Der Tatverdächtige von Solingen wird von Polizisten abgeführt

Messerattacke in Solingen Tatverdächtiger sollte abgeschoben werden

Stand: 25.08.2024 12:08 Uhr

Nach dem Messerangriff von Solingen hat die Polizei einen Syrer als Tatverdächtigen festgenommen. Der 26-Jährige sollte offenbar schon 2023 abgeschoben werden. Gegen ihn wird wegen Terrorverdachts ermittelt. Die Stadt steht weiter unter Schock.

Der mutmaßliche Messerangreifer von Solingen sollte eigentlich im vergangenen Jahr nach Bulgarien abgeschoben werden. Die Behörden bestätigten der Nachrichtenagentur dpa entsprechende Medienberichte. Zuvor war demnach sein Asylantrag in Deutschland abgelehnt worden. Der gebürtige Syrer war über Bulgarien in die Europäische Union eingereist - hätte nach den Dublin-Regeln also dort seinen Asylantrag stellen müssen. In Deutschland tauchte er unter, die Abschiebung sei damit vorerst hinfällig gewesen und der Syrer nach Solingen überstellt worden, schrieb die "Welt". 

Der Verdächtige hatte sich etwa 24 Stunden nach der Tat mit drei Toten und mehreren Schwerverletzten der Polizei gestellt. Der 26-Jährige habe angegeben, für den Anschlag verantwortlich zu sein. Nach Informationen der Nachrichtenagentur dpa soll er blutverschmierte Kleidung getragen haben. Seine Tatbeteiligung werde intensiv geprüft.

Handybilder zeigen offenbar Gewahrsamnahme des mutmaßlichen Attentäters von Solingen

Jens Eberl, WDR, tagesschau, 25.08.2024 10:00 Uhr

Bundesanwaltschaft übernimmt Ermittlungen

Inzwischen verdichten sich offenbar die Hinweise auf ein Terrormotiv. Die Bundesanwaltschaft hat den Fall am Morgen an sich gezogen. Wie eine Sprecherin der obersten deutschen Anklagebehörde mitteilte, werde gegen den Syrer wegen Mordes und des Verdachts der Mitgliedschaft in der Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) ermittelt. Den Sicherheitsbehörden war er bislang nicht als islamistischer Extremist bekannt.

In den tagesthemen hatte Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) von der Festnahme des Mannes berichtet. Er sprach von einem "wirklich Verdächtigen", den man den ganzen Tag gesucht habe.

"Hat eine sehr praktische Konsequenz", Christoph Kehlbach, SWR, zu Bundesanwaltschaftsermittlungen nach Anschlag in Solingen

tagesschau24, 25.08.2024 11:00 Uhr

Beweisstücke bei Verdächtigem gefunden

Am Freitagabend hatte ein Mann auf einem Jubiläumsfest zum 650. Gründungstag der Stadt Solingen offenbar willkürlich auf Menschen eingestochen. Anschließend entkam er im Tumult und in der anfänglichen Panik. Zwei Männer im Alter von 67 und 56 Jahren sowie eine 56 Jahre alte Frau starben. Acht Menschen wurden verletzt, vier davon schwer. Nach Angaben der behandelnden Klinik befindet sich inzwischen keiner mehr von ihnen in Lebensgefahr.

"Wir haben den ganzen Tag eine heiße Spur verfolgt", Nordrhein-Westfalens Innenminister Reul über die Festnahme in Solingen

tagesthemen, 24.08.2024 23:30 Uhr

IS reklamiert Tat für sich

Am späteren Abend hatte die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) die Tat für sich reklamiert. In einer Mitteilung auf seinem Propaganda-Kanal Amak behauptete der IS, der Angreifer sei Mitglied gewesen und habe die Attacke aus "Rache für Muslime in Palästina und anderswo" verübt. Der Angriff habe einer "Gruppe von Christen" gegolten. Auch die Düsseldorfer Polizei erhielt nach eigenen Angaben ein angebliches Bekennerschreiben des IS. Jetzt müsse geprüft werden, ob dieses Schreiben echt sei, sagte ein Polizeisprecher.

Die Gefahren durch Terrorismus und Radikalisierung in der islamischen Welt sind den Sicherheitsbehörden zufolge durch den monatelangen Krieg in Gaza aber gestiegen. Deutschland ist neben den USA einer der wichtigsten Verbündeten Israels und auch einer der wichtigsten Waffenlieferanten.

Schon am Samstag hatte der Leitende Oberstaatsanwalt Markus Caspers bei einer Pressekonferenz in Wuppertal gesagt, dass der Anfangsverdacht einer terroristisch motivierten Tat nicht ausgeschlossen werden könne.

Solingen in Trauer

Nach der Tat steht Solingen weiter unter Schock. Am Morgen kamen Hunderte Menschen zu einem Gedenkgottesdienst in eine Kirche unweit des Tatorts. Der Andrang war groß - Helfer schoben zeitweise zusätzliche Stühle in den Kirchenraum. "Wir spüren in diesen Tagen unsere Hilflosigkeit und unsere Ohnmacht", sagte Pfarrerin Friederike Höroldt. "Wir suchen aber Gemeinschaft. Wir suchen Beistand. Und deswegen kommen wir hier zusammen." Eigentlich hätte es einen Festgottesdienst anlässlich der 650-Jahr-Feier von Solingen geben sollen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 25. August 2024 um 12:00 Uhr.