Kampfjets bei der Übung "Pitch Black" über Australien

Großmanöver in Australien Indopazifik-Politik per Luftwaffe

Stand: 24.07.2024 14:45 Uhr

In Australien findet ein riesiges Militärmanöver statt - und auch die deutsche Luftwaffe ist beteiligt. Dabei geht es vor allem um ein politisches Signal aufgrund der zunehmenden Spannungen in der Region mit China.

Im Minutentakt donnern Düsenjets über Darwin, dem sonst so ruhigen Städtchen im Norden Australiens. 140 Flugzeuge aus mehr als 20 Nationen fliegen beim Manöver "Pitch Black".

Alle zwei Jahre findet die Übung hier statt. Die deutsche Luftwaffe ist diesmal mit fünf Kampfjets, zwei Transportmaschinen und einem Tankflugzeug am Start.

Engere Vernetzung mit asiatischen Partnern

Den Namen "Pitch Black", zu Deutsch "stockdunkel", hat das Manöver nicht ohne Grund, denn es stehen auch Nachtflüge auf dem Programm. Trainingsflüge bei völliger Dunkelheit sind im dichtbesiedelten Europa kaum möglich, für die Soldaten im Cockpit sind sie eine besondere Herausforderung.

Der Übungskorridor über Nordaustralien ist fast so groß wie die Bundesrepublik. Hier üben die Eurofighter-Piloten auch Tiefflüge in nur 30 Metern Höhe. Täglich fliegen die Piloten in Teams - ein blaues für die "Guten" ein rotes für die "Bösen": Mit fiktiven Szenarien über ausgedachten Staaten simulieren die Flugzeuge einen Luftkampf. Schüsse und Treffer werden elektronisch erfasst und ausgewertet.

Das Besondere an dieser Übung: Die deutsche Luftwaffe trainiert auch mit Partnern, die keine NATO-Mitglieder sind. Diese haben oft andere militärische Traditionen oder fliegerische Konzepte als jene, mit denen die Deutschen vertraut sind. Insbesondere mit Partnern wie Thailand, Singapur, Japan oder den Philippinen möchte sich die deutsche Luftwaffe enger vernetzen.

An dem Manöver nimmt sie im Rahmen einer weltumspannenden Verlegungsübung namens "Pacific Skies" teil. Für die Soldatinnen und Soldaten geht es dabei buchstäblich einmal um die Welt, mit Stationen in Alaska, Hawaii, Australien, Japan und Indien. So soll gezeigt werden, dass die Luftwaffe kurzfristig überall einsatzfähig ist.

Spannungen mit China

Die Bundeswehr sieht das Manöver auch als ihren Beitrag zur Indopazifik-Politik der Bundesregierung. Denn die Übung ist vor allem ein geopolitisches Signal. Viele blicken besorgt auf die Spannungen zwischen China einerseits und vielen Ländern der Region sowie den USA andererseits.

Nach Ansicht des Westens tritt China mit seinen Hegemonialambitionen und seinen Territorialansprüchen im Indopazifik militärisch zu aggressiv auf - insbesondere rund um Taiwan und im Südchinesischen Meer.

Gleichzeitig pflegt Peking gute Beziehungen zu Russland. Unter anderem darum hänge auch die Sicherheit Deutschlands von der Stabilität im Indopazifik ab, meint Ingo Gerhartz, Chef der deutschen Luftwaffe, bei einem Besuch in Japan.

"Japan und Australien unterstützen zum Beispiel die Ukraine mit finanziellen Mitteln, Australien liefert sogar Waffen. Daran kann man sehen, dass sich die Pazifik-Region nicht von Europa trennen lässt", erklärt Gerhartz. "Deshalb ist es wichtig und richtig, dass wir hier an der Seite unserer Partner Übungen fliegen."

Und so findet zurzeit auch eine gemeinsame Übung namens "Nippon Skies" mit den japanischen Streitkräften statt. Es ist das erste Mal, dass die deutsche Luftwaffe über Japan trainiert, wo sie mit mehreren Kampfjets und einer Transportmaschine vertreten ist.

"Sicherheit hängt von Stabilität im Indopazifik ab"

Auch der Sicherheitsexperte Ben Schreer vom International Institute for Strategic Studies in Berlin ist der Meinung, die Sicherheit Deutschlands hänge unter anderem von der Stabilität im Indopazifik ab. Zwar begriffen sich die USA immer noch als Sicherheitsgarant, aber langfristig müssten Länder mit eigenen Interessen in der Region auch mehr Verantwortung übernehmen, so Schreer.

Man könne sich nicht mehr darauf berufen, dass die USA und andere Länder die Sicherheit in der Region gewährleisteten. "Sondern man muss sich jetzt auch stärker in der Region selbst engagieren. Und das tut Deutschland auch verstärkt", meint Schreer.

In der Indopazifik-Region werden 30 Prozent des globalen Welthandels abgewickelt. Viele Produkte, die nach Deutschland importiert werden, kommen über den Seeweg nach Europa. Sollten Konflikte in der Region eskalieren, so die Sorge in Europa, könnten diese Handelswege gestört oder sogar unterbrochen werden. Mit fatalen Folgen für Handelsketten, Warenverfügbarkeit und Preise. So wären auch viele Verbraucher in Deutschland betroffen.