Trümmer liegen nach einem Angriff aus Israel im Libanon.
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Krieg im Nahen Osten Was über Israels Vorrücken im Libanon bekannt ist

Stand: 01.10.2024 10:10 Uhr

Das israelische Militär ist mit Bodentruppen im Süden des Libanon vorgedrungen. Was will Israel damit erreichen? Und was bedeutet das für die Menschen im Libanon? Was bekannt ist - und was nicht.

Was passiert gerade im Süden des Libanon? Was weiß man über das israelische Vorrücken?

Bislang - und das ist die Aussage der israelischen Armee - ist der Einsatz begrenzt auf Dörfer in unmittelbarer Grenznähe. Das Ziel sind demnach Stellungen und Tunnel der Hisbollah.

Noch ist nicht klar, wie weit die israelische Armee marschieren will: nur einige wenige Kilometer - oder bis in die Nähe oder sogar ganz bis zum Litani-Fluss rund 30 Kilometer nördlich der Grenze? Das ist aktuell unklar.

Frisch ist aber eine Warnung der israelischen Armee an die libanesische Bevölkerung. Sie besagte: "Bitte begebt Euch nicht südlich des Litani."

Was will Israel im Südlibanon erreichen, was es nicht auch - wie bisher - mit Angriffen aus der Luft erledigen könnte?

Offiziell angegebenes Kriegsziel ist es, dass die Menschen im Norden Israels in ihre Städte und Dörfer zurückkehren können. Und dafür will die israelische Armee offenbar die Pufferzone weiter nach Norden verschieben, damit die Hisbollah zumindest mit ihren teilweise ungelenkten - also ungenau zielenden Kurzstreckenwaffen - nicht mehr den Norden Israels beschießen kann.

Dann gibt es noch weiter massive Luftangriffe in weiten Teilen des Libanon. Offensichtlich soll die Hisbollah so schwer geschlagen werden, dass sie für Israel möglichst lange keine Gefahr mehr darstellt.

Karte mit Israel, Libanon und dem Fluss Litani

Ist die durch die Luftangriffe geschwächte Hisbollah in der Lage, den israelischen Bodentruppen Widerstand zu leisten?

Die Hisbollah hat mitgeteilt, dass sie bereits israelische Bodentruppen beschossen hat. Das lässt sich allerdings ebenso wenig überprüfen wie manche Angaben des israelischen Militärs. Gestern hatte Naim Kassem, der Stellvertreter des getöteten Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah, gesagt, die Miliz sei auf einen Einmarsch der Israelis vorbereitet - allerdings werde man Geduld brauchen.

Die Hisbollah ist derzeit durchaus beeindruckt von der Wucht, mit der Israel gegen sie vorgeht. Zumindest kurzfristig hat sie dem recht wenig entgegenzusetzen. Aber diese Einschätzung kann sich ändern - insbesondere falls die israelische Armee länger im Libanon bleiben sollte.

Was bedeuten die heftigen Luftangriffe? Und was bedeutet diese Bodenoffensive für die Zivilbevölkerung im Libanon?

In der Nacht gab es wieder massive Luftangriffe auf die Dahije - das sind die südlichen Vororte Beiruts, wo die Hisbollah stark ist und viele Anhänger hat. Wie schon am Wochenende sind viele Menschen in Richtung Zentrum der Stadt geflohen. Viele haben auch wieder die Nacht im Freien verbracht - jetzt allerdings unter ziemlich widrigen Bedingungen, weil es in der Nacht heftige Regenschauer in Beirut gegeben hat.

Was bedeutet diese jüngste Entwicklung für die Menschen im Libanon? Wiederholt sich im Libanon das, was schon im palästinensischen Gazastreifen geschieht - dass nämlich die israelische Armee auf eine Terrormiliz zielt und damit zugleich viele Unbeteiligte trifft?

Das ist ungemein schwer einzuschätzen. Die israelische Armee geht ziemlich gezielt gegen die Hisbollah vor. Dabei werden aber auch Zivilisten getroffen. Um wie viele es sich dabei handelt, darüber geben die Zahlen der libanesischen Regierung nicht unbedingt Aufschluss. Diese kommt womöglich bei der Vielzahl der Angriffe nicht mehr unbedingt mit.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 01. Oktober 2024 um 10:00 Uhr.