SIPRI-Bericht Das lukrative Geschäft mit dem Krieg
Die Welt rüstet auf - und Waffenproduzenten machen gute Geschäfte. Angesichts zahlreicher Krisen und Konflikte decken sich viele Länder mit Waffen ein. Ein Bericht von Friedensforschern zeigt, welche Konzerne besonders profitieren.
Die Auftragsbücher der Waffenhersteller sind voll. Kein Wunder - denn Länder weltweit haben zuletzt ihre Waffenkäufe intensiviert. Im vergangenen Jahr sind auch die Umsätze der 100 größten Rüstungsproduzenten wieder gewachsen, wie neue Daten des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI zeigen - zusammengenommen um 4,2 Prozent.
"Mit den Kriegen geht ein Gefühl der Unsicherheit einher, weshalb die Länder ihre Lager aufstocken. Wir sehen, dass die meisten Staaten versuchen, neue Waffen zu kaufen", erklärte SIPRI-Experte Lorenzo Scarazzato. In einer so unsicheren Situation würden sie stärker auf harte Sicherheit setzen, sagte er.
Russische Konzerne mit 40 Prozent mehr Umsatz
Die größten Treiber der gestiegenen Nachfrage waren im vergangenen Jahr die Kriege in Gaza und der Ukraine. Die beiden russischen Rüstungskonzerne in der SIPRI-Liste verbuchten den Forschern zufolge ein Umsatzwachstum von satten 40 Prozent.
Die Experten gehen davon aus, dass Russland Kampfflugzeuge, Drohnen, Panzer, Munition und Raketen in großem Stil produziert hat. Ganz genau lasse sich das aber nicht sagen, sagte Scarazzato: "Die Daten werden für uns immer weniger transparent, schon seit Russland 2014 die Krim annektiert hat." Die Zahlen seien eine Schätzung. "Aber die ist sinnvoll, um einen Überblick darüber geben zu können, was in Russland los ist."
Umsatzrekorde in Israel
Israelische Unternehmen verzeichneten vor dem Hintergrund des Kriegs in Gaza sogar Umsatzrekorde. Auch bei europäischen Waffenherstellern war die Auftragslage gut. Trotzdem wuchsen deren Umsätze zusammengenommen kaum. Das liege laut Scarazzato daran, dass gerade Unternehmen, die komplexe Waffensysteme herstellen, 2023 noch alte Verträge erfüllt hätten.
"Das sind Verträge, die vor dem Krieg in der Ukraine abgeschlossen wurden. Wir sehen aber, dass die Nachfrage da ist, weil die Zahl an Aufträgen zunimmt. Aber es sind eher die kleinen Unternehmen, die die Nachfrage direkt in Umsatz verwandeln konnten", so Scarazzato.
Rheinmetall profitiert von Ukraine-Krieg
Auch der größte deutsche Rüstungsproduzent Rheinmetall habe bereits profitiert, sagte der Experte. Das Unternehmen mit Sitz in Düsseldorf verbuchte 2023 ein Umsatzplus von zehn Prozent. "Rheinmetall produziert Waffensysteme, die letztes Jahr stark nachgefragt waren." Darunter fielen beispielsweise Munition für die Ukraine, aber auch Fahrzeugsysteme, Panzer und andere Kampffahrzeuge.
An der Spitze der SIPRI-Liste liegt unverändert der US-Rüstungskonzern Lockheed Martin, gefolgt von dem ebenfalls US-amerikanischen Unternehmen RTX. Beide hätten aber Umsatzeinbußen hinnehmen müssen, sagt SIPRI-Experte Scarazzato: "Das liegt daran, dass sie eine breite Produktpalette haben. Ihre Lieferkette ist damit viel größer als die anderer Unternehmen. Jede kleine Störung kann deshalb zu Einnahmeverlusten führen.”
Trotzdem dürften auch bei Lockheed Martin und Co. die Umsätze in Zukunft wieder steigen - wie die vieler anderer Produzenten. Denn bei zahlreichen Kriegen und Konflikten auf der Welt ist keine Entspannung in Sicht.