Baerbock zu Besuch in Fidschi Der "blaue Kontinent" ruft um Hilfe
Überschwemmungen und extreme Stürme: Der Inselstaat Fidschi ist mit am stärksten vom Klimawandel betroffen. Außenministerin Baerbock reist zwei Tage durch das Land. Sie will beim Klimaschutz unterstützen und Partnerschaften ausbauen.
Die Außenministerin zu Besuch in Fidschi: Es ist eine Premiere. Denn noch nie war bisher ein deutscher Chefdiplomat hier - 16.000 Kilometer von Deutschland entfernt. Der letzte Bundesminister, der Fidschi besuchte, hieß Helmut Schmidt. 1971 als Verteidigungsminister war er zu Gast.
Jetzt also Annalena Baerbock. Mit einer sehr weit ausgestreckten Hand kommt sie auf die größte der kleinen Pazifikinseln und erklärt: "Partnerschaften hier auszubauen, bedeutet vor allen Dingen, verstärkt beim Klimaschutz zusammenzuarbeiten und beim Klimaschutz diese Länder unterstützen, die die Klimakrise im wahrsten Sinne des Wortes direkt vor ihrer Haustür spüren."
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (l.) wird von Viliame Gavoka, Vizepremierminister der Republik Fidschi, begrüßt.
Zyklon spülte ein Drittel der Wirtschaftsleistung davon
Baerbock will sich in zwei Tagen anschauen, wie es aussieht vor der Haustür der Menschen, wo Friedhöfe im Meer verschwinden und der letzte Zyklon in 48 Stunden ein Drittel der jährlichen Wirtschaftsleistung Fidschis einfach davon spülte.
Serap Altinisik, Vorstandsvorsitzende der Nothilfeorganisation Oxfam, ist mit Baerbock nach Fidschi gereist und weiß, was Klimawandel für die Menschen hier bedeutet: "Für die Menschen hier vor Ort bedeutet das, dass sie ihre Tiere verlieren. Diese sterben, weil sie weggeschwemmt werden. Sie verlieren ihre Häuser und Schulen. Das heißt, ihre Kinder können nicht mehr zur Schule gehen. Und es geht in erster Linie ums eigene Überleben."
"Unsere größte Bedrohung ist der Klimawandel"
Fidschi ist das Zentrum der kleinen Pazifikstaaten, die sich selbst der blaue Kontinent nennen und die um Hilfe rufen. Vor einiger Zeit war der Verteidigungsminister von Fidschi auf der größten Sicherheitskonferenz Asiens. "Nicht Kampfjets, nicht Maschinengewehre sind unsere größte Bedrohung. Es ist der Klimawandel," sagte der Minister da zum Erstaunen seiner Kollegen.
Außenministerin Baerbock weiß, warum: "In dieser Region ist die Klimakrise längst keine abstrakte Bedrohung mehr, sondern die größte Sicherheitsbedrohung unserer Zeit. Und das bedeutet, die Klimakrise ist tagtäglich erfahrbar."
Dörfer für Klimaflüchtlinge
In Fidschi bauen sie schon Dörfer für Klimaflüchtlinge, und auf Vanuatu züchten sie Schweine, die steigende Hitze aushalten. Fidschi rief 2021 den Klimanotstand aus. Der Meeresspiegel stieg seither um weitere 20 Zentimeter. Die Felder versalzen, die Ernteerträge sinken und die Touristen bleiben aus.
Die Pazifikstaaten, die die Auswirkungen spüren, sehen, dass Länder wie Australien trotzdem weiter auf fossile Brennstoffe setzen. Der Frust steigt, sagt auch Altinisik von Oxfam: "Die, die am wenigsten dazu beigetragen haben, sind diejenigen, die das tagtäglich in ihrem Leben wortwörtlich ausbaden müssen."
Baerbock will Hilfe anbieten und Partner finden
Baerbock wird den Präsidenten Fidschis treffen. Sie wirbt um Vertrauen, will Hilfe anbieten und Partner finden. Denn auch das gilt: Die kleinen Pazifikstaaten sind Spielball politischer Machtkämpfe geworden. China setzt seine Hilfe als politisches Faustpfand ein - Geld gegen Wohlverhalten. Und alle, auch Deutschland, wissen: Selbst der kleinste Pazifikstaat hat bei den Vereinten Nationen die gleiche Stimme wie alle anderen. Wer hilft, gewinnt Partner.
"Mit diesen Partnern unsere Beziehungen auszubauen, das wollen wir verstärkt tun. Das liegt auch in unserem eigenen wirtschaftlichen und Sicherheitsinteresse", sagt Baerbock.
900.000 Menschen leben in Fidschi. Die Wirtschaftszone aber ist dreimal so groß wie Deutschland. Auch deshalb hat Berlin unlängst eine eigene Botschaft eingeweiht. Und Ministerin Baerbock reist jetzt zwei lange Tage durch das Land als Gast - mitten in der Klimakrise.