Präsidentenwahl in Russland Eine Wahl, Störversuche und ein sicherer Sieger
Russlands Präsident Putin hat die anhaltenden ukrainischen Angriffe auf russisches Gebiet als "sinnlosen Störversuch" bezeichnet. Die Inszenierung seiner Wiederwahl wurde am ersten Tag durch mehrere Zwischenfälle gestört.
Russlands Präsident Wladimir Putin hat die neuen Angriffe von ukrainischer Seite auf das russische Grenzgebiet Belgorod am ersten Tag der Präsidentenwahl als sinnlosen Störversuch bezeichnet. "Ich bin überzeugt, dass unsere Menschen, das Volk Russlands, darauf mit einem noch größeren Zusammenhalt reagieren", sagte Putin bei einer Videokonferenz mit den Vertretern des nationalen Sicherheitsrates. Die Menschen in dem Vielvölkerstaat ließen sich nicht einschüchtern, so der Kreml-Chef.
Der Präsident will sich bei der bis Sonntag angesetzten Abstimmung zum fünften Mal im Amt bestätigen lassen. Der 71-Jährige stimmte online ab, aus seiner Residenz in Nowo-Ogarjowo bei Moskau.
Etwa 114 Millionen Menschen in Russland können bis Sonntagabend ihre Stimme abgeben.
Putin kündigte Hilfe für Opfer der Angriffe an
Bei den seit einigen Tagen andauernden Attacken gegen das russische Grenzgebiet Belgorod und auch gegen die Region Kursk gab es zahlreiche Verletzte in der Zivilbevölkerung. So sollen ukrainische Raketen am Donnerstag ein Einkaufszentrum in Belgorod getroffen haben. Fünf Menschen seien nach russischen Angaben dabei getötet, 18 verletzt worden. Und in der Region Kaluga - etwa 260 Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt - sollen laut ukrainischen Angaben Drohnen eine Öl-Raffinerie angegriffen haben.
Putin kündigte Hilfe für die Opfer der Angriffe an. Für die terroristischen Sabotageakte habe die Ukraine mehr als 2.500 Kämpfer eingesetzt, bei denen sich die Verluste um die 60 Prozent bewegten, sagte Putin. Zudem seien 35 Panzer und etwa 40 gepanzerte Militärfahrzeuge eingesetzt worden. Die Ukraine versuche mit diesen Angriffen erneut, von den Niederlagen im eigenen Land abzulenken.
Mehrere Zwischenfälle in Wahlbüros
Während der Wahl selbst soll es am ersten Tag nach Angaben der Zentralen Wahlkommission in Moskau zu vereinzelten Zwischenfällen gekommen sein. Diese hätte jedoch keine Auswirkungen auf das Ergebnis, sagte Nikolai Bulajew, Vizechef der Wahlleitung, laut der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Tass.
So hätten Wähler etwa Tinte in die Urnen gegossen, oder es wurden Brandanschläge auf Wahllokale verübt. In St. Petersburg versuchte nach Angaben der Wahlbehörde eine 20-jährige Frau, einen Molotow-Cocktail auf ein Stimmlokal zu werfen. In der russisch besetzten südukrainischen Region Cherson explodierte vor einem Wahllokal ein Sprengsatz, und in der Kleinstadt Skadowsk sei ein selbst gebauter Sprengkörper in einem Abfalleimer vor einem Wahllokal detoniert, erklärte die Wahlbehörde. Es soll mehrere Festnahmen gegeben haben.
Abstimmung unter Bruch des Völkerrechts
Putin lässt die Abstimmung für seine Wiederwahl unter Bruch des Völkerrechts auch in den besetzten Teilen der umkämpften Regionen Luhansk, Donezk, Saprorischschja und Cherson durchziehen. Die Ukraine verurteilte den Urnengang im Kriegsgebiet als illegal und forderte die internationale Gemeinschaft auf, die Wahl nicht anzuerkennen.
Die Abstimmung, zu der etwa 114 Millionen Menschen aufgerufen sind, dauert bis Sonntagabend, wenn in Kaliningrad (früher Königsberg) an der Ostsee um 19.00 Uhr MEZ die letzten Wahllokale schließen. An einem erneuten Wahlsieg Putins bestehen kaum Zweifel, da wirklich oppositionelle Kandidaten von der Wahlleitung nicht zugelassen wurden. Tatsächlich sind die russischen Oppositionellen entweder tot, im Exil im Ausland oder sie sitzen im Gefängnis.