraus. Wer geplant hat, seinen Feiertag im Süden zu verbringen, rate ich hinzufahren, und sollte sich etwas ändern, werden wir neue Anweisungen herausgeben.
Minister fordert Härte
Nach Sonnenuntergang beginnen mit dem Seder-Abend die einwöchigen jüdischen Pessach-Feiertage. Ägypten, Jordanien und Saudi-Arabien haben das Eindringen der israelischen Polizei in die Al-Aksa-Moschee scharf verurteilt. In getrennt ausgesandten Stellungnahmen hieß es unter anderem, dass der "Sturm" auf die Moschee - das drittwichtigste Heiligtum des Islam - die Friedensbemühungen zwischen Israelis und den Palästinensern unterminiere.
Israels rechtsextremer Minister für Nationale Sicherheit, Itamar Ben-Gvir, verlangte am Vormittag, mit Härte auf den Raketenbeschuss zu reagieren. Es sei an der Zeit, "Köpfe zu senken", so Ben-Gvir.