Die indigene Senatorin Lidia Thorpe protestiert gegen den britischen Monarchen König Charles III.

Besuch in Australien "Nicht mein König" - Protest gegen König Charles

Stand: 21.10.2024 15:58 Uhr

Bei einem Besuch des britischen Königs Charles III. und seiner Frau Camilla in der australischen Hauptstadt Canberra gab es zunächst einen herzlichen Empfang. Später protestierte eine Senatorin.

Im australischen Parlament ist es am Ende einer Rede von König Charles III. zu einem Eklat gekommen. Die indigene Senatorin Lidia Thorpe, die sich schon beim Klang der Nationalhymne des Vereinigten Königreichs - "God Save the King" - demonstrativ umgedreht und dem Haus den Rücken zugewandt hatte, machte ihrem Ärger über die Kolonisierung Australiens durch die Briten ab dem späten 18. Jahrhundert Luft. Außerdem rief die Senatorin:

Sie sind nicht mein König, Sie sind nicht unser König!

Vertrag für Australien gefordert

"Sie haben einen Genozid gegen unser Volk verübt", rief die unabhängige Senatorin weiter. "Geben Sie uns zurück, was Sie uns gestohlen haben - unsere Knochen, unsere Schädel, unsere Babys, unser Volk. Sie haben unser Land zerstört. Geben Sie uns einen Vertrag", forderte Thorpe. Sie wurde schließlich von Sicherheitsleuten aus dem Saal geführt.

Zum Hintergrund: Charles ist auch Staatsoberhaupt von Australien und besucht das Commonwealth-Land bereits zum 17. Mal - allerdings erstmals als König. Und noch ein Novum bedeutet sein Besuch: Es ist das erste Mal überhaupt, dass ein britischer Monarch dem Land einen Besuch abstattet. Vor Charles war nur dessen Mutter Queen Elizabeth II. als amtierende Königin dort gewesen.

Bereits zu Anfang des Besuchs Proteste

Charles und Königin Camilla trafen bereits am Freitag in Australien ein - das offizielle Programm begann aber erst am Sonntag mit einem Gottesdienst in Sydney. An dessen Rande gab es bereits kleinere Proteste gegen die Monarchie.

Abgesehen von grundsätzlichen Vorbehalten dagegen, dass der König weiterhin als Staatsoberhaupt einer parlamentarischen Demokratie am anderen Ende der Welt firmiert, fordern Vertreter der indigenen Australier Reparationen für Vertreibungen der Aborigines zu Zeiten als britische Kolonie. 

Premierminister Anthony Albanese spricht sich ebenfalls für eine Republik Australien aus, während Oppositionsführer Peter Dutton am bisherigen Modell festhalten möchte.

Voller Terminkalender für König Charles

Insgesamt standen für Charles und Camilla am Montag, dem zweiten offiziellen Tag ihrer Reise, 17 Termine an, wie der australische Sender ABC berichtete. So legte das Königspaar am Mittag (Ortszeit) einen Kranz am Australian War Memorial in Canberra nieder, mit dem das Land jener Soldaten gedenkt, die seit der Kolonialzeit bis heute in Konflikten auf der ganzen Welt gefallen sind.

Der britsiche König Charles III. bei einem Besuch im australischen Canberra.

Der britsiche König Charles III. im Gespräch mit Kindern bei seiner Ankunft in Canberra.

Danach folgte der Besuch im Parlament, wo beide von Premierminister Albanese empfangen wurden. Dieser sagte entgegen der Proteste: "Seit Ihrem ersten Besuch im Jahr 1966 haben die Australier Sie in ihre Herzen geschlossen, so wie Sie uns in ihr Herz geschlossen haben."

Tatsächlich hatten die Australier im Jahr 1999 die Chance, per Referendum den britischen Monarchen durch einen Präsidenten zu ersetzen. Doch am Ende sprach sich die Mehrheit gegen eine nötige Verfassungsänderung aus.

Erste Fernreise seit Krebsdiagnose

Für Charles ist es die erste Fernreise, seit er vor einigen Monaten eine Krebserkrankung öffentlich machte. Seine Behandlung hat er britischen Medien zufolge wegen des Besuchs unterbrochen.

Am Mittwoch will das Paar zum Commonwealth-Gipfel in den pazifischen Inselstaat Samoa nordöstlich von Fidschi weiterreisen. Dem Staatenbund gehören vor allem frühere britische Kolonien an.