Extremwetter Italien erwägt Notstand für mehrere Regionen
Im Süden Italiens lodern Brände, über den Norden sind mehrfach schwere Unwetter gezogen. Im Kampf gegen die Folgen der extremen Wetterlage könnte für mehrere Gebiete der Notstand ausgerufen werden.
Auf der Insel Sizilien stehen viele Menschen vor dem Nichts. "Es ist zum Weinen", sagt eine Frau. "Wir haben nichts mehr. Mein ganzes Haus ist in Flammen aufgegangen."
In hoher Geschwindigkeit hatten sich die Flammen an mehreren Stellen ausgebreitet. Zeitweise waren die Feuerwehrleute in fünf Provinzen im Einsatz. Insbesondere den Norden der Insel hat es getroffen, wie etwa in der Nähe der Stadt Cefalù. Rings um die sizilianische Hauptstadt Palermo brannte es auf allen Hügeln.
"Kinder haben geweint, Tiere sind geflüchtet. Es war schrecklich", berichtet die Einwohnerin weiter. In der ganzen Gegend wurden Tausende Menschen in Sicherheit gebracht. "Wir waren die ganze Nacht draußen, da oben ist alles verbrannt. Sie haben uns evakuiert."
Tausende Menschen müssen in Sicherheit gebracht werden
Drei ältere Menschen konnten nicht rechtzeitig gerettet werden, sie kamen im Zuge der Brände ums Leben. Noch immer lodern die Flammen. Nach einer intensiven Nacht, so heißt es vom sizilianischen Zivilschutz, waren vier Lufteinsätze für Palermo geplant.
Auch in anderen Regionen Italiens brennt es, wie etwa in Apulien. Dort mussten am Gargano zeitweise 2000 Menschen aus Hotels in Sicherheit gebracht werden. Auch Kalabrien ist betroffen, ebenso wie die Insel Sardinien.
Für den Leiter des italienischen Zivilschutzes, Fabrizio Curcio, bedeuten die Brände eine große Herausforderung. Es sei schwierig, "mit so extremen Ereignissen, so gewaltsamen Ereignissen" klarzukommen, sagt er. Mit Ereignissen, die Menschenleben kosten können und sehr plötzlich kämen. "Das alles setzt die Maschinerie extrem unter Druck", betont Curcio.
Unwetter verursachen schwere Schäden im Norden Italiens
Denn während es im Süden heiß ist bei Temperaturen um und weit über 40 Grad Celsius und die Menschen unter den Waldbränden leiden, wurde der Norden Italiens von heftigen Unwettern getroffen. Mehrere Nächte hintereinander fegten Windböen über das Land, regnete es stark und gingen riesige Hagelkörner nieder.
In der Provinz Brescia wurde eine 16-Jährige von einem Baum erschlagen, als sie in einem Pfadfinderlager in einem Zelt schlief. Auch in der Provinz Brianza kam eine Frau ums Leben, sie war gerade auf dem Weg zur Arbeit.
Notstand würde schnellere Finanzhilfen ermöglichen
Besonders die Lombardei war von den schweren Gewittern betroffen. Laut Regionalpräsident Attilio Fontana sei die Bilanz "sehr schlimm". Es seien Schäden im Umfang von mehr als 100 Millionen Euro verursacht worden. Fontana habe den nationalen Notstand beantragt. Möglicherweise könnte der Ministerrat den Notstand in fünf Regionen ausrufen. Damit können benötigte Gelder schneller ausbezahlt werden.
Beschleunigt Extremwetter Umdenken beim Klimawandel?
In der Metropole Mailand fiel vielerorts der Strom aus, der öffentliche Nahverkehr kam weitgehend zum Erliegen. "Es ist unglaublich. Ich habe so etwas noch nie gesehen - in ganz Mailand", sagt eine Frau:
Ungeheuerlich. Heute zählen wir die Scherben und was repariert werden muss. Und wir müssen über die Zukunft nachdenken: Werden wir weniger Fleisch essen? Kaufen wir uns ein E-Auto? Was müssen wir tun, um die Entwicklung aufzuhalten? In welcher Welt wird meine Tochter aufwachsen?
Die Diskussion darüber hat angesichts der extremen Ereignisse gerade erst begonnen. Zumindest der Minister für den Zivilschutz, Sebastiano Musumeci, meinte im italienischen Fernsehen: "Es ist wirklich eine sehr schwierige Situation, die uns auch zum Nachdenken bringen muss, was den Klimawandel betrifft. Entweder wir alle ändern Ansatz, Tempo, Methode und Mentalität, oder wir werden jedes Jahr von Neuem - im Winter wegen des Winters, im Sommer wegen des Sommers - Tote beweinen und Schäden auflisten."