Nach Verhandlungen in Istanbul Selenskyj hofft auf baldigen Getreidedeal
Etwa 20 Millionen Tonnen Getreide stecken wegen der russischen Seeblockade in ukrainischen Häfen fest. Doch nach Verhandlungen mit Russland, der Türkei und den UN hofft die Ukraine auf eine schnelle Lösung.
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat sich optimistisch gezeigt, dass sein Land bald wieder Getreide exportieren kann. "Die ukrainische Delegation hat mir mitgeteilt, dass es einige Fortschritte gibt", sagte er in seiner Videoansprache zu den Verhandlungen in der Türkei über die Aufhebung der Seeblockade ukrainischer Häfen durch die russische Marine. Gelinge es, die russische Bedrohung der Schifffahrt im Schwarzen Meer zu beenden, werde die globale Lebensmittelkrise an Schärfe verlieren.
Gestern hatten sich Vertreter der Vereinten Nationen, der Ukraine, Russlands und der Türkei in Istanbul getroffen, um eine Lösung im Getreidekonflikt zu finden. Nach Angaben des UN-Generalsekretärs António Guterres war dabei ein "entscheidender Schritt" gelungen. "Heute haben wir endlich ein bisschen Hoffnung", sagte er, ohne Details zu nennen. "Es wird noch mehr technische Arbeit notwendig sein, damit sich der heutige Fortschritt materialisiert."
Verhandler wollen sich erneut treffen
Der türkische Verteidigungsminister Hulusi Akar gab seinerseits Einigungen bei technischen Themen wie gemeinsamen Kontrollen der Ankünfte und Ausfahrten aus den Häfen bekannt, wie die Nachrichtenagentur Anadolu berichtete. Auch bei der Gewährleistung der "Schifffahrtssicherheit bei den Überführungsrouten" habe man sich geeinigt. Zudem solle ein Koordinierungszentrum mit Vertretern aller Seiten am Bosporus in Istanbul entstehen. Die Verhandler der Länder wollten sich nächste Woche erneut treffen, um die Vereinbarung zu unterzeichnen, sagte Akar.
In ukrainischen Häfen stecken wegen des Krieges Schätzungen zufolge etwa 20 Millionen Tonnen Getreide fest. Auf Russland und die Ukraine entfallen fast ein Drittel der weltweiten Weizenlieferungen. Hauptabnehmer sind normalerweise Staaten des Nahen Ostens und nördlichen Afrikas. Nach Einschätzung der UN könnte die derzeitige Blockade im nächsten Jahr eine Hungersnot bei bis zu 19 Millionen Menschen auslösen.