Ein älterer Mann sitzt an einem Tisch und zählt Geld.

Ängste-Studie Deutsche sorgen sich wegen Inflation

Stand: 09.10.2024 14:30 Uhr

Wovor haben die Deutschen am meisten Angst? Die jährliche Befragung der "Die Ängste der Deutschen" ist dieser Frage nachgegangen. An erster Stelle bleibt weiterhin die Sorge um steigende Preise.

In Zeiten von Krisen wie Krieg, Klimakrise und mangelnder Wohnraum ist es vor allem die Angst vor steigenden Preise, die den Deutschen Sorge bereitet. Das geht aus der jährlichen Befragung "Die Ängste der Deutschen" hervor. Die Ergebnisse hat die R+V-Versicherung in einer Pressemitteilung veröffentlicht.

"Die Menschen blicken mit Skepsis auf die aktuelle Entwicklung. Hohe Tarifabschlüsse, Inflationsprämien und spürbar langsamer steigende Preise konnten den Deutschen ihre Sorgen nicht nehmen", sagte Studienleiter Grischa Brower-Rabinowitsch.

Sorge ums Geld dennoch gesunken

An erster Stelle bleibt laut der Umfrage die Angst vor steigenden Preisen, das haben 57 Prozent der Befragten angegeben. Im Vorjahr waren es noch 65 Prozent der Befragten, also deutlich mehr. Ähnlich deutlich nahm auch die Sorge vor teurem Wohnraum ab, die Sorge teilten 52 Prozent der Befragten. Damit landet eine weitere finanzielle Sorge auf Platz drei im Ranking.

Die Sorge um steigende Preise bleibt somit - trotz sinkender Inflation - nun im dritten Jahr in Folge auf Platz eins. Im Vergleich zum Vorjahr ist sie nämlich von fast vier Prozent auf unter zwei Prozent gesunken. "Der Blick in unsere Langzeitstatistik zeigt: Wenn es um den eigenen Geldbeutel geht, reagieren die Deutschen sensibel", stellte Brower-Rabinowitsch fest. 

Angst vor Überforderung durch Migration

Die öffentlich angeheizte Debatte um die Migrationspolitik spiegelt sich auch in der Umfrage wider. Mehr als die Hälfte der Befragten befürchtete, dass Gesellschaft und Behörden der Zahl der Geflüchteten nicht gewachsen seien. 51 Prozent gaben sogar an, dass es durch den Zuzug aus dem Ausland zu Spannungen in der Gesellschaft kommen könnte.

"Grundlegende Probleme bei der Zuwanderung und Integration wurden lange nicht angegangen. Hier ist die Politik dringend gefordert", sagte die Marburger Politikwissenschaftlerin Isabelle Borucki, die die Studie begleitet hat. "Gerade im Osten herrscht in Teilen der Gesellschaft das Gefühl, ungleich und unfair behandelt zu werden. Das Fremde, die Geflüchteten und deren Zuzug werden als Bedrohung empfunden."

Laut Angaben der EU-Asylagentur sind die Asylanträge dieses Jahr im Vergleich zu 2023 um etwa ein Viertel zurückgegangen. Auch Deutschland verzeichnete im ersten Halbjahr einen Rückgang bei den Anträgen um 20 Prozent im Vergleich zu 2023.

Stärkster Anstieg beim Thema Extremismus

Fast jeder Zweite befürchtete, dass die Politiker mit ihren Aufgaben überfordert sein - diese Sorge nahm Platz sechs in dem Ranking ein. Dabei hat die Angst vor politischem Extremismus am meisten zugenommen.

Im Jahr 2023 bereitet sie nur 38 Prozent der Befragten Sorge, nun ist die Zahl auf 46 Prozent gestiegen. Die Meisten hatten Angst vor islamistischem Terror, gefolgt von Rechtsextremismus. Lediglich sieben Prozent gaben an, Angst vor Linksextremismus zu haben.

Klimakrise keine Bedrohung?

Dagegen sind die Deutschen relativ entspannt gegenüber über Themen wie Arbeitslosigkeit: Die Angst um den Verlust des eigenen Jobs nahm mit 22 Prozent den letzten Platz ein. "Das ist eine gute Nachricht. Noch weniger Angst um den eigenen Job hatten die Menschen noch nie in der Geschichte der Studie", sagt Brower-Rabinowitsch.

Trotz Dürren und Hochwasser in drei Gebieten in Deutschland, nehmen Angst vor Naturkatastrophen und Klimawandel nur Platz 13 und 15 im Ranking ein. Die Angst im Westen fällt dabei mit 46 und 43 Prozent höher aus als im Osten, dort hatten nur 38 bzw. 37 Prozent der Befragten Sorgen um Naturkatastrophen und Klimawandel.

Erhebung seit mehr als 30 Jahren

Die R+V-Versicherung ist eine der größten Versicherungsgesellschaften Deutschlands. Die Versicherung gibt die Umfrage "Die Ängste der Deutschen" seit 32 Jahren in Auftrag. Für die diesjährige Studie befragten Meinungsforscher des  R+V-Infocenters 2.400 Menschen zwischen Juni und August 2024 ab einem Alter von 14 Jahren in persönlichen Interviews.