Wirtschaftsminister in der Ukraine Habeck will Energiepartnerschaft
Am zweiten Tag seiner Ukraine-Reise hat der Wirtschaftsminister unter anderem ein Krankenhaus besucht - das dank deutscher Unterstützung mit Wärmepumpen beheizt wird. Die Energieversorgung soll ein Schwerpunkt beim Wiederaufbau sein.
Den zweiten Tag seines Besuchs in der Ukraine verbringt Robert Habeck unter anderem in Horenka. Der kleine Ort nahe Kiew wurde gleich zu Beginn der russischen Großinvasion angegriffen. Tausende Menschen flohen, Hunderte kamen ums Leben - und im Krankenhaus wurde der Strom abgestellt.
Letzteres könne nicht mehr so schnell passieren, versichert Klinikdirektorin Olena Juswak im Gespräch mit dem deutschen Wirtschaftsminister. Denn seit Kurzem habe das mehr als 50 Jahre alte Gebäude Wärmepumpen, eine Hybrid-Solaranlage und eine niedrige Stromrechnung. Es sei schwierig gewesen, erzählt Direktorin Juswak, denn während des Umbaus hätten sie hier Patienten gehabt.
"Wir heizen komplett mit Wärmepumpen"
"Das Projekt läuft sehr gut, wir können es auch in Kriegszeiten betreiben und haben Energie, die sonst ziemlich teuer ist", sagt die Direktorin. Sie hätten hier eine eigene Gasheizung. Die aber sei seit Dezember nicht mehr benutzt worden, "da wir komplett mit den Wärmepumpen heizen können".
Die Schätzungen sind unterschiedlich, doch der Wiederaufbau der Ukraine wird astronomische Summen verschlingen. Das ist sicher. Ökologische und energiesparende Kriterien sollten eine Rolle spielen, sind sich Klinikdirektorin Juswak und Wirtschafts- und Klimaminister Habeck einig.
Energiesystem mit deutscher Hilfe
Das Energiesystem im Krankenhaus in Horenka wurde für 60.000 Euro eingebaut - unter anderem mit deutschen Geldern und finanzieller Unterstützung von Greenpeace. Das Projekt sei klein, habe aber eine riesengroße Bedeutung so Habeck.
Alleine durch das Umstellen von Gas auf moderne Wärmepumpen sei die Heizrechnung des Krankenhauses um bis zu 80 Prozent niedriger, erläutert Denys Tsutsajew von Greenpeace in der Ukraine. Nach Ansicht der Umweltorganisation sollten internationale Partner beim Wiederaufbau nicht auf alte Technologien setzen, sondern auf Umwelt- und Klimaschutz achten. Das spare Geld und schaffe Unabhängigkeit der Ukraine bei der Energieversorgung und Energiesicherheit.
Auf ukrainischer Seite gäbe es dafür eine Bereitschaft, glaubt Habeck: "Eine breitere Aufstellung des Energiesystems - wenn die Ukraine das denn will - ist ja auch sehr in unserem Interesse." Man habe viel Know-how, Partnerfirmen und auch Expertise auf der Ministerienseite. "Da wollen wir gerne zusammenkommen."
Mit Denys Tsutsajew (rechts) von Greenpeace Ukraine sprach Habeck auch über Wärmepumpen.
Die Ukraine könne ein starker Partner in Europa werden
Während seines Besuchs hat Habeck unter anderem Premier Denys Schmyhal sowie Energieminster Herman Haluschenko getroffen. Mit Letzterem erneuert er die ukrainisch-deutsche Energiepartnerschaft. Die Ukraine könne ein starker Partner in Europa werden, so der Vize-Kanzler.
Haluschenko dankt Habeck für die bisherige deutsche Unterstützung. Vor allem seit den gezielten russischen Angriffe auf das Energiesystem sei man in ständigem Kontakt gewesen: "Wir sind stärker, wenn wir die Unterstützung unserer Partner spüren", so Haluschenko.
Habeck: Krieg ist keine abstrakte Geschichte
"Es war eindrucksvoll, weil viele Geschichten und viele Bilder unter die Haut gegangen sind", sagt Habeck über seinen Besuch. Krieg sei keine abstrakte Geschichte in Medien, sondern etwas, das die Wirklichkeit von Menschen ganz konkret zerstöre.
Deutschland werde die Ukraine weiter finanziell, militärisch und ökonomisch unterstützen. Habeck hoffe, dass das Land gewinnen wird.