Studie zu Autoritarismus Rechtsextremismus als "bundesweit geteiltes Ressentiment"
Ausländerfeindliche Einstellungen sind in den ostdeutschen Bundesländern weiterhin verbreiteter als im Westen - doch die Unterschiede werden kleiner. Zugleich sinkt die Zustimmung zur Demokratie, wie eine neue Studie zeigt.
Im Westen Deutschlands hat die Zustimmung zu ausländerfeindlichen Aussagen in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Damit näherten sich die Einstellungen in den westdeutschen Bundesländern denen im Osten des Landes an. Das zeigt die neue "Leipziger Autoritarismus Studie" des Else-Frenkel-Brunswik-Instituts der Universität Leipzig.
Seit Beginn der Studienreihe im Jahr 2002 ging die Zustimmung zu ausländerfeindlichen und chauvinistischen Aussagen im Westen zurück, während sie im Osten schwankte. Studienleiter Oliver Decker stellt fest: "Die Studie erfasst in diesem Jahr vor allem im Westen eine deutliche atmosphärische Verschiebung." Dort ist der Anteil mit einem geschlossen ausländerfeindlichen Weltbild von 12,6 Prozent (2022) auf 19,3 Prozent gestiegen.
"Die Ausländerfeindlichkeit hat sich damit zu einem bundesweit geteilten Ressentiment entwickelt", erklärt Co-Leiter Elmar Brähler. 31,1 Prozent der Befragten im Westen stimmten der Aussage zu, dass Deutschland durch "die vielen Ausländer überfremdet" sei. Vor zwei Jahren waren es noch 22,7 Prozent.
In den ostdeutschen Bundesländern ist die manifeste Zustimmung im selben Zeitraum von 38,4 auf 44,3 Prozent gestiegen. Ein geschlossen ausländerfeindliches Weltbild weisen mit 61 Prozent vor allem Wählerinnen und Wähler der AfD auf, so die Studie.
Zustimmung zur Demokratie sinkt
Die Zufriedenheit mit der Demokratie ist in Deutschland gesunken. Zwar stimmen laut Studie 90,4 Prozent aller Befragten der Demokratie als Idee zu. Die Zustimmung zur "Demokratie, wie sie in der Bundesrepublik Deutschland funktioniert", findet aber nur noch bei 42,3 Prozent Anklang.
Im Osten sank dieser Anteil von 53,5 Prozent im Jahr 2022 auf 29,7 Prozent in diesem Jahr - der tiefste Wert seit 2006. Im Westen ging der Anteil im selben Zeitraum von 58,8 Prozent auf 46 Prozent zurück - ebenfalls der tiefste Wert seit 2006.
Zunahme von Antisemitismus im Westen
Eine leichte Trendumkehr gab es der Studie zufolge dagegen bei den antisemitischen Einstellungen in Westdeutschland. Von 2002 bis 2022 waren die dort gemessenen judenfeindliche Einstellungen von 13,8 Prozent auf drei Prozent gesunken. In diesem Jahr zeigte sich bei der offenen Zustimmung zu antisemitischen Aussagen ein leichter Anstieg auf 4,6 Prozent.
Im Osten sank die Anzahl der manifesten Antisemiten von drei Prozent im Jahr 2022 auf 1,8 Prozent, wie es in der Studie hieß. Die Zustimmung zu einzelnen Aussagen lag höher. So stimmten 10,2 Prozent der Westdeutschen und fünf Prozent der Ostdeutschen ausdrücklich zu, dass Jüdinnen und Juden "auch heute noch" zu viel Einfluss hätten.
Die Leipziger Autoritarismus Studie wird seit 2002 regelmäßig durchgeführt und erfasst die Einstellungen der Bevölkerung zu autoritären und demokratiefeindlichen Tendenzen. Befragt wurden 2.500 repräsentativ ausgewählte Menschen.