Krieg gegen die Ukraine Russen greifen mehrere Städte an
Die Ukraine meldet russische Angriffe auf mehrere Städte - dabei soll es in Tschuhujiw im Nordosten, Nikopol im Südosten und auch in Dnipro Tote gegeben haben. Russlands Verteidigungsminister ordnete eine Verschärfung der Angriffe an.
Die russischen Streitkräfte greifen offenbar verstärkt ukrainische Städte mit Raketen aus größerer Entfernung an. Ziele waren am Samstag unter anderem Tschuhujiw im Nordosten und Nikopol im Südosten des Landes. Nach ukrainischen Angaben gab es mehrere Tote und Verletzte. In der Hauptstadt Kiew heulten die Sirenen und warnten vor Luftangriffen. Die Attacken sind die jüngsten in einer ganzen Reihe in den vergangenen Wochen, bei denen das russische Militär Langstreckenraketen eingesetzt hat.
Bei dem Luftangriff auf die Stadt Tschuhujiw in der Region Charkiw seien drei Menschen getötet worden, teilte der Gouverneur der Region, Oleh Synjehubow, auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit. Unter ihnen sei eine 70-jährige Frau. Zudem seien drei Menschen verletzt worden. Ein Wohngebäude, eine Schule und ein Geschäft seien beschädigt worden. Rettungskräfte suchten in den Trümmern nach möglichen weiteren Opfern, schrieb Synjehubow. In der Nachbarregion Sumy gab es nach Angaben von Gouverneur Dmytro Schywyzky einen Toten und sieben verletzte Zivilisten, als russische Truppen mit Geschützen und Granatwerfern drei Städte und Dörfer beschossen.
Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.
Meldungen über Tote auch in Nikopol und Dnipro
In Nikopol wurden nach Angaben des dortigen Rettungsdienstes und des Regionalgouverneurs zwei Menschen getötet. Die Toten seien unter den Trümmern von getroffenen Gebäuden gefunden worden. Der Gouverneur der Region Dnipropetrowsk, Valentyn Resnitschenko, teilte mit, die russischen Streitkräfte hätten 53 Raketen vom Typ "Grad" auf Nikopol abgefeuert.
Auf Telegram schrieb Resnitschenko zudem, am späten Freitagabend hätten russische Raketen die Stadt Dnipro getroffen, die rund 120 Kilometer nördlich von Nikopol liegt. Dabei seien drei Menschen getötet und 15 verletzt worden. Raketen seien in eine Industrieanlage und eine Straße daneben eingeschlagen. In der Fabrik brach ein Feuer aus. Moskau sprach von einem militärischen Ziel des nächtlichen Beschusses in Dnipro. Auf dem Gelände des Rüstungsindustriekonzerns "Juschmasch" seien Fabrikhallen für die Ersatzteilproduktion und Reparatur ballistischer Raketen vom Typ "Totschka-U" vernichtet worden, sagte der Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Igor Konaschenkow, am Samstag.
Weiß schraffiert: Vormarsch der russischen Armee. Grün schraffiert: von Russland unterstützte Separatistengebiete. Krim: von Russland annektiert.
Präsident Wolodymyr Selenskyj mahnte seine Landsleute, Alarmsirenen ernst zu nehmen und Schutz zu suchen. Die russischen Angreifer sähen, dass die ukrainischen Kräfte allmählich zunähmen und versuchten, die Menschen einzuschüchtern und möglichst viel Schaden anzurichten.
Russisches Ministerium: Ausweitung der Angriffe
Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu befahl bei einer Inspektion der am Ukraine-Krieg beteiligten Truppenteile eine Ausweitung der Angriffe auf das Nachbarland. "Nach Anhörung (des Lageberichts) hat der Chef des russischen Verteidigungsministeriums die nötigen Anweisungen zur Ausweitung der Aktivitäten der Heeresgruppen in alle Angriffsrichtungen gegeben, um dem Kiewer Regime die Möglichkeit zu nehmen, weiter massive Artillerie- und Raketenangriffe auf Infrastruktur und Zivilisten im Donbass und in anderen Regionen durchzuführen", teilte das Ministerium mit. Es ist die zweite Inspektion der russischen Einsatzkräfte in der Ukraine durch Schoigu. Die erste fand Ende Juni statt.
Generalstab in Kiew: Russland verstärkt Angriffe im Osten
Laut ukrainischen Angaben haben die russischen Streitkräfte nach einer Umgruppierung ihrer Kräfte die Angriffe im Osten des Landes wieder verstärkt. Die Ukraine habe in den vergangenen 24 Stunden russische Sturmversuche in Richtung Bachmut und vor Donezk abgewehrt, teilte der Generalstab in Kiew in seinem Lagebericht mit. "Nach einer Umgruppierung hat der Feind den Angriff auf das Wärmekraftwerk Wuhlehirsk wieder aufgenommen, die Kampfhandlungen halten an", heißt es zudem.
Unabhängig lassen sich die Angaben nicht überprüfen. Allerdings haben auch die Militärexperten des Institute for the Study of the War (ISW) beobachtet, dass die russischen Truppen die operative Pause beenden, die sie nach der Einnahme des Ballungsraums Sjewjerodonezk/Lyssytschansk eingelegt hatten. Derzeit handle es sich noch um kleinere Gefechte. "Wenn die operative Pause tatsächlich zu Ende ist, werden die Russen wahrscheinlich in den nächsten 72 Stunden ihre Angriffe fortsetzen und verstärken", heißt es in der Analyse des ISW.
Seit knapp fünf Monaten führt Russland einen Angriffskrieg gegen die Ukraine.